Bei Lufthansa Pilot werden mit privater Ausbildung?

3 Antworten

Ich kenne ein paar Piloten, die ihre Ausbildung bei einer anderen Flugschule absolviert hatten und jetzt bei der LH fliegen. Im Prinzip sollte das auch heute noch möglich sein, vorausgesetzt die LH hat Bedarf an Piloten. Allerdings frage ich mich, weshalb Du als Fußgänger ohne fliegerische Vorkenntnisse die Ausbildung lieber nicht gleich bei der LH machst.

Die Anforderungen der LH an "Ready Entries" sind weitaus strenger als die an die "Rookies", denn Du musst dann beweisen (z. B. auch in einem Simulator-Screening), dass Du die Lizenz zu Recht besitzt.

Was ist, wenn Du die Ausbildung bei einer sog. "freien Flugschule" absolviert und die Lizenz (die ATPL gibt es erst sehr viel später) hast, aber keinen geeigneten Job in der Fliegerei findest? Dann hast Du eine Stange Geld für eine Ausbildung ausgegeben, die Dich beruflich keinen Schritt weiter bringt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Habe jahrelang als Pilot meine Brötchen verdient
BMWBavaria 
Fragesteller
 14.06.2018, 07:58

Danke erstmal für die Anwort!

Habe die BU bei der LH vor einigen Jahren leider negativ absolviert. Aber der Traum Pilot zu werden lässt mich nicht los, auch in meinem jetzigen Beruf muss ich die ganze Zeit daran denken wie ich Pilot werden kann.

Genau das is ja das große Risiko, man bezahlt eine riesige Summe Geld für eine Ausbildung ohne zu wissen ob man dann eine Stelle als Pilot findet.
Wenn man die Ausbildung zum Berufspiloten macht ist doch der ATPL inklusive oder? (Zb bei der Ausbildung bei Aeronautx in Linz)

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Luftkutscher  14.06.2018, 09:32
@BMWBavaria

Wenn man eine Ausbildung zum Berufspiloten macht, dann gibt es mehrere Möglichkeiten, mit welcher Lizenz man diese Ausbildung abschließt. je nach Wunsch und Ausbildungsangebot kann man nur die CPL erwerben (macht aber in aller regel wenig Sinn), oder die CPL mit IR-Berechtigung oder eine MPL. Mit einer CPL/IR kann man auch als Co-Pilot auf Großgerät kommerziell eingesetzt werden.

Die ATPL kann man nicht sofort nach Abschluss der Flugausbildung erwerben, sondern allenfalls die CPL oder MPL mit ATPL-Theorie. Diese wird dann als ATTC (ATPL Theory Credit) in die Lizenz eingetragen.

Um die ATPL zu erwerben muss die ATPL-Theorie-Prüfung bestanden sein, mindestens 1.500 Flugstunden auf einem MPA (Multi Pilot Airplane) geflogen sein (also ein Flugzeug, das mit mindestens 2 Piloten geflogen werden MUSS) und einem ATPL-Check in einem Simulator durch einen Prüfer mit dieser Berechtigung.

In aller Regel dauert es also mindestens 2 - 3 Jahre nach Erhalt der CPL/IR-Berechtigung oder der MPL, bevor Du Dich erst zur ATPL-Prüfung beim LBA anmelden kannst, denn solange dauert es, bis Du die geforderten 1.500 Stunden Flugerfahrung auf einem Großgerät. beisammen hast.

Übrigens muss man nicht die ATPL haben, um als Co-Pilot auf einem Linienflugzeug .oder als verantwortlicher Pilot auf einem Flugzeug , welches mit nur einem Piloten geflogen werden darf, zu fliegen. Die CPL mit IR-Berechtigung oder die MPL reicht dafür völlig aus. Die ATPL benötigst Du erst, wenn Du Kapitän werden willst.

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BMWBavaria 
Fragesteller
 28.06.2018, 22:00

Vielen Dank für Deine hilfreiche Antwort, das hat mir sehr viele neue Erkenntnisse gebracht. CPL mit IR bedeutet mit Instrument Flight rating oder? Den würde ich nämlich bei einer privaten flugschule machen, falls ich die Piloten Ausbildung jemals anfa gen kann... Weißt Du wie es momentan mit dem Stellenangebot in der Fliegerei ausschaut? Ist es überhaupt möglich h zur Zeit einen Job im Cockpit zu erhalten?

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Luftkutscher  28.06.2018, 22:53
@BMWBavaria

Es sieht zur Zeit ziemlich schlecht auf dem Pilotenmarkt aus. Von den Berufspiloten, die eine freie Flugschule absolviert haben, sind nur wenige bei einer Airline gelandet. Die meisten fristen ihr Dasein als Pilot auf kolbengetriebenen Kleinflugzeugen bei irgendwelchen Luftfahrtunternehmen, im Werksverkehr oder halten als Free-lancer ihre Lizenz aufrecht. Die Bezahlung ist meist mies und die Arbeitsverträge sind meist befristet. Ausserdem sollte man örtlich völlig flexibel sein, wenn man überhaupt irgendwo in einem Unternehmen Fuss fassen will. Bewerbungen sollte man in ganz Europa aufgeben und wenn Dir eine Stelle im Baltikum oder Norwegen angeboten wird, dann musst Du zuschlagen.

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Folgendes gilt zu bedenken:

  1. Als frisch ausgelernter Pilot ohne Berufserfahrung ist man nicht begehrt. Ich habe Stories gehoert von jungen Piloten, die gehen fuer EUR 800 netto bei Ryanair schuften, damit sie in ihrer Laufbahn ueberhaupt weiterkommen.
  2. Jeder bevorzugt seine eigene Brut. So auch bei LH. Wer von der LH Verkehrsfliegerschule kommt, hat sicherlich bessere Referenzen und mehr Chancen.
  3. Planstellen muessen frei sein. Keine Fluggesellschaft stellt munter Piloten ein, obwohl die nicht gebraucht werden. Und die LH bildet gerade so aus, damit sie ihren Bedarf decken koennen.

Grundsätzlich ist das immer möglich, nämlich als "Ready Entry". Was ich aber (mal wieder) nicht verstehe: Du schreibt, dass Du schon einmal bei der BU als negativ beurteilt wurdest, also nicht bei der FQ, sondern noch weiter unten.

Mit anderen Worten: Das DLR, welches ja die Berufsgrunduntersuchung für LH macht, hat Dir die Eignung zum Piloten abgesprochen.

Was also willst Du noch bei LH (bei welcher Du ja den DLR-Test nur einmal machen kannst) oder überhaupt bei einem anderen Unternehmen? Du bist NICHT geeignet, fertig!

Warum also viel Geld für eine Ausbildung ausgeben? Als RE müsstest Du Dich doch wieder dem DLR-Test und der LH-FQ unterziehen, aber das geht nicht, weil Du ja schon einen Test versiebst hast.

Und für REs schreibt LH:

"Zunächst steht eine eintägige Grunduntersuchung beim DLR in Hamburg an. Dieser Test kann nicht wiederholt werden.

Das (Simulator-) Screening (für REs) kann nicht wiederholt werden."

Nehmen wir an, es würde gehen: Was ist, wenn Du dort wieder versagen würdest?

Du bekommst übrigens keine ATPL sondern nur die ATPL-Theorie (wenn Du den Test bestanden hast) in die Lizenz eingetragen. Für die ATPL ist ein spezieller ATPL-Check erforderlich sowie der Nachweis von mindestens 1.500 Flugstunden auf Großgerät.

Das sollte ein potenzieller Himmelsstürmer aber schon selbst herausgefunden haben.

Du kannst Dich natürlich bei einer anderen Airline bewerben, die ohne DLR-Test auskommt, aber bist Du sicher, dass Du den Eignungstest, das Assessment und einen Simulatorcheck (den auch andere Firmen machen) bestehen wirst?

Deine Unfähigkeit (als Pilot, nicht für ein Unternehmen) wurde Dir doch schon bescheinigt.