Darf man über Zeiten sprechen, die man nicht erlebt hat?

8 Antworten

man kann wohl niemals eine Zeit besser kennen als eine Person die in jener Zeit gelebt hat zumindest nicht innerhalb desselben Kulturkreises.

Wenn es keine Überlebenden aus einer Zeit mehr gibt dann bleibt natûrlich nur noch die historische Forschung.

Da aber sehr viele noch lebende Menschen die 60er und 70er Jahre kennen sind diese als Zeitzeugen die wichtigsten Experten.

Ich der ich in den 50er Jahren geboren bin könnte ja auch nicht besser über den Alltag zur Nazizeit Bescheid wissen als meine Eltern oder Grosseltern.

Ja natürlich kann man das, auch wenn man nicht dabei war. Wenn jeder nur über das reden dürfte, wo er selber gelebt hat und dabei war, das funktioniert nicht, wie du oben schon selber sagst. Aber wen nes direkte Zeitzeugen gibt, wiegt deren Aussage natürlich auch. Aber komplett absprechen dürfen sie dir deine Meinung auch nicht.

Zwischen darüber sprechen und klugscheissen gibt es einen Unterschied. Wenn mir jemand, der zu jung ist, um es erlebt zu haben, erzählen wollte, wie das Leben in den 80ern war, würde ich das auch nicht sonderlich ernst nehmen. Einfach weil es ein Unterschied ist irgend was gelesen oder im TV gesehen zu haben oder selbst damals gelebt zu haben.

Das ist natürlich bei allem was Geschichte ist so. Bei älterer Geschichte fällt uns unsere Verallgemeinerung nur nicht auf, weil keiner mehr lebt, der sich dagegen wehren kann.

Also ja, klar kannst drüber reden. Aber versuche nicht Leute zu belehren, die dabei waren und eben wissen, wie sie damals wirklich gelebt haben.

Hessen001 
Fragesteller
 12.09.2023, 17:25

Allerdings nimmt ja auch jeder nur seine eigene Perspektive wahr. Und da kann es schon sein, dass z.B. heutige Forschung zu anderen Ergebnissen kommt, als die subjektive, eigene Erfahrung.

Viele haben ja z.B. erzählt, sie hätten von Hitlers bösen Absichten keine Ahnung gehabt, obwohl sich das heute klar widerlegen lässt.

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Pausenraum  12.09.2023, 17:29
@Hessen001

Das läßt sich eben nicht widerlegen. Man könnte höchstens belegen, dass die Leute die Möglichkeit gehabt hätten etwas zu wissen, aber du kannst nicht darüber entscheiden worüber sich die Leute damals wirklich Gedanken gemacht haben oder was sie sich vorstellen konnten.
Normale Menschen stellen sich nicht mal eben vor, dass Menschen in Gaskammern gedrängt werden.

Die Frage ist: was hast du davon Menschen ihre Erfahrungen abzusprechen?

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Zeitzeugen sind natürlich eine Quelle, um etwas über die Vergangenheit in Erfahrung zu bringen.

Allerdings: Sie quasi für unfehlbar zu erklären bzw. zu behaupten, ein Mensch, der eine Zeit nicht selbst erlebt hat, könne niemals so viel wissen wie ein Zeitzeuge, ist einfach falsch.

Das fängt schon damit an, dass ein einzelner Mensch in der Regel nicht das "ganze Bild" sieht, sondern vor allem das, was ihn selbst in seinem Alltag berührt. Und dazu kommt noch, dass es ja durchaus nicht selten vorkommt, dass Menschen Dinge verzerrt oder falsch wahrnehmen.

Und dann ist halt das menschliche Gedächtnis auch nicht so zuverlässig, wie man manchmal meint. Es kommt sehr häufig vor, dass Menschen Dinge irgendwann anders in Erinnerung haben, als sie sie ursprünglich wahrgenommen haben. Die Ursachen dafür sind, und zwar auch bei gesunden Menschen, vielfältig; Vergessen ist nur eine davon.

Daher kann es ohne weiteres passieren, dass ein Zeitzeuge Dinge behauptet, die sachlich falsch sind. Und deshalb kann man es natürlich auch als Nichtzeitzeuge besser wissen als ein Zeitzeuge; das ist immer dann möglich, wenn dieser etwas Falsches behauptet, weil er Dinge falsch wahrgenommen oder falsch in Erinnerung hat.

Woher ich das weiß:Hobby – Eigenes politisches Engagement, Allgemeinbildung

Man darf, nur die Beweislage wird schwieriger, weil die Quellen angegriffen werden können und man selber somit nicht der Augenzeuge ist und dadurch unglaubwürdig gemacht werden koennte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung