Einsperren als Bestrafung?
Was macht es mit einem Kind, wenn es allein „weggesperrt“ wird, z.b. wenn die Situation eskaliert?
Ich musste als kleines Kind bereits sehr oft auf den Dachboden, damit sich die Situation abkühlt. Meine Mutter hat mich dort zum Schutz vor meinem Vater hingebracht und ich musste stundenlang droben bleiben, weil er dauernd Abstürze hatte. Irgendwann hat sie mir auch Spielsachen dort hingestellt. Ich habe es teilweise als sicheren Ort betrachtet und bin später sogar freiwillig mal hochgegangen, wenn ich mich schlecht gefühlt habe. Es war wie eine einsame Schutzburg.
Es war eine dunkle, eklige Abstellkammer. Dort konnte es sehr kalt sein und es gab dort viel Staub. Meine Mutter hat es später aber regelmäßig für mich sauber gemacht, weil ich öfters dort war.
Ich fühlte mich einerseits im Stich gelassen. Andererseits musste ich da aber auch keine Angst mehr vor meinem Vater haben und habe mich sicher gefühlt. Alleine habe ich mich da immer gefühlt. Meistens hatte ich auch Angst, weil ich nicht wusste, wie lange ich drin bleiben muss.
Was löst Wegsperren bei Kindern in aller Regel aus?
8 Antworten
Das sind ja gravierende Erlebnisse gewesen, die dich so früh schon geprägt haben. Tut mir leid für dich! Aber du hast ja auch gemerkt: Wegsperren als Strafe ist etwas grundlegend Anderes als ein In-Sicherheit-Bringen vor einer Gefahr.
Das eine ist eine pädagogische Sanktion, das andere eine fürsorgliche Maßnahme, solange anders nicht für Sicherheit gesorgt werden kann.
Bei einem Kind hängt es wohl vom Alter ab, ob es die Sinnhaftigkeit der Maßnahme schon versteht und erkennt, ob es um eine Strafe geht oder - was schon ein eher abstraktes Verstehen voraussetzt - eine vorsorgliche Sicherungsmaßnahme.
Etwas hinterlässt das Wegsperren sicherlich, aber das ist unterschiedlich von Fall zu Fall: im besten Fall sind es nur Erinnerungen.
Wenn das Kind gar keine Erklärungen bekommen hat, bezieht es alles erst mal auf sich - und versteht die Welt nicht mehr. Dann vergräbt es seinen Schmerz und spaltet womöglich den Auslöser ab, woraus eine aggressive Persönlichkeit entstehen könnte.
Von der fatalen Folge, dass Menschen später auch Verhaltensweisen wiederholen, unter denen sie selbst zu leiden hatten, erfuhr ich durch Bruno Bettelheim aus seinem Buch 'Ein Leben für Kinder'.
So gibt es ganz unterschiedliche Folgen - und das ist auch gut so (sonst wäre die Psychologie arbeitslos)!
Sowas löst bei Kindern schwerste psychische Probleme aus, oft haben sie auch als erwachsener damit noch zu kämpfen
Einsperren als Strafe ist zurecht verboten und kann zur Anzeige gebracht werden. Kinder, die eingesperrt werden, können Ängste und Panikattacken entwickeln und leiden ihr ganzes Leben darunter.
In deinem Fall ist das Einsperren einen Schutz vor deinem Vater gewesen, den du wahrscheinlich anders empfunden hast, als wenn es zur Strafe gewesen wäre.
Schauderhaft ist diese Vorstellung, was passiert wäre, wenn dein Vater dich gefunden hätte. Unglaublich!
Keine Ahnung. Ist bei jedem verschieden. Wenn ich sauer bin sperre ich mich auch in meinem Zimmer ein. Ich glaube bei dir war das Problem die Abstürze deines Vaters, denn die haben dir Angst gemacht, und du hast dich nicht getraut rauszukommen. Das ist etwas ganz anderes, du bist da zum Schutz nicht zur Strafe nach oben gegangen
Nein. Wenn du scheiße gebaut hast und deine Mutter dich bestraft bist du sauer und so. Aber es ist nicht wirklich was passiert. Wenn sie es tut um dich vor deinem Vater zu beschützen, dann hast du wahrscheinlich richtige Angstzustände, machst dir total Sorgen, generell ist der psychische Druck bei Angst höher als bei Wut
Durch die Strafe kann die Beziehung zur Mutter gestört bzw. sogar (selten) zerstört werden und dies könnte zusätzlich zur Wut noch Trauer sowie Angst und Ohnmacht (bzw. Panik) auslösen.
Das ist auch möglich, jedoch ist es laut meiner Einschätzung das kleinere Übel.
Die Zustände, die du beschrieben hast, hat es auch bei mir oft ausgelöst. Nur Wut hatte ich kaum.
das war wohl weniger eine Bestrafung, als eine Schutzmaßnahme - traurig, dass es Familien gibt in denen Kinder vor austickenden Familienmitgliedern geschützt werden müssen
ja, bzw. hingebracht worden