Das ist tatsächlich gar nicht so selten. Ich habe auch Autismus und ADHS gleichzeitig. Früher (im ICD-10 und älter) waren Autismus und ADHS komorbid ausgeschlossen. Trotzdem wurde in der Praxis die Doppeldiagnose - so wie bei mir im Jahr 2008 - im Alter von 6 - gestellt.

Erst in den den letzten Jahren wurde deutlich, dass ADHS und Autismus häufiger gemeinsam vorkommen. Bei Vorliegen einer ASS tritt ADHS in 40-50 % zusätzlich auf.

Quelle: https://praxis-neuy.de/adhs/adhs-und-autismus/

Daher schließen sie sich im neuen ICD-11 nicht mehr komorbid aus.

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Es ist durchaus möglich, dass bei einer autistischen Person gleichzeitig eine Borderline-Persönlichkeitsstörung diagnostiziert wird. Prinzipiell können wir Autisten an jeder psychischen Störung erkranken, weil wir eben viel anfälliger für psychische Erkrankungen sind.

Wenn man bedenkt, dass autistische Menschen leider viel häufiger Mobbing, soziale Ausgrenzung, Einsamkeit erfahren müssen, ist die Entwicklung einer Persönlichkeitsstörung (wie Borderline) im Grunde recht nachvollziehbar.

Man weiß, dass Borderliner/innen sehr häufig von traumatischen Erfahrungen berichten. Oft werden sie bereits im Elternhaus entwertet. Menschen mit anderen Persönlichkeitsstörungen haben ebenfalls - in der Regel - schlechte Erfahrungen mit anderen Menschen gemacht. Wichtig zu wissen, ist, dass bei der Entstehung von Persönlichkeitsstörungen - und bei psychischen Störungen generell - es immer auch eine genetische Veranlagung gibt. Eine genetische Veranlagung heißt nicht, dass Borderline angeboren ist, sondern aufgrund genetischer Eigenschaften - dazu zählen das eigene Temperament und eine Tendenz, „negative“ Emotionen wie Angst oder Wut stärker wahrzunehmen - die Erkrankung, mit einer höheren Wahrscheinlichkeit, entsteht.

Eines der Kernsymptome der Borderline-Persönlichkeitsstörung ist die Identitätsstörung. Auf der anderen Seite, ist genau dieses Gefühl -nicht zu wissen, wer man selber ist - ein Phänomen, welches viele Autisten/innen früher oder später erleben werden, wenn Masking betrieben wird.

Borderline wird nicht in der Kindheit gestellt, weil die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit gerade im Jugendalter eine wichtige Rolle spielt. Identitätskrise sind in dieser Lebensphase zu erwarten.

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Dieser Text wird lang werden, Achtung!!

Ja, aber sicher doch! Wenn man bedenkt, dass viele autistische Menschen sehr oft bereits früh im Leben negative Erfahrungen in sozialen Situationen machen. Mobbing in der Schule ist da ein Beispiel. Aussagen wie „Autisten sind einfach einfältiger für Depressionen“ sind schlicht und ergreifend falsch. Zwar gibt es bei der Entstehung von psychischen Krankheiten jeglicher Art immer eine genetische Veranlagung - mitunter kann das stark erhöhte Risiko für psychische Störungen bei Autismus auch zum Teil darin begründet sein, dass mit dem Vorliegen einer Autismus-Spektrum-Störung, Defizite in den sogenannten exekutiven Funktionen vorhanden sind. Exekutive Funktionen sind neurologische Strukturen in unserem Gehirn - genauer gesagt im präfrontalen Kortex, eine Hirnregion, die im Frontalhirn zu finden ist. Ein Defizit in den exekutiven Funktionen kann sich folgendermaßen zeigen:

  • Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen
  • reduzierte Willensbildung
  • mangelnde Impulskontrolle/Emotionsregulation
  • eingeschränkte Flexibilität
  • Priorisierungsschwäche

Dazu gehört noch viel mehr, aber hier soll es ja nicht explizit um die exekutiven Funktionen gehen, sondern um die Frage, warum Autisten so häufig psychische Probleme entwickeln.

