Erstmal großes Lob an dich! Ich hab riessigen Respekt davor, dass du so mutig und offen mit deinem Thema bist.
Als zweites möchte ich sagen ich habe ähnliches durch, dass die Eltern stark klammern und mich mit starkem Druck und auch mit Schreien und unsachlichem Verhalten zu etwas drängen wollten was sie als "das Richtige " empfanden.
Ich würde sagen es ist nicht deine Schuld, deine Mutter scheint Probleme mit ihrer neuen Rolle als Mutter einer erwachsen gewordenen Frau, die selbständig denkt und entscheidet zu haben.
Was ich von einer Freundin die Pädagogin zur Erklärung der Situation mit meinen Eltern bekommen hab ist der Satz: "Eltern handeln immer auch unterbewusst wie sie von ihren Eltern behandelt wurden" Heisst in dem Fall: Wenn deiner Mutter als junge Frau abends verboten worden ist rauszugehen fällt es ihr schwer , das ihrer Tochter heute zu erlauben. Das finde ich sehr wichtig zu verstehen.
Evtl hat es auch mit Offenheit zu tun hinsichtlich Beziehungen und sich Ausleben. Meine Eltern haben versucht das gänzlich zu unterbinden bei mir indem ich damals ständig mit Aufgaben auf dem Hof eingedeckt wurde und kein besuch geduldet wurde sodass "ich auf keine dummen gedanken kommen kann" das sagten sie sogar so.
" ich wünschte so sehr sie wäre offen für eine Therapie, so dass wir gemeinsam unsere Probleme in Angriff nehmen könnten, anstatt uns gegenseitig anzugreifen."
Das hab ich mir bei meinen Eltern auch gewünscht. Ich hab viel vorgeschlagen meine Eltern haben mich da immer in der Hoffnung gelassen oder mit anderen Worten, ich war Ihnen nichtmal wert, dass sie sich Gedanken dazu machten und eine Antwort gaben. Eigentlich ging es ihnen in meinem Fall nur darum (dass sie anfangs so tun als ob sie es sich anhören würden aber in dem moment eh schon wissen sie wollen und werden da keine Mühe investieren.) um nicht "schuld zu sein" . Sie wollen in ihrem Selbstbild die Verantwortung für eine gescheiterte Eltern Kind beziehung nicht stehenhaben aber sind nicht bereit irgendwas dafür zu tun. aus der Haltung kamen bei mir dann sehr aggressive zum teil Forderungen an mich, wie ich sein MUSS und dass ich so ein undankbares kind sei, was in die richtung ging mir ins gewissen zu reden und mich auf eine Linie zu gängeln die es ihnen leichter machte nichts ändern zu müssen. Eine Kultur des kollektiven einschlafens alles wabert so dahin, nichts wird gefühlvoll offen oder emotional gelebt. ich hab sehr darunter gelitten jahrelang.
ich hab auch studiert. allein mein auszug war schwer weil meine eltern das ständig torpedierten und nie respektierten und akzeptierten.
Um auf dich umzuschwenken. du sagst du wünschst dir sehr...... aber Respekt heisst auch die Menschen gegenüber so zu nehmen wie sie sind. und wenn das destruktiv, griessgrämig , etc ist so muss man das nicht gutheissen, aber man hat kein recht den anderen versuchen zu verbiegen.
Also mein Rat an dich an der Stelle: Sehen wie es ist, es hinnehmen und deinen Frieden damit finden. Auch andere Dinge oder Eltern kind beziehungen sind nicht perfekt. Wenn du dir ständig die beziehung wie du sie dir wünschst vor augen führst, und es mit dem Ist vergleichst, tust du dir ständig selbst weh. Das habe ich lange gemacht und das hat zu nichts geführt. Bei mir war es , dass ich mir so sehr als Kind und junger Erwachsener eine harmonische Familienatmosphäre wünschte in der jeder zufrieden ist. Das ist aber aufgrund der Konstellation und der Charaktere und Konflikte allein zwischen meinen Eltern untereinander eine Utopie. Das habe ich letztendlich jetzt in meiner eigenen Therapie gelernt.
Denn meine "Lösung " war nachdem ich sehr lange gelitten und erst nach lösungen, dann nach einer Phase in der bei mir im Leben und Studium ein paar dinge schiefgingen auch nach mir gesucht habe war letztendlich, dass ich die Therapie für mich gemacht habe, die ich gerne als "Gespräche mit meinen Eltern" gemacht hätte. Und so die Dinge die mir auf dem Herzen lagen und die mich belastet haben , und bei denen meine Eltern Gespräche verweigerten, trotz dessen, dass sie sahen, dass ich unter dem Schweigen leide, oder vielleicht gerade deswegen? für mich ausgesprochen habe und loslassen kann.
Dieses Loslassen ist auch wichtig für eine eigene Beziehung und eine glückliche Zukunft.
Wenn es nicht alle wollen hat eine Therapie auch nicht wirklich viel Sinn meiner Meinung nach .
Was auch ein Punkt hier seinsollte: deine Mutter hat scheinbar Angst um dich. Aber nur wenn du in der Nähe bist. Dass Eltern Angst oder Sorge empfinden auch für erwachsene Kinder ist denke ich normal und auch eher ein gutes Zeichen. Aber es sollte Grenzen nicht überschreiten.
Das war und ist auch mit meinen Eltern so, dass sie sich nie melden, aber wenn ich einmal im Jahr zu besuch bei Ihnen bin das auch nach einer abtastphase ziemlich schnell wieder in eine auch ziemlich unverschämte (aus meiner sicht) forderungshaltung meiner eltern geht , hinsichtlich "ich muss dies , ich muss das" sie sagen nie sie müssen irgendwas oder wollen irgendwas in Zukunft andersmachen.
Ich versuche auch nicht verbittert oder sauer auf meine Eltern zu sein, wenn ich sie sehe, auch wenn die Packung, die sie mir mit ins Leben gegeben haben unverschämt gross ist. Es wurden als Jugendlicher quasi alle innerfamilären konflikte auf meinem rücken ausgetragen. und schlussendlich war ich der sündenbock für alle, alle machten es sich einfach. und ich habe vielzuviel investiert in der hoffnung , es würde irgendwann die harmonie entstehen, die ich mir wünschte. Die Harmonie kommt nicht. zumindest nicht auf diese art.
Ich finde es schön , dass du für deinen Kater an den Ort deiner Kindheit fährst.denn zuhause, das entscheidest du wo es ist, wo du mit dem herzen bist. Das scheint dir gutzutun also gib es nicht auf! Hör NIE die Dinge auf , die dir Freude machen und die dein Leben erfüllt und lebenswert machen, weil du eine unzufriedenstellende Familiensituation hast.
Ich rate dir an der Stelle wo du den Kontaktabbruch erwäägst , auch egoistisch zu sein. In dem Sinne, dass du auch siehst , was du dir selbst nimmst durch den Abbruch. Denn ich kann aus meiner Erfahrung sagen, der Abbruch der bei mir unausweichlich war , hat es vor Allem meinen Eltern erleichtert wegzusehen, und hat mir meine Wurzeln und einen emotionalen Rückzugsort genommen, das kann sehr befreiend sein und du schaffst Platz für Neues, es kann aber auch wie bei mir zu einer Identitätskrise führen und dazu dass man auch unter der "Endgültigkeit" die man selbst da heraufbeschwören will leidet. Ich würde dir raten das nie so endgültig zu entscheiden. Lasse dir für dich die Möglichkeit offen auch eine 180 Grad wendung zu vollziehen , wenn du es willst.
Ich könnte noch Seitenweise mehr schreiben an der Stelle hier, aber ich ende jetzt. Wenn du noch mehr Fragen hast, dann bitte stelle sie gerne.