Segeln mit Asperger-Autismus bzw. Schwerbehindertenausweis möglich? Habt ihr Erfahrungen?
Moin zusammen,
ich bin Asperger-Autist mit einer anerkannten Schwerbehinderung (GdB 60) und segel gerne. Ich bin Stammcrewmitglied auf einem Sail Training Schiff.
Bekanntermaßen haben Asperger-Autisten ja Auffälligkeiten im Sozialverhalten was z.B. non-verbale Kommunikation betrifft. Bei mir ist dieses Syndrom allerdings gering ausgeprägt. Wenn ich mit Freunden, Bekannten oder Arbeitskollegen darüber spreche sagen diese mir, dass sie das jetzt nicht bei mir vermutet hätten und sind verwundert wenn ich meinen Schwerbehindertenausweis vorlege.
In der Stammcrew habe ich es noch nicht erzählt aber ich würde es gerne, weil es könnte ja sein, dass mal irgendwas geschehen ist was für andere missverständlich, unangebracht oder unerklärlich war und mir das so nicht bewusst war bzw. Asperger-Autisten haben ja auch eine andere Art der Informationsverarbeitung.
Auf der anderen Seite habe ich allerdings Bedenken, weil für das Segeln ja körperlich und psychisch fit sein und wenn da mit einem Mal jemand mit so einer Diagnose und mit einer anerkannten Schwerbehinderung auftaucht könnte es ja heißen, dass ich evtl. aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr als Stammcrewmitglied geeignet bin. Es sei noch angemerkt, dass ich kein Problem damit habe mit vielen Menschen auf engem Raum zusammen zu sein.
Man hat die Möglichkeit nach den Törns auch mal den Skipper anzusprechen bez. eines Feedbacks und der Personalentwicklung. Hier wurde mir eine positive Entwicklung bescheinigt und irgendwelche anderen Auffälligkeiten wurden nicht erwähnt.
Was meint ihr: Soll ich das erwähnen oder sollte ich das lieber für mich behalten ?
Vielen Dank im Voraus für eure hoffentlich hilfreichen Antworten !
LG,
Seestadt1990
3 Antworten
Ich denke, bei einer milden Form des Autismus, wie sie Deiner Schilderung nach bei Dir vorliegt, sollte das kein so großes Problem sein.
Begründung:
Wie Du selbst schreibst, bestehen Deine Schwierigkeiten darin, nonverbale Kommunikation zwischen Menschen zu verstehen.
Beim Segeln gilt die Regel, das alle Kommandos des Schiffsführers an seine Mannschaft in klaren Worten gegeben werden müssen (für die üblichen Manöver gibt es ja sogar festgelegte Begriffe, wie "Re", "Rund achtern", etc.). Auch andere Absprachen unter den Mannschaftsmitgliedern sollte man beim Segeln mit ausdrücklichen, klaren Worten machen. Damit kommst Du als Asperger-Autist wahrscheinlich gut zurecht. Vielleicht wärst Du sogar als Schiffsführer besonders geeignet, weil Du es gewohnt bist, alles, was Du sagen willst, mit expliziten Worten zu beschreiben, und nicht auf intuitiv-richtiges Verstehen von nonverbalen Signalen zu setzen.
Du solltest auf einem Boot Deinen Schiffsführer und auch den Rest der Mannschaft unbedingt aktiv auf Deine Besonderheit ansprechen. Dann kannst Du auch auf Verständnis dafür zählen, dass die Regeln für klare Kommandos an Bord für Dich ganz besonders wichtig sind.
hey
wenn du sorge hast dass vll mal was passiert dann sprich es an. Wenn es bisher gut geklappt hat gibt es ja keinen Grund warum das jetzt auf einmal ein Problem sein sollte
Ich bin ebenfalls Asperger Autistin und auf der Suche nach einem geeigneten Schiff.
Darf ich fragen, um welches Schiff es sich bei Dir handelt?