Die Genetik bzw. autistische Veranlagung/Neurologie könnte dabei durchaus eine Rolle spielen, allerdings spielen andere Faktoren ebenfalls eine erhebliche Rolle. Was meiner Meinung nach, nicht unerwähnt bleiben sollte, ist, Folgendes: Selbst wenn tatsächlich von Autismus Betroffene, allein durch ihre besondere Hirnanatomie „einfach anfälliger“ für Depressionen oder Angststörungen wären, wäre die „logische“ Schlussfolgerung, Autismus zu „heilen“.

Meiner Ansicht nach, ist solch eine Behauptung, zu eindimensional betrachtet. Wesentlich ausschlaggebender, ist die Tatsache, dass wir Autisten uns in einer Welt zurechtfinden müssen, in welcher die allermeisten Menschen neurotypisch sind, sprich „normal“. Dieses Gefühl, irgendwie „anders“ zu sein, nicht dazuzugehören, begleitet viele von uns, mehr oder weniger, unser gesamtes Leben lang. Viele tun sich daher recht schwer, stabile Freundschaften zu anderen Menschen, zu knüpfen. War bei mir auch schon in der Schule so. Besonders der Kontakt zu Gleichaltrigen fiel mir (und vielen anderen im Spektrum) immer nicht leicht. Autisten unterscheiden sich halt signifikant von der Normbevölkerung. Daher bekommen sie bereits von klein auf gesagt, dass sie nicht gut wären, so wie sie seien. Die Folge: Wer das Gefühl hat, dass das Umfeld sich scheinbar nicht für seinen inneren Zustand interessiere, wird, mit einer stark erhöhten Wahrscheinlichkeit, depressiv. Es wäre also erstaunlich, wenn autistische Menschen unter solchen Bedingungen, keine psychischen Probleme bekommen würden. Menschen -egal, ob neurotypisch oder neurodivergent - sind soziale Wesen. Soziale Kontakte sind maßgeblich dafür verantwortlich, wie wir uns fühlen. Tatsächlich scheinen Menschen, einsam leben, viel häufiger an psychischen Störungen, wie Depressionen oder Angststörungen, zu erkranken - die beiden genannten Störungsbilder sind übrigens jene, welche unter Autisten/Autistinnen besonders häufig vorkommen. Prinzipiell kann aber jede psychische Störung als Komorbidität (Begleitstörung) vorkommen. Ebenso Persönlichkeitsstörungen - häufig: paranoid, schizoid, Borderline, ängstlich-vermeidend, abhängig, kombiniert- , Sozialphobie sind recht häufige Co-Diagnosen.

Leider werden gerade Depressionen bei autistischen Menschen häufig verharmlost - nach dem Motto „Wenn ich solch eine Krankheit hätte, die sogar dafür sorgen kann, dass ich keine Arbeit finde oder nicht selbstständig leben kann, dann wäre ich auch depressiv. Ist doch kein Wunder.“ Mal abgesehen davon, dass es sich im Falle von Autismus NICHT!!! um eine Krankheit handelt, sondern eine neurologische Entwicklungsstörung -nicht wenige behaupten nunmal, Autismus sei eine Krankheit. Aber gut, darum soll es hier nunmal nicht gehen - nur so am Rande.
Fakt ist, mit der richtigen Unterstützung könnte man doch so viel daran ändern - Leider ist es ja gerade im Erwachsenenalter eher die Ausnahme, als die Regel, genügend passende Unterstützungsmöglichkeiten zu finden. Da herrscht bis heute noch ein starker Mangel. Viele Psychologen/Psychotherapeuten/Psychiater kennen sich nicht wirklich mit Autismus aus. In sehr vielen Fällen verfügen sie über ein sehr oberflächliches Wissen über das Thema, was hauptsächlich damit zu begründen ist, dass Autismus KEIN Teilgebiet eines Psychologiestudiums darstellt.

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Mai

Da ist dann der „richtige“ Vollfrühling da! Außerdem ist der Mai dem Sommer am nächsten. Ich mag den Frühsommer (Mai-Juni) recht gerne. Da kann ich mich gleichzeitig auch auf meinen Geburtstag freuen (Juni). ☀️

Allerdings fällt mir die Frage auch nicht immer ganz leicht, weil ich den Herbst (insbesondere einen goldenen Oktober) mit all seinen bunten Farben wirklich mag.

