Autismus wie erkenne ich es und wie gehe ich damit um?

7 Antworten

Einen Autisten erkennst du daran, dass er dir sagt, dass er ein Autist ist. Nein, wirklich. Autismus ist ein viel zu breites Spektrum und noch dazu ist Masking ein großer Bestandteil des Lebens vieler Autisten. Somit können selbst Leute, die komplett "normal" wirken, in Wahrheit Autisten sein.

Wie du mit einem Autisten/einer Autistin umzugehen hast ist recht simpel: Rede mit ihm/ihr! Frage ihn/sie, mit was er/sie Probleme hat (Das kann vieles sein. Z.b grelle Lichter, Augenkontakt, das Verstehen von Ironie, etc.) und versuche dann, darauf Rücksicht zu nehmen. Ganz wichtig: Höre zu und nimm die Person ernst! Denke nicht, du wüsstest mehr über Autismus als sie.

Jeder Autist hat unterschiedliche Probleme und geht mit diesen auch unterschiedlich um. Es ist wirklich das Allerbeste offen und ehrlich miteinander zu kommunizieren und ansonsten erstmal gar nicht zu überlegen, mit was die entsprechende Person Probleme haben könnte. Das bringt nichts. Nur die Person selbst kann das wissen und nicht irgendwelche Bücher oder Seiten im Internet.

die an Autismus leiden?

Also ich leide nicht unter meinem Autismus. Viel eher unter der Aussage, ich würde an Autismus "leiden" und unter den Fehlinformationen und generell darunter, was einige Leute so über Autismus denken ... Na ja, soviel dazu.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽
aliisa112  26.08.2023, 11:34

Ich stimme größtenteils zu. In der Regel kann man nicht sagen: das da ist ein Autist, so und so ist ein Autist, daran kannst du das erkennen.
Ich bin jetzt tatsächlich schon lange Jahre in engem Kontakt (Freundschaft/ Bezugsperson) mit einer Autistin und muss sagen, dass ich lange bevor sie mir gesagt hat dass sie die Diagnose hat wusste dass sie Autismus hat. Ich kann und will nicht genau erklären woran. Es war größtenteils Intuition aber auch einige Traits an ihr die mir sehr aufgefallen sind. Ich will jetzt keine Beispiele aufzählen weil das meist zu Stereotypisierung führt.

Nun aber zum Punkt „An Autismus leiden“

Das ist eine sehr individuelle Sache. Und während sicherlich einige Betroffene ihre Situation so nicht bezeichnen würden/möchten weil sie das nicht als Leid empfinden ist das dennoch eine schwere Beeinträchtigung die viele Betroffene stark einschränkt. Das bekomme ich ohne direkt nachzufragen direkt von meiner Freundin erklärt. Natürlich ist auch sie nur eine von vielen Betroffenen und jede/r Fall ist anders so wie wir Nicht-betroffenen auch alle unterschiedlich sind. Das sieht man ganz besonders schön in der Reality Serie Love on the Spectrum auf Netflix (empfehle ich sehr auch wenn das leider auch zur Unterhaltung dienen soll…)

ich mag weder wenn Leute Autismus als „Stärke“ stilisieren noch wenn es als „Schwäche“ dargestellt wird.

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Ja, habe ich und zwar jede Menge davon. Warum? Deshalb, weil ich bin. Ich erkläre es jedem der es nicht versteht, das man Autist nicht erst durch eine Diagnose wird, sondern es von Geburt an mit sich trägt und auch nie weg gehen wird, nur weil man gesagt bekommt, man solle sich doch zusammenreißen und an der Gesellschaft anpassen. Ohne geht nicht, wenn man es ist, aber mit kann man es lernen zu schaffen und seine Symtome zu kompensieren, die eben immer mit dabei sind. Es verhält sich ähnlich wie bei Tourette, wo man die Symtome nicht einfach so kontrollieren kann, wenn sie da sind, nur vorbeugen kann man diese, also das man keine innere Unruhe, Stress, Missverständnisse, Sarkasmus, Ironie, Beleidigungen usw... enstehen lässt. Jeder Autist kann seine eigene Geschichte vom Autismus erzählen und lebt, fühlt und denkt jeder seinen eigenen. Es heißt ja heute auch nicht mehr Asperger-Autismus oder Atypischer Autismus, sondern Autismus-Spektrum-Störung (ASS) und kommt, so wie bei mir, noch ADHS dazu, dann ist es noch schwieriger zu beurteilen, da Autisten ja angeblich nicht nerven, rumzappeln, wenig reden, nicht angefasst werden, die ganze zeit nur alleine im Zimmer rumsitzen und nichts tun usw... und Unwissende würden es mir dann immer absprechen und verneinen, weil ja... Erklär mal z. B. einen Schizophrenen Menschen, die reale Welt, wenn er sie aber wie in seinen Gedanken vor sich sieht. So lange man kein Verständnis für Minderheiten hat, wird das sich auch nicht ändern, das ihr uns verstehen könnt, so sehr wir es euch auch erklären mögen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
ASS1984ASS  21.10.2022, 20:33

Ach ja, wie man mit einem Autisten umgehen muss, kann ich sagen, indem man Verständnis aufbringt, auch wenn man ihn nicht versteht und es nicht anzweifelt, weil dann dessen Probleme bzw. Symtome erst schlimmer werden.

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Ich versuche mich jetzt mal in Antworten, da ich selbst Asperger Autist bin, aber bitte sei nachsichtig, wenn das auf dich verwirrend oder unlogisch klingt, was ich sage. Es ist nicht einfach, das was ich von Anfang an BIN so zu erklären, dass es andere Menschen verstehen...

Ich denke nicht, dass man einem Autisten den Autismus ansehen kann, jedoch finde ich als Autist es recht einfach zu sagen: Der könnte ein Autist sein. Keine Ahnung, ob das eine Art Inner-Autisten-Radar ist, oder was auch immer...

Jeder Autist ist anders, die meisten aber "leiden" nicht unter ihrem Autismus, eher schon unter dem Zwang, im Alltag zu funktionieren, ohne "freakig" zu sein.

Es ist normal für neurotypische Menschen (NTs), sich gegenseitig in die Augen zu sehen, zu lachen, Hände zu schütteln, oder jemanden der weint zu trösten.

Für mich sind das unüberwindbare Hürden, ich kann Blickkontakt kaum länger als ein paar Sekunden halten, Händeschütteln empfinde ich als äußerst unangenehm und Trösten ist für mich fast unmöglich, weil das zu viele Emotionen durcheinander sind.

Ich gehe offen damit um, Autist zu sein und erhoffe mir Verständnis für meine Eigenheiten, keine Belehrungen oder Beleidigungen und keine Vorschläge, was ich mal üben könnte. Es gibt Dinge, die gehen einfach nicht, jemand im Rollstuhl sagt man ja auch nicht: "Steh mal auf".

Für mich optimal ist es, wenn ich einfach ohne Masking sein kann, wer ich bin, aber das traue ich mich selten, weil das halt schon seltsam für NTs ist und das provoziert oft Probleme.

ZEIT66  01.04.2024, 03:54

Bleibe einfach du egal wo du bist. Lass dir von anderen nichts sagen.

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Du kannst es kaum sicher erkennen und von ähnlich-verlaufenden Diagnosen unterscheiden, da einzelnde Merkmale, die man sehen kann, spüren kann, auch andere Ursachen haben können. Selbst manche Diagnostiker können es nicht immer sicher von anderen Diagnosen abgrenzen.

Wenn Du Dich intensiv mit dem Thema und den Diagnosekriterien befasst, kannst Du maximal Vermutungen haben, aber Du solltest Dich hüten, bei ein paar Übereinstimmungen jedem gleich Deinen Diagnoseverdacht mitzuteilen, nur weil er ielleicht ein intensives Hobby hat und wenig Freunde.

Fehlender Blickkontakt zum Beispiel hat ja auch mehrere Ursachen. Auch Schwierigkeiten in sozialen Situationen. Sowas merkst Du sicher bei anderen, aber das bedeutet nicht, dass alle, die das haben gleich AS haben müssen.

Wenn Du weißt, dass jemand Asperger-Autist ist, frag ihn, was er möchte und wie er behandelt werden möchte von Dir. Autismus verläuft heterogen, jeder Autist ist anders. Auch jeder Mensch. Man kann ja auch alle anderen nicht gleichbehandeln und ihnen geht es gut damit.

Autismus bedeutet auch nicht, dass man zwangsläufig leidet wie bei Krebs oder an Allergien und anderen Krankheiten. Man hat AS oder hat es nicht. Und ja, man hat damit teils erhebliche probleme, aber Leid im Sinne von leiden ist es auch nicht. Dafür war ich zu oft schlimm krank, dass ich jetzt für mich schreiben würde, ich leide an AS.

Wie ich mir wünschen würde, dass man mit mir umgeht? Normal halt. Respektvoll. Mich nicht zwingt wie andere zu sein, z.B. gesellig, alles mitmachen zu müssen. Ich finde es schlimm wenn manche meinen einen therapieren zu wollen, lang zu umarmen- so nach dem Motto, wenn man es lang genug einem antut gewöhnt der sich schon dran. Gut wäre, wenn andere damit klar kommen, wenn ich nur normal "Hallo!" sage.

Vergiss erstmal, dass Autisten grundsätzlich an ihrem Autismus leiden.

Manche machen es, manche nicht.

Autismus ist ein Spektrum, das sich unterschiedlich äußert.

Wie du mit dem betreffenden Menschen umgehen sollst, ist so individuell wie bei anderen Menschen.

Was immer gut ist: sich verständlich ausdrücken und sagen, was du meinst. Doppeldeutigkeiten vermeiden - obwohl es Autisten gibt, die die verstehen. Vor allem, wenn sie die andere Person besser kennen.

Augenkontakt ist etwas anders als bei Neurotypischen, wobei es bei Neurodiversen oft von Sympathie / Antipathie und Tagesform abhängt, ob Augenkontakt mal besser oder mal schlechter funktioniert.

Einige erzählen gerne von ihrem Interessensgebiet.

Menschenansammlungen überfordern generell durch die vielen Sinneseindrücke, die oft ungefiltert einprasseln.

Einfach so wirst du Menschen mit Autismus nicht erkennen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
einfachso947 
Fragesteller
 25.05.2022, 16:44

Ich meinte mit dem „leiden“ nicht das sie sich dabei schlecht fühlen oder sowas.. ich wurde von vielen falsch verstanden so wie ich es sehe. Es ist aber okay, denn ich hätte es besser formulieren sollen. Ich meine damit halt die Menschen die das haben :)

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kiniro  25.05.2022, 17:49
@einfachso947

"Menschen, die das haben" klingt doch ganz anders als "Menschen, die darunter leiden".

Ja, ich bin da mehr oder weniger pingelig, was das Sprachliche anbelangt.

Was wiederum dem gängigen Klischee "Autisten haben es nicht so mit der Sprache" widerspricht.
Oder anders ausgedrückt: "Nicht jeder Autist ist ein Mathegenie."

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einfachso947 
Fragesteller
 25.05.2022, 18:08
@kiniro

finde ich überhaupt nicht so! Ich bewundere beispielsweise mein Freund sehr krass er ist mega talentiert und sehr schlau :3 ich stecke Leute nie in einer Schublade ich meine niemand ist ja perfekt egal ob man Autismus hat oder nicht!

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kiniro  25.05.2022, 18:34
@einfachso947

Im Zusammenhang mit "perfekt sein" liebe ich ja das englische Wortspiel "I'm perfect imperfect".

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Katehund  09.10.2022, 03:36

Ja Menschen Massen sind schrecklich Albtraum

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