Bin ich zu weit gegangen?
Ich möchte mir etwas von der Seele reden, was mich seit nun einer Woche innerlich auffrisst und worüber ich mich mit niemandem sprechen traue.
Ich hatte vor zehn Tagen noch einen Partner,mit dem ich gern alt werden wollte. Vor wenigen Monaten ist mir immer öfter aggressives Verhalten an ihm aufgefallen. Z.b waren wir wandern und er hatte beinahe einen Fahrradfahrer vom Fahrrad geschubst, weil er fand, das auf dem Pfad,den wir gegangen sind, Fahrradfahrer nichts zu suchen haben. Ich habe ihm danach zur Rede gestellt und wir hatten sogar einige Tage keinen Kontakt, bis er wieder auf mich zugegangen ist und mir gestanden hat, dass er sich in manchen Situationen seit einiger Zeit selbst vor sich erschrickt, sein Verhalten womöglich etwas mit einem unverarbeiteten Trauma zu tun hat, und er bereit ist sich therapeutische Hilfe zu suchen.
Nachdem er tatsächlich einen Therapeuten ausgesucht hat und sich auf die Warteliste für eine Therapie hat eintragen lassen haben wir uns wieder mehr und mehr genähert.
Letzte Woche war er mit seiner 6 Jährigen Tochter bei mir Zuhause. Er hat für uns gekocht. Ich hatte Dienst. Meine 21 jährige Tochter war ebenfalls Zuhause. Nachdem er Abends nach Hause gefahren ist, kam meine 21 jährige Tochter auf mich zu und bat mich um ein Gespräch.
Sie erzählte mir dass es in meiner Abwesenheit eine Eskalation gegeben haben soll. Seine Tochter hatte nicht ihren Willen bekommen und einen Wutanfall gekriegt woraufhin mein damaliger Partner das Kind sehr grob angefasst haben soll . Sie schrie wie am Spieß und rief: aus, du tust mir weh !
Meine Tochter,die sehr reif für ihr Alter ist und klar in ihrer Wahrnehmung war erschrocken über die enorme Aggressivität meines Partners.
Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Habe mir schwer getan meinen Partner darauf anzusprechen. Ich muß vielleicht erwähnen, ich komme aus einer sehr gewaltvollen Kindheit und derartige Aggressionen triggern mich.
Nach zwei Tagen entschied ich mich nicht so zu tun, alsob nichts passiert ist und ihn auf die Situation anzusprechen. Ich habe ihm gesagt,dass ich seine Aggressionen nicht in Ordnung finde und dass er mir Angst macht. Ich habe ihm gesagt, dass er genau weiß, wie meine Kindheit war und was für Emotionen er damit bei mir auslöst und dass es mir derzeit schwerfällt mich 100% auf ihn einzulassen, weil ich mich frage wo seine Grenzen sind und mir nicht sicher bin, ob er nicht eines Tages seine Hand gegen mich hebt.
Wie ich befürchtet habe, ist die Situation eskaliert. Verdeckt eskaliert, denn er hat das ganze per WhatsApp "geklärt"
Er warf mir vor ich würde ihm Kindesmissbrauch unterstellen. Und das ich nicht besser als die Mutter seiner Kinder sei, die ihn bereits Vorabgericht gezerrt hätte und ihm das Sorgerecht wegnehmen will. Er hat immer wieder betont, dass er seinen Kindern nichts tut und dass er sich mit gegenüber nicht rechtfertigen muss, dafür,dass er seine Tochter beruhigen wollte. Zuletzt kam der Satz: halte dich fern von mir, es ist mir egal was du über mich denkst.
Ich habe gehofft,er beruhigt sich nach ein zwei Tagen und wir können das ganze noch einmal persönlich klären aber in der Nacht von 23 zum 24 Dezember hat er eine n Foto von einem neuen Date auf WhatsApp gepostet, wohl wissend,dass ich das sehen würde.
Meine Feiertage waren furchbar. Ich leide enorm und schwanke zwischen Wut, Enttäuschung, Herzschmerz und Selbstvorwürfen.
Mehrere Versuche das ganze nochmal zu klären sind gescheitert, er reagiert nicht auf meine E-Mails. Alsob es ihn nie in meinem Leben gegeben hat.
Ich mache mir Vorwürfe und zweifle immer mehr daran ob es richtig war den Vorfall anzusprechen. Ich versuche nachzufühlen, wie es mir als Mutter gehen würde,wenn mir jemand sagen würde,dass ich zu grob mit meinen Kindern umgehe. Ich kann es nicht. Dadurch,dass ich soviel Gewalt erlebt habe, sind meinen Kindern derartige Ausfälle erspart geblieben.
Wie gehe ich mit dieser Situation nur weiter um ?
11 Antworten
Du hast alles richtig gemacht und Dich und Deine Familie vor einem gewaltbereiten Mann geschützt.
Es ist schon seltsam, dass gleich 2 Frauen, also auch seine Ex ihn der Gewalt bezichtigen. Ohne Grund geht niemand mit sowas zum Anwalt!
Er will Dir weh tun mit der neuen Eroberung, diese Frau ist nur Mittel zum Zweck.
Eine Waffe gegen Dich, um Dich dafür bluten zu lassen, dass Du nicht nachgibst und einknickst.
Du siehst ja, wie für ihn Konfliktlösung aussieht: Eskalation, Provokation, Eifersuchtsspiele, Demütigungen.
Schnell weg da, den Kontakt ganz unterbinden.
Der wird sonst weiter Deine Triggerpunkte per Exzellenz ausloten.
Ich danke für diese klaren Worte. Und doch ist es so schwer dem Herz zu verstehen zu geben, dass es nicht verzweifeln soll. Um Mitternacht habe ich wie ein kleines Kind allein am Fenster gesta und geweint. Vor einem Jahr haben wir gemeinsam reingefeiert. Ich war ich so verliebt und zuversichtlich, dass er der richtige ist. Jetzt ist alles so enttäuschend und traurig.
Das kann ich voll verstehen. Man hat das Gefühl umsonst geliebt und Zeit verschwendet zu haben, um dann mit leeren Händen da zu stehen.
Aber schau mal, was es für einen Charakter zeigt wenn man mit anderen Menschen so umgeht und dann im Schmerz noch eifersüchtig macht.
Du siehst Dich als Verliererin, aber eigentlich hast Du gewonnen.
Du hast Klarheit gewonnen und der Weg ist nun frei für einen Mann, der Dich wertschätzt und für den es sich lohnt. Der auch Deine Familie achtet.
"Selbstvorwürfe"?
Du hast diverse Warnsignale im Laufe der Zeit wahrgenommen.
Und beim letzten Mal, wurde sogar deine erwachsene Tochter aufmerksam und hat sich an dich gewendet (hätt sie nicht getan wenn sie es als "nicht erwähnenswert" eingeschätzt hätte).
Selbstvorwürfe sind da wirklich fehl am Platz. Du hast deine Grenzen, aufgrund deiner persönlichen Vorgeschichte. Und es ist absolut richtig und wichtig dich/ deine Tochter/ eure Gegenwart und Zukunft zu schützen.
Du schriebst im ersten Teil deines Textes was von Trauma und Therapie. Wär das denn nicht auch etwas für dich persönlich? Denn diese "Selbstvorwürfe", woher kommen die? Ein damals angewöhntes / anderzogenes Denkmuster vielleicht. Wenn ja, dann beeinflusst dies nun auch dein Denken nachdem du Warnsignale wahrgenommen/ gedeutet/ angesprochen hast... und die andere Person (er) mit einem großen Knall den Rückzug antrat.
Es war richtig und im Hinblick auf deine Vergangenheit auch mutig, die Situation anzusprechen!
Du drehst dich im Kreis, wenn du im Nachhinein versuchst zu erörtern, wie das Gespräch hätte anders laufen können oder ob man es nicht hätte ansprechen sollen.
Ich finde es auch gar nicht so entscheidend, dass das Gespräch eskaliert ist. Denn das passiert doch bei einem Streit häufig mal.
Viel wichtiger ist doch das Verhalten nach einem Streit. Sich direkt in ein neues Date zu stürzen und das Ganze auf WhatsApp zu posten, ist einfach nur total schäbig. In jeglicher Hinsicht!
Ich weiß nicht, ob das eine geeignete Grundlage für eine Beziehung darstellt, selbst wenn sich dein Partner wegen seiner Aggressionen in Therapie begibt. Er hat da sicherlich noch einiges mehr aufzuarbeiten.
Du solltest deshalb tief in dich hinein horchen, ob dir diese Beziehung wirklich gut tut, sollte sie überhaupt noch Bestand haben.
Ich würde mich an deiner Stelle nicht mehr melden und auf Abstand gehen.
Du machst drei Kreuze, dass dieser Mensch nicht mehr Teil deines Lebens ist! Denn ja, der hat ganz offensichtlich ein Problem mit seiner Impulskontrolle sowie der Selbstreflektion!
Wenn du noch etwas gutes für seine Tochter tun willst, nimm Kontakt zur Kindsmutter auf, schildere den Vorfall und biete an, im Zweifel auch dem Jugendamt und dem Familiengericht gegenüber dein Erleben dieser Person gegenüber dem Kind und allgemein zu schildern, falls die Mutter zum Beispiel durchsetzen will, dass er sein Kind nur noch im begleiteten Umgang zur Sicherheit sieht, bis er seine ganzen Probleme im Griff hat.
Ansonsten, so für dich, deine Psyche und dein weiteres Lebensglück würde ich dir noch empfehlen, dir zu überlegen, ob vielleicht eine Runde Therapie zur Verarbeitung deiner Kindheitstraumata eine gute Idee wäre. Gewalt in der Kindheit hinterlässt ja extreme Spuren. Insbesondere einen angeknacksten Selbstwert - und damit auch leider eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit, immer wieder in Beziehungen zu landen, wo Gewalt eine Rolle spielt, ganz verkürzt und vereinfacht gesagt... Vielleicht wäre es da für dich wirklich ein sehr positiver "Befreiungsschlag", wenn du da an der Verarbeitung dieser seelischen Wunden aus deiner Kindheit mit professioneller Hilfe arbeitest, um dich selbst besser zu fühlen - und darüber dann auch vielleicht in Zukunft in einer wirklich liebevollen, nicht toxischen, nicht gewaltvollen Beziehung zu landen :)? Ich wünsche dir alles Gute :)!
Trenne dich von ihm, das war es. Es ist besser so. Melde dich nicht mehr bei ihm. Er ist nicht beziehungsfähig und es ist richtig, dass du das angesprochen hast, wie er mit seiner Tochter umgegangen ist. Du bist ja vorbelastet und es ist dein Recht, auf Augenhöhe wahrgenommen zu werden.
Er hat seine Aggression nicht im Griff, und ob das besser wird, weiß man nicht. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende.
Was er macht, in dem er dir "Kindesmissbrauch" vorwirft ist abgründig. Er rückt sich somit selbst in die Opferrolle und schiebt dir die Schuld zu.
Enttäuschung, Wut - das ist gut. Aber Selbstvorwürfe, bitte nicht. Herzschmerz ist klar, aber der wird vergehen!
Er hat seine Aggression nicht im Griff, und ob das besser wird, weiß man nicht
Zumal er sich ja, laut Fragestellerin, in manchen Situationen auch vor sich selbst erschrickt, sein Aggressionspotenzial und seinen gelegentlichen Kontrollverlust also selbst wahrnimmt, daher auch der selbst eingestandene Therapiebedarf.
Vielen Dank für den Stern 🌟