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Ja, ich bin ein Autist. Achtung: Der Text könnte hier etwas länger werden! Eines vorweg: Jeder Autist ist unterschiedlich und abgesehen von der Kernsymptomatik, macht jeder unterschiedliche Lebenserfahrungen, die den Charakter prägen.

Ich wollte im Jugendalter meinen Autismus, nicht akzeptieren (wollte unbedingt „normal“ sein). Die Zeit war mich für sehr schlimm. Mit 17 Jahren war ich sogar suizidgefährdet (nicht direkt auf den Autismus direkt zurückzuführen). Heute kann ich meinen Autismus akzeptieren, selbst wenn es mir manchmal auch immer wieder nicht ganz so leicht fällt.

Ich habe erhebliche Schwierigkeiten mit dem sogenannten exekutiven Funktionen - darunter zählen Dinge wie Organisation, Planung, Zeitmanagement, Willenssteuerung, Impulskontrolle, Aufmerksamkeit etc.- Obwohl ich keine geistige Behinderung habe (keine Intelligenzminderung), muss ich feststellen, dass ich im Alltag schon recht viele Schwierigkeiten habe. Viele Dinge, die viele andere einfach so ohne wirklich großen Aufwand machen (Ordnung schaffen, Zähneputzen, Einkaufen, irgendwelche Termine machen/wahrnehmen, Bürokratiezeugs usw.), kosten mich irgendwie sehr viel Kraft. Ich wohne aktuell aber noch zuhause. Ja, keine Ahnung. Selbst solche alltäglichen Dinge sind für mich recht anstrengend und bin da schnell erschöpft. Man hört zwar sehr häufig, dass viele Autisten strenge Routinen haben. Bei mir ist das jedoch nicht der Fall. Ich habe zusätzlich auch noch ADHS. Einerseits habe ich ein Bedürfnis nach Routinen und Struktur, anderseits fällt es mir aber sehr schwer, genau DIESE Struktur für mich herzustellen. Denke ebenso, dass viele meiner Schwierigkeiten im Alltag mit meinem ADHS ebenfalls zu tun haben (häufiges Verzetteln, Motivations- und Antriebsstörung, Vergesslichkeit, Organisationsprobleme etc.). Außerdem brauche ich beim Ausführen von verschiedenen Tätigkeiten, ganz genaue Anweisungen. Autismus und ADHS überlappen sich bei mir stark.

Die beschriebenen Probleme sind, in meinen Augen, meine größte Behinderung (exekutive Dysfunktion). Da habe ich schon ein wenig Angst, nicht wirklich in der Lage zu sein, selbstständig zu leben.

Ansonsten, wären da noch meine motorischen Schwierigkeiten. Fahrradfahren kann ich bis heute immer noch nicht. Im Schulsport war ich schon immer eine Niete.

Insgesamt sehe ich meinen Autismus als Behinderung, auf der anderen Seite bin ich der Meinung, dass nicht wenige Schwierigkeiten daraus resultieren: Nämlich, wir Autisten müssen uns in einer Welt zurechtfinden, die für neurotypische Menschen „gemacht“ ist. Es mangelt bis heute noch sehr an Aufklärung über Autismus. Selbst viele Psychologen, Psychiater kennen sich oft nicht wirklich mit Autismus aus, was meiner Meinung nach, problematisch ist. Gerade da, autistische Menschen allerdings viel häufiger Dinge wie Depressionen, Angststörungen, Sozialphobie, PTBS (im Prinzip jede psychische Störung) bekommen, benötigen sie viel öfter psychische Unterstützung. Wenn man bedenkt, wie stark Autisten lebenslang, vom Gefühl begleitet werden, aufgrund ihrer Andersartigkeit, nirgends so richtig Anschluss zu finden, ist das keine Überraschung. Auch was das Thema Berufsleben anbelangt, fühle ich mich relativ im Stich gelassen. Warum? Der erste Arbeitsmarkt ist kaum wirklich, auf die besonderen Bedürfnisse autistischer Menschen ausgelegt. Ist eine Beschäftigung auf dem 1. Arbeitsmarkt nicht geeignet, so wird einem sehr oft dazu geraten, in eine Behindertenwerkstatt zu gehen. Dort wirst du mit Menschen mit Behinderungen jeglicher Art, zusammengelegt. Was hier wieder fehlt, ist ein Arbeitsplatz, der die spezifischen autistischen Schwierigkeiten/Besonderheiten berücksichtigt. Entweder du bist gut in der IT, gut im Masking, oder du hast Pech, und sitzt entweder in der Werkstatt fest, oder lebst von dauerhafter, voller Erwerbsminderung.

Was will ich hiermit sagen? Der Autismus behindert mich durchaus (und ADHS), viele zusätzliche Schwierigkeiten könnten aber vermieden werden, wenn autistische Menschen die ausreichende Unterstützung (auch im Erwachsenenalter) bekommen würden, die sie bräuchten.

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Ich werde diese Frage hier aus der Perspektive eines Autisten beantworten:

Dieser Satz „Autisten tun sich schwer damit, Blickkontakt zu halten.“ ist zwar an sich nicht völlig falsch (es kann durchaus anstrengend für uns sein, aber dazu noch mehr), allerdings ist diese Behauptung aus neurotypischer Sicht, sprich sie ist etwas unvollständig.

Was man verstehen muss, ist, neurotypische Menschen haben ein ganz natürliches Interesse, in die Augen ihres Gegenübers zu schauen, weil sie darin für sie wichtige Emotionen erkennen. Um es auf den Punkt zu bringen: Es ist für sie etwas ganz Intuitives.

Bei Autisten sieht das Ganze jedoch ganz anders aus. Autisten haben eben nicht dieses natürliche Interesse, seinen Gesprächspartner in die Augen zu schauen, weil wir in in der Regel in den Augen nichts oder sehr wenig erkennen können. Dies ist damit zu begründen, dass autistische Menschen in den meisten Fällen, Schwierigkeiten darin haben, Emotionen beim Gegenüber intuitiv (!!) zu erkennen. Viele (auch ich) können aber auch recht gut, Gefühle bei anderen gut einordnen/erkennen. Das ist allerdings in aller Regel kein automatischer Prozess, sondern ist etwas, das innerhalb von vielen Jahren durch Beobachtungen her stammt, oder weil sie in irgendwelchen Büchern oder Videos mal gehört/gelesen haben, welche Emotion die jeweilige Mimik/der jeweilige Gesichtsausdruck bedeutet (ähnlich wie das Lernen von Verkehrsschildern z.B.)

Nun aber zurück zu der Frage: In sehr sehr vielen Fällen (auch bei mir) war es so, dass ich noch nicht einmal wusste, dass sich andere Menschen überhaupt, in die Augen schauen. Erst wenn jemand, uns z.B. sowas sagt wie „Du hast mir während unseres Gespräches nicht ein einziges Mal in die Augen geschaut“, oder wir es irgendwo gehört haben, dass NTs das machen.

Allerdings kann es tatsächlich auch Probleme bzw. Schwierigkeiten, nämlich dann, wenn ein Autist (ich z.B.) den Blickkontakt hält, und währenddessen, versucht, das Gesagte zu aufzunehmen. Da ist es mir nicht selten passiert, dass ich zwar meinem Gegenüber in die Augen geschaut habe, am Ende jedoch mehr als die Hälfte vom Gesagten gar nicht wirklich aufgenommen habe, oder mitten im Gespräch, den Faden verloren habe. Ich weiß, das ist etwas, was sich die allermeisten „Normalos“ kaum wirklich vorstellen können, denn sie müssen sich ja nicht bewusst darauf konzentrieren, in die Augen zu schauen. Das geschieht ganz automatisch (ohne Nachdenken!!) im Hintergrund. Bei mir kann das mitunter aber auch zusätzlich daran liegen, dass ich eine recht kurze Aufmerksamkeitsspanne habe (habe auch ADHS).

Ich habe aber gehört, dass es für manche Autisten auch sehr unangenehm, oder sogar schmerzhaft sein kann, was bei mir zwar nicht der Fall ist (insbesondere Zweiteres). Wirklich unangenehm empfinde ich das, wie gesagt, auch nicht. Trotzdem habe ich die Erfahrung immer wieder gemacht, dass ich mich nicht so wirklich auf das Gesagte konzentrieren kann.

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Im ICD-10 wurde das Autismus-Spektrum noch in die Unterkategorien (Kanner-Syndrom, Asperger-Syndrom und Atypischer Autismus). Der Frühkindliche Autismus (Kanner-Autismus) wurde dann diagnostiziert, wenn eine Entwicklungsverzögerung im Bereich der Sprache vorhanden war und die Auffälligkeiten bereits vor dem dritten Lebensjahr begonnen haben, während beim Asperger-Syndrom hingegen eine Sprachentwicklungsstörung und eine Intelligenzminderung (geistige Behinderung) ausgeschlossen sein mussten. Die Auffälligkeiten zeigten sich in der Regel erst nach dem dritten Lebensjahr. Noch mal zum Punkt der geistigen Beziehung: Beim Frühkindlichen Autismus durfte eine geistige Behinderung zusätzlich vorliegen, war aber kein Muss. Daher kommt auch der Begriff „Hochfunktionaler Autismus“. Es handelte sich hierbei um Betroffene, welche als frühkindlich eingestuft wurden, aber keine Intelligenzminderung haben. Heute bezeichnet man Asperger-Autisten als „hochfunktional“. Ursprünglich bezog sich diese Bezeichnung allerdings auf Kanner-Autisten ohne geistige Behinderung.

Beim Atypischen Autismus handelte es sich um einen mehr oder weniger „unvollständigen Autismus“. Was meine ich damit? Autisten haben in der Regel Spezialinteressen und soziale Schwierigkeiten (Probleme ungeschriebene soziale Regeln zu verstehen). Beim Atypischen Autismus kann eines dieser Kriterien fehlen.

Künftig gibt es allerdings keine Unterformen von Autismus mehr, denn seit Anfang 2022 sind mit dem neuen ICD-11 alle drei Formen in einem Topf geworfen worden. Allerdings darf in Deutschland noch bis 2027 nach ICD-10 diagnostiziert werden. Erst dann wird offiziell nur noch die Diagnose „Autismus-Spektrum-Störung“ vergeben. Im DSM-5 wurden diese Unterformen bereits seit 2013 zusammengelegt.

Es wurde mit der Zeit immer mehr deutlich, dass es oftmals fließende Übergänge zwischen den einzelnen Unterformen zu geben, scheint. Beispiel: Die Behauptung, der Frühkindliche Autismus sei die „schwerste Form von Autismus“ ist inzwischen gut widerlegbar. Ja, es stimmt, dass Autisten mit einer zusätzlichen geistigen Behinderung nur unter Kanner-Betroffenen zu finden sind, aber nicht weil die Kanner-Form die „stärkere“ Form ist, sondern weil bei dieser Variante eine geistige Behinderung vorkommen darf, aber nicht muss (!!!).

Ebenso ist es keine Seltenheit gewesen, dass jene, welche ursprünglich die frühkindliche Diagnose erhielten, später im Laufe ihres Lebens eine Form auf Asperger bekommen haben, einfach aus dem Grund, weil ein Diagnostiker eine Sprachentwicklungsverzögerung in der (frühen) Kindheit nicht mehr nachverfolgen kann. Dieses Sprachdefizit kann der Autist mit dem Älterwerden nachgeholt haben. Somit ist ein solcher Kanner Autist im Erwachsenenalter praktisch nicht mehr von Asperger Autisten zu unterscheiden.

Was die Bezeichnungen „high-functoning“ und „low-functioning“ anbelangt, will ich hier noch einmal meine eigene Meinung äußern. Ich persönlich bin der Ansicht, diese beiden Begriffe nur für das zu verwenden, wofür sie ursprünglich gedacht waren: Nämlich, wie bereits oben, erwähnt: Für Autisten, die weder über eine klinisch signifikante Einschränkung im Bereich der verbalen Sprachfähigkeit, noch eine zusätzliche geistige Behinderung haben. Unter Ersteres meine ich, der Autist/die Autistin kann überhaupt sprechen. Besonderheiten bzw. Auffälligkeiten in der Tonalität/Sprachmelodie sind hier nicht gemeint. Diese Gruppe von Autisten können (meiner Meinung nach) als „hochfunktional“ bezeichnet werden, währenddessen ich das Label „niedrigfunktional“ für Autisten mit einer mittelgradigen bis schweren Intelligenzminderung durchaus treffend finde. Wichtig: Ich meine das hier völlig wertneutral. Ich möchte lediglich darauf hinweisen, dass solche Menschen wirklich ernste Schwierigkeiten im Leben haben. Jemand, der nicht sprechen kann, der kann seine Bