Beichten wie, ab welchem Alter, wo?

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Die sakramentale Beichte gibt es nur in der kath. Kirche und kann - wie jedes andere Sakrament auch - nur von Katholiken empfangen werden. Man wird zwar bei einer Beichte nicht vom Priester danach gefragt, weil es als selbstverständliche Voraussetzung gilt, aber es ist eine Voraussetzung für die Gültigkeit. Wenn du also nicht katholisch bist, steht dir nur eine Möglichkeit der Aussprache offen - wie sie heute auch in manchen ev. Kirchen angeboten wird.

Jesus Christus hat das Bußsakrament für die Umkehr der Getauften eingesetzt, die sich durch die Sünde von ihm entfernt haben. "Empfanget den Heiligen Geist, wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben, wem ihr die Vergebung verweigert, dem ist sie verweigert (Joh. 20, 22-23). Diese Vollmacht gilt über den Tod der Apostel hinaus auch ihren Nachfolgern in apostolischer Sukzession, also den kath. Priestern, die dadurch ermächtigt werden, im Namen Gottes die Vergebung der Sünden zuzusprechen. Sie werden dadurch zu Werkzeugen der Barmherzigkeit Gottes und üben die Vollmacht der Sündenvergebung im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes aus. Deshalb wird es auch Sakrament der Versöhnung, der Vergebung oder der Umkehr genannt.

Voraussetzung für eine gültige Beichte ist für einen Katholiken die innere Umkehr, d.h. nach einer sorgfältigen Gewissenserforschung die Reue über die begangenen Verfehlungen und der gute Vorsatz, es mit der Gnade Gottes besser zu machen, von einem Laster abzulassen und zugefügten Schaden soweit es möglich ist, gutzumachen. Die Beichte ist also kein Lippenbekenntnis, sondern die Regung des Herzens, auf die barmherzige Liebe Gottes zu antworten und sich alles von ihr zu erhoffen. Das Bußsakrament besteht also aus dem Handeln des Menschen durch seinen Willen zur Umkehr und seinem Bekenntnis, die Lossprechung durch den Priester, der im Namen Christi die Vergebung schenkt und die Art der Genugtuung bestimmt. Genugtuung kann ein Gebet, ein Opfer, ein gutes Werk sein.

Katholiken sollten in überschaubaren Abständen beichten. Entweder nutzen sie die Beichtmöglichkeiten in den Klosterkirchen, die täglich bestehen oder in Pfarrkirchen die Beichtzeiten, die meist an Samstagen nachmittags angeboten werden. Man kann auch den Beichtstuhl umgehen, indem man ein persönliches Gespräch vereinbart und in einem Beichtzimmer den Priester gegenübersitzt. Wenn man den Beichtstuhl betritt, wird man vom Priester begrüßt mit "Gelobt sei Jesus Christus" und antwortet darauf mit "in Ewigkeit.Amen". Man kann dann die Zeit der letzten Beichte angeben und beginnt mit dem Bekenntnis. Der Priester spricht dann zu dir und im Anschluss daran das Lossprechungsgebet . Er entlässt dich mit dem "Gelobt sei Jesus Christus". Bei einem Beichtgespräch ist mehr Raum für persönliche Erklärungen usw. Die Erstbeichte findet meist bei der Erstkommunion mit 8/9 Jahren statt, wenn ein Kind genug Verstehen zeigt, geht es auch früher.

Wenn vom "Beichten" die Rede ist, dann kann es eigentlich nur um christlich-katholisches Gedankengut gehen. Eigentlich ist ja die Bibel mit ihrem Inhalt Grundlage aller christlichen Konfessionen. - In der Bibel gibt es jedoch keinen Hinweis auf ein generell von Gott angeordnetes Beichten von Sünden vor einem Priester. - Es handelt sich also bis auf Ausnahmesituationen in schwerer persönlicher Bedrängnis um eine nichtbiblische "Erfindung" des Vatikan. Deshalb würde ich dir auch raten erst gar nicht mit solchen Praktiken anzufangen. - Beichten kannst du deine Sünden jeden Tag und jederzeit vor deinem Schöpfer selbst, im persönlichen Gebet. Du brauchst dafür als Christ/Christin keinen Beistand eines Priesters, denn dieser ist wie du auch nur Mensch. Und wenn es tatsächlich einmal ein "schwerer Fall" sein sollte, kannst du auch jeden Glaubensbruder oder jede Glaubensschwester ins Vertrauen ziehen und mit ihm gemeinsam vor unserm Gott und Herrn Jesus Christus beichten.

Wenn du aber dennoch am "katholischen Kurs" festhalten willst, so suche bitte Rat beim nächsten Pfarramt. - Man kann dies auch telefonisch tun, wenn man sich nicht namentlich offenbaren will.

Sonnenwaage  07.03.2014, 11:02

Warst du auch nur einmal beichten?

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homme  07.03.2014, 11:19
@Sonnenwaage

Nein, weil es für mich aus christlicher Sicht und meinem (vielleicht begrenzten) aktuellen Wissen über den Inhalt des Neuen Testaments keinen Sinn macht!

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Sylvestra  07.03.2014, 11:18

"In der Bibel keinen Hinweis" - "nichtbiblische 'Erfindung' des Vatikan" - stimmt so nicht!

biblische Hinweise:

Joh 20,21ff. Jesus sagt zu den Aposteln: "Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. ... Wem ihr die Sünden vergebt, dem sind sie vergeben,..."

Interpretation: Die Bischöfe und Priester als Nachfolger der Apostel und dementsprechend auch heutige Träger dieser Vollmacht.

Joh 13,10ff. (die Fußwaschung), Jesus sagt: "Wer vom Bad kommt, ist ganz rein und braucht sich nur noch die Füße zu waschen. ... Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen. Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe."

Interpretation: Damals wusch man sich in einer zentralen Badeanstalt oder im See/Fluss, anschl. heimlaufen über staubige Straße in Sandaletten = Leib sauber aber Füße wieder dreckig. Dies ist real so gewesen, und ist doch auch gleichzeitig ein Sinnbild: Durch die Taufe auf den Namen Jesu ist der Mensch erstmal ganz reingewaschen von der Sünde. Im Alltag geschehen aber Fehler, der Mensch begeht immer mal wieder Sünden. Zur Reinigung davon verweist Jesus den Menschen auf den Mitmenschen, und nicht auf ein stilles Kämmerlein. (Das Thema "Mensch als soziales Wesen, und dies in sämtlichen Belangen des Lebens" zieht sich übrigens durch die ganze Bibel.)

Um nur 2 Beispiele zu nennen. Über die richtige oder falsche Interpretation kann man sich freilich streiten. Aber es gibt Hinweise in der Bibel, und der Vatikan hat das mit der Beichte nicht einfach aus dem luftleeren Raum gegriffen.

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homme  07.03.2014, 11:25
@Sylvestra
Interpretation: Die Bischöfe und Priester als Nachfolger der Apostel und dementsprechend auch heutige Träger dieser Vollmacht.

Meine Gegen-Interpretation: Nach dem Neuen Testament und auch nach Joh. 20, 21ff kann jeder einfache Christ die Sünden vergeben, nicht nur Bischöfe und Priester, denn auch der einfache Christ ist "Nachfolger" von Jesus Christus.

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Sylvestra  07.03.2014, 11:33
@homme

Hab ich doch gesagt: Über die Interpretation lässt sich streiten. Trotzdem ist es Fakt, dass der Vatikan die Bibel als Grundlage genommen hat.

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homme  07.03.2014, 11:59
@Sylvestra

An manchen Stellen hat der Vatikan die Bibel aber trotzdem ganz weltlich "etwas gebeugt".

Doch ich will mich darüber nicht weiter auseinander setzen, weil ich denke, dass uns im Grunde weit mehr verbindet, als uns konfessionell trennen kann. LG homme

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Auf keinen Fall beichten gehen. Wenn du die Kirche einbeziehst hast du keinen Helfer, viel eher raubt sie dir die Kraft. Es hilft dir ja sowas von überhaupt nicht, wenn du 20 Rosenkränze beten musst. Mache die Dinge wieder gut, die du verbockt hast. Manchmal kann man eine Sache bei der gleichen Person nicht wieder gut machen. Dann mache es an einer anderen Person gut. Hilf jemandem, der Hilfe braucht und mache gut, was du verbockt hast. So löst man ein Problem - mit Beichten nicht.

Sylvestra  06.03.2014, 22:15

Man merkt, dass du keine Ahnung hast. Die Zeiten deiner Oma haben sich geändert! Bußaufgaben wie 20 Rosenkränze oder so gibt es schon lange nicht mehr. Und wenn doch, dann konkret auf das Problem bezogen. Aber nicht sinnlos Gebetstexte runterleiern.

Beichten tut man zwar beim Pfarrer, aber nicht für den Pfarrer. Es geht um Gott. Und viele Probleme sind so verworren, dass sie einen seelischen Anteil haben. In der Beichte geht es in erster Linie nicht um das Falsche, sondern darum, dass Gott gnädig und barmherzig ist - und dass deswegen immer ein Neuanfang möglich ist, egal was man verbockt hat.

Beichten ist natürlich kein Ersatz dafür, Dinge mit den betreffenden Personen zu klären. Aber zu beichten kann dir helfen, (a) erstmal die Dinge für dich selber klar zu kriegen und (b) Kraft zu bekommen, und auch Ideen, wie man's angehen kann. Gott hilft dir, wenn du ihn bittest.

Ob man zur Beichte gehen sollte oder ob man das mit Gott im stillen Kämmerlein ausmachen kann? Ich finde, es tut gut, über bestimmte Dinge mit jemand neutralem (Pfarrer) reden zu können. Er hat außerdem eine Schweigepflicht, so ist es geschützt.

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Susi6  07.03.2014, 13:24
@Sylvestra

In der Beichte geht es in erster Linie nicht um das Falsche, sondern darum, dass Gott gnädig und barmherzig ist

Wenn es Gott nicht von alleine schafft zu vergeben, dann hat er ein ganz schön gestörtes Selbstwertgefühl.

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Sylvestra  07.03.2014, 15:12
@Susi6

Da hast du mich falsch verstanden. Es geht darum, dass ich Mensch mir in der Beichte wieder bewusst werde, dass Gott so ist - und eben nicht rachsüchtig, wie er auch manchmal dargestellt wird. Er ist der liebende Vater, der den verlorenen Sohn mit offenen Armen wieder zuhause empfängt (Lk 15,11-32). Voraussetzung ist, dass sich der "Sohn" (der Mensch, der Mist gebaut hat) freiwillig auf den Weg zurück macht und somit das schlechte hinter sich lässt. Schließlich haben wir Menschen auch die Freiheit dazu, das schlechte beizubehalten, wenn wir wollen. Aber wer es abladen will, der findet eben keinen zornigen und strafenden Gott vor, sondern einen gnädigen und barmherzigen. So hatte ich das gemeint.

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Hallo NiseXD,

vielleicht interessiert Dich diese Meldung:

USA: Katholische Kirche segnet Beicht-App ab

Wer es nicht zum Beichtstuhl schafft, kann ab sofort auch in der U-Bahn oder im Büro sein Gewissen erleichtern: Die katholische Kirche in den USA hat eine Beicht-App für Smartphones genehmigt.

Die Anregung für das Programm komme sogar von ganz oben: Papst Benedikt XVI. hatte im Vorjahr in einer Rede Jugendliche dazu ermutigt, von Social-Media und Internet bei der religiösen Kommunikation Gebrauch zu machen.

