Umfrage: An die Autisten, habt ihr eine soziale Phobie?

Das Ergebnis basiert auf 12 Abstimmungen

Nein, ich habe keine soziale Phobie. :) 67%
Ich habe soziale Ängste, aber keine Sozialphobie. :| 17%
Ja, ich habe eine soziale Phobie! :( 17%
Nein, ich bin sogar eher extrovertiert! :D 0%

3 Antworten

Ich habe soziale Ängste, aber keine Sozialphobie. :|

Soziale Phobie jetzt nich im Sinne ich hätte generell Angst vor anderen Personen.

Ich hasse halt Menschenansammlungen da mir schnell alles zu viel wird.

Ebenso reiße ich mich auch nicht darum neue Leute kennen zu lernen die nicht auf meiner Wellenlänge sind. Überflüssiger Smalltalk, Belanglosigkeiten, oberflächliches herumprotzen....

Ebenfalls die Kommunikationsschwierigkeiten zu neurotypischen Menschen machen mir oft zu schaffen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Weisskuchen 
Fragesteller
 25.04.2021, 08:39
Ebenfalls die Kommunikationsschwierigkeiten zu neurotypischen Menschen machen mir oft zu schaffen.

Das kann man alles lernen. Das wird schon. :)

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thxii  25.04.2021, 17:27
@Weisskuchen

Ja dass kann ich bestätigen. Damals war es richtig schlimm, jetzt kann ich mich besser an soziale Normen anpassen und meine Probleme damit besser maskieren.

Im privaten lasse ich es aber, da dieses Maskieren sehr auslaugen kann und ich zum Glück Freunde gefunden habe die mit meiner Art klar kommen bzw selbst in diese Richtung gehen.

LG Thxii ^^

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Weisskuchen 
Fragesteller
 25.04.2021, 18:20
@thxii
jetzt kann ich mich besser an soziale Normen anpassen

Die Rede ist nicht von anpassen. Die Rede ist von social Skills.

Anpassen klingt so, als würde man sich für die anderen verstellen.

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thxii  26.04.2021, 01:52
@Weisskuchen

Naja in meinem Fall fühlt es sich definitiv nach "verstellen" an.

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Ja, ich habe eine soziale Phobie! :(

Warnung: Extrem lange Antwort. Lesen auf eigene Gefahr. Beinhaltet Szenarien aus meinem Leben, die niemanden interessieren.

Ich war 12, als sie bei mir diagnostiziert wurde. (Bei meiner Autismusdiagnose war ich 9/10) Das ist nun 10 Jahre her und wirklich verbessert hat es sich nicht.

Den exakten Grund dafür kann ich nicht sagen. Höchstwahrscheinlich, weil es eben mehrere "kleine" Gründe sind. Aber es muss sich ungefähr zwischen der 1. und 3. Klasse (wurde mit 7 eingeschult) eingeschlichen haben. Laute Klassen, verständnislose Mitschüler, inkompetente Lehrer ... Ja, das hilft natürlich kein bisschen. Im Gegenteil. Am schlimmsten war es, wenn ich mal wieder für eine längere Zeit gefehlt habe und (gefühlt oder sogar wirklich - ist ja auch egal) sich die halbe Klasse um meinen Platz versammelt hat, um mich Dinge zu fragen/mir Dinge zu sagen, wie: "Wo warst du die Tage?", "Hast du wieder geschwänzt?" ("Ja klar, die schwänzt doch immer"), "Du weißt schon, dass wir heute da und da einen Test schreiben", "Hast du die Hausaufgaben gemacht?", "Wieso bist du immer so lange weg?", "Frau X ist voll sauer auf dich", "Du kannst doch nicht vier Tage die Woche fehlen", usw.

Ich kann mich spontan an zwei Szenarien aus meinem Leben erinnern: Einmal waren wir bei meiner Tante zu Besuch und ich hatte echt Durst, hatte mich aber nicht getraut, sie nach Wasser zu fragen. Das ging dann irgendwie über meine Mutter und meine Tante daraufhin nur: "Ja man, sag doch, dass du was zu trinken willst!"

Ein anderes Mal (zu der Zeit, als meine Sozialphobie diagnostiziert wurde. War da für ein halbes Jahr in einer Tagesklinik) waren wir ("wir" = ich und die anderen Jugendlichen, die auch in dieser Tagesklinikgruppe waren) im McDonald's oder KFC und ich hatte großen Hunger - Ich glaube sogar, ich hatte an dem Tag bisher kaum was gegessen -, aber wie man das dort so kennt, war es extrem laut, überfüllt und ich wollte niemanden fragen, ob er etwas für mich bestellen könne.

Alleine einkaufen oder mit der Bahn/dem Bus fahren ist auch ein Akt. Keine Ahnung, ich fühle mich stets beobachtet und kritisiert. Und ich neige dazu, (leise) Selbstgespräche zu führen, in solchen Situationen. Wenn ich an anderen Jugendlichen oder Kindern vorbeilaufen muss, ist es am schlimmsten. Ich habe jedes Mal Angst, die lachen mich aus oder brüllen sowas wie "Booaaahh, iiiihh, schau mal wie fett/hässlich die ist" hinterher. Sobald mich jemand Fremdes anspricht, denke ich, die sagen gleich was richtig Doofes, dabei sind es meistens nur Komplimente für meine Haare.

Mal überlegen ... Ich fühle mich einfach extremst hilflos in solchen Momenten. Als würde gleich eine Horde an Jugendlichen (Es sind primär Jugendliche, 12-16 Jahre. Muss an meiner Schulzeit liegen) zu mir kommen, während ich in der Bahn sitze und mich ausfragen. "Oh Gott, wer bist du?", "Wie heißt du?", "Wieso bist du so hässlich?", "Kauf' dir mal gescheite Klamotten, Mädel", "Du stinkst", "Du wirkst irgendwie behindert", "Wieso ziehst du dich so an?" usw. Und dann würde ich erstarren, heulen und hoffen, dass sie von alleine weggehen.

Das Ding ist auch, dass ich in solchen Augenblicke gar nicht wollen würde, dass sich jemand für mich einsetzt. Schon damals hatte das die Sache nur schlimmer gemacht. Ich wollte nicht, dass jemand mich bemerkt. Von meiner Existenz Bescheid weiß. Das war mir peinlich. Aber klar weiß ich auch, dass es niemanden juckt. Niemand (Die Wahrscheinlichkeit ist zumindest deutlich geringer als ich es mir ausmale) wird zu mir kommen und mich beleidigen, sich über mich lustig machen. Ich bin nicht der Mittelpunkt des Universums. Kein Schwein interessiert's, ob meine Haare nicht perfekt liegen, meine Schuhe nicht zum Kleid passen oder sich mal wieder der Anhänger an meiner Kette verdreht hat, ohne, dass ich es bemerke. ... Nur meine Sozialphobie interessiert das. Die interessiert das brennend!

Auch habe ich generell einen schlechten Orientierungssinn. Ich bin mindestens 2x die Woche (durch Corona nicht mehr, aber egal) in der frankfurter Innenstadt - seit Jahren - und ich komm einfach nicht zurecht. Würde ich mich verlaufen, würde ich lieber stundenlang nach dem Weg suchen, als jemanden "einfach" danach zu fragen. Hinterher sagen die mir noch sowas wie "Da, direkt vor dir isses doch" ... Nicht, dass mir das schon mal passiert wäre. Neeeiiin. (Doch.)

Oder das eine Mal, als ich in einem Klamottenladen war und einen Mantel begutachtet habe, bis eine Frau meinte, das wäre ihr Mantel. Das war mir so unangenehm. Obwohl die Frau nicht mal wütend war! Die hatts mit Humor genommen. Nur ich denke erneut, die gesamte Welt hat ihre Augen auf mich gerichtet und lacht sich gerade ins Fäustchen. Meine Güte. Danach bin ich schnurstracks rausgegangen und nach Hause gefahren. Könnt ihr mir aber glauben.

Ich weiß nicht, ob das zu meiner Sozialphobie gehört, aber selbst hier auf gutefrage habe ich Angst, meine Antworten könnten zu lange sein. Oder, dass es zu sehr "Jammerjammer"mäßig ist. Ach, was weiß ich. Hoffentlich habe ich alles verständlich erklären können.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin diagnostizierte Autistin (Keine Selbstdiagnose)👽
Weisskuchen 
Fragesteller
 24.04.2021, 13:15

@Zitruseulchen

Ich habs mir gerade durchgelesen. Das klingt sehr heftig. Ich habe bezüglich psychologie zwar nur ein Laienwissen, aber ich würde schon sagen, dass du psychische Erkrankungen hast. Bitte nicht persönlich nehmen.

Das klingt sehr, als hättest du schlimme Mobbing Erfahrungen gehabt.

Hast du schonmal nach Videos oder Büchern gesucht, die dir helfen, die Sozialphobie in den Griff zu bekommen, oder (zumindest teils) loszuwerden?

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Zitruseulchen  24.04.2021, 14:08
@Weisskuchen

Oh, das weiß ich nicht. Ist eine Sozialphobie eine psychische Erkrankung? Damit kenne ich mich nicht aus.

Nein, es war kein schlimmes Mobbing. Nur eben überneugierige Mitschüler. (Und die Lehrer haben mich auch nie direkt beleidigt. Die hatten einfach keine Ahnung von Autismus usw. usw.) Niemand hat mich geschlagen oder ähnliches. Wenn ich sage, ich hätte Mobbing erlebt, komme ich mir wie eine Lügnerin vor. Ich war eben einfach überempfindlich und anders als die anderen. Natürlich würde niemand Rücksicht auf mich nehmen. Nicht mehr und nicht weniger, als auf andere Mitschüler auch. Nur, weil ich Autismus und Sozialphobie hatte/habe (Was natürlich beides nicht sofort erkannt wurde, klar), konnte ich nicht erwarten, eine Extrawurst zu bekommen und mit Samthandschuhen angefasst zu werden. Würde ich etwas machen dürfen, was anderen verboten war, würde es mindestens einen in der Klasse geben, dem das nicht in den Kram passte. Und von 11-Jährigen Verständnis zu erwarten, ist ... nun ja, dumm. Ich selbst wusste nicht mal unbedingt, was falsch mit mir war. Für mich fühlte es sich wie Mobbing an, aber objektiv gesprochen war es keins. (Oder?) Sie haben mich eben so behandelt, wie alle anderen auch und ich bin damit nicht zurechtgekommen. Jedoch wollte ich auch keinen Freifahrtschein bekommen. Kurzgesagt: Ich wollte weg. Ganz weit weg. Für immer.

Ehrlich gesagt habe ich das nicht, nein. Es macht auch einen Unterschied, ob man "nur" eine Sozialphobie, oder eine Sozialphobie plus Autismus hat. Ich denke sogar, dass meine Sozialphobie mich im Großen und Ganzen davor schützt, mich unterwegs so zu verhalten, wie ich es Zuhause tue. Würde nicht so gut enden. Obwohl ich weiß, dass es nicht gesund ist. Nur fällt es mir schwer, zu glauben, dass sich dadurch großartig etwas ändern würde.

Sorry, ich kann mich nie kurz halten. Und dankesehr, dass du dir das alles durchgelesen und dir die Zeit genommen hast, darauf zu antworten.

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Weisskuchen 
Fragesteller
 24.04.2021, 14:20
@Zitruseulchen
Oh, das weiß ich nicht. Ist eine Sozialphobie eine psychische Erkrankung? Damit kenne ich mich nicht aus.

Ich meine damit eher die Intensität davon.

Ich denke sogar, dass meine Sozialphobie mich im Großen und Ganzen davor schützt, mich unterwegs so zu verhalten, wie ich es Zuhause tue.

Was hat das denn mit Schutz zu tun? Würdest du total komische Sachen unterwegs machen, wenn die Sozialphobie weg wäre?

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Zitruseulchen  24.04.2021, 14:38
@Weisskuchen

Achso, hm ... Ja, es ist schon intensiv. Ich versuche eben, es so gut wie möglich zu vermeiden. Daher kann ich dir nicht sagen, wie intensiv es aktuell ist.

Also das kann ich nicht genau sagen. Das käme darauf an, was du mit "total komische Sachen" meinst. Noch mehr Selbstgespräche, auffällige Handbewegungen, verstärkte nervöse Zuckungen, übermäßiges Verziehen des Gesichtes (ohne für Außenstehende ersichtlichen Grund), Schaukeln auf dem Stuhl, mich selbst kratzen, schlagen. Sowas eventuell. Allerdings mache ich die letzten zwei Dinge nur, wenn ich Zuhause und sicher bin. Das hat also nichts mit meiner Sozialphobie zu tun, sondern eher mit meinem Autismus. Damit, dass ich meine Emotionen und Eindrücke nicht filtern und nicht anders aus mir "rausbekommen" kann. Doch das würde bedeuten, dass ich mich auch unterwegs kratzen und schlagen würde, wenn ich mich zu ... unwohl/anders/komisch fühle. Ergibt das Sinn? Ich weiß es nicht.

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thxii  25.04.2021, 17:30

Wow, Respekt für deine Offenheit. Ich kenne diese Situationen nur zu gut.

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Zitruseulchen  25.04.2021, 17:49
@thxii

Oh, dankesehr! Manchmal glaube ich, ich bin sogar etwas zu offen. Hoffentlich wird es bei dir mit der Zeit besser.

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Nein, ich habe keine soziale Phobie. :)

Ich bin auch Autist. Ich bin schon lieber alleine und hasse Menschenmassen. Trotzdem habe ich viele Internetfreunde mit denen man über alles reden kann und die mir helfen bei vielen Problemen auch im echten Leben.

Jetzt in der Corona-Krise wird unser Nachteil zu einem Vorteil. ;)

Trete der Autisten-Partei bei, Autistenbruder. :)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Weisskuchen 
Fragesteller
 24.04.2021, 12:17
Ich bin schon lieber alleine und hasse Menschenmassen.

Wegen der Lautstärke, die dort herscht?

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