Noch können lediglich Nutzer von Apple-Geräten ihr Gewissen per Beicht-App erleichtern. Versionen für andere Systeme sind laut Hersteller jedoch in Arbeit.

http://www.spiegel.de/panorama/usa-katholische-kirche-segnet-beicht-app-ab-a-744534.html

Damit ist nun auch das Geheimnis um den Grund für den Rücktritt des "deutschen Papstes" gelüftet.

Sylvestra  07.03.2014, 11:27

"Damit ist nun auch das Geheimnis um den Grund für den Rücktritt des "deutschen Papstes" gelüftet."

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so einfach geht das nicht. Es gibt Unterschiede der Beichte zwischen Katholischer und Evangelischer Kirche. Aber bei beiden muss man vorher einen besonderen Unterricht mitmachen. Erst danach geht man zum ersten Mal zur Beichte. Sei es vor der Konfirmation (evang) oder der Erst- Kommunion (kath.). Evangelisch etwa mit 15 und katholisch etwa mit 10 Jahren. Durch diese beiden "Riten" ist man in die Gemeinschaft der Kirche aufgenommen und darf dann auch beichten. Übrigens die sogenannte Ohrenbeichte (also in dem sog. Beichtstuhl) gibt es nur im Katholischen. Evangelisch wird das ganze etwas "legerer" gehandhabt ohne Aufzählung der einzelnen Sünden sondern im eigenen Nachdenken über seine Verfehlungen ohne sie auszusprechen. Bei beiden Arten gilt, erst nach der Beichte darf man zum "Abendmahl" (evang) oder zur "Kommunion" (kath.) gehen.

NiseXD 
Fragesteller
 06.03.2014, 21:21

Achso, trotzdem danke^^

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Sylvestra  06.03.2014, 21:54

Nö.

In die Gemeinschaft der Kirche ist man durch die Taufe aufgenommen.

Für's beichten gibt es keine Voraussetzung und keinen Kurs, den man vorher gemacht haben muss. Es ist aber sicherlich für das Gespräch hilfreich, wenn du dem Pfarrer sagst, dass du noch keine Erfahrung mit der Beichte hast.

Im Rahmen der Erstkommunion-Vorbereitung gehen die Kinder auch zur Beichte, das ist richtig. Richtig ist ebenfalls, dass man vielerorts "Erst"beichte dazu sagt, weil es für die meisten Kinder tatsächlich die erste Beichte ist. Falsch ist, dass jüngere Kinder nicht beichten dürften. Es macht fast keiner. Aber nur, weil ein Angebot nicht wahrgenommen wird, heißt das ja noch lange nicht, dass es nicht besteht.

Zu den evangelischen Gepflogenheiten kann ich an dieser Stelle nichts sagen.

Der Beichtstuhl so mit Gitter zwischen sich und dem Pfarrer ist ziemlich veraltet. Heutzutage wird sich meist ganz normal an einen Tisch gesetzt und Face to Face geredet. Es geht auch nicht um eine Aufzählung "falsch, falsch, falsch", sondern einfach um ein seelsorgerliches Gespräch, in dem die Dinge, die einen belasten, zur Sprache kommen und die eigenen Schuldanteile bereut und an Gott abgegeben werden. Man kann auch nur mit einem einzelnen Punkt, der einem jetzt gerade am Herzen liegt, kommen. Man muss nicht erst sein ganzes Leben analysieren und bilanzieren.

In manchen Gemeinden gibt es bestimmte feste Beichtzeiten (-> sh. Kirchen-Blättchen), da kann man einfach hingehen. In anderen Gemeinden macht man mit dem Pfarrer einen Termin aus. Und ich bin übrigens noch nie an einen Pfarrer geraten, der gefragt hat, ob ich überhaupt katholisch bin, bevor ich beichten durfte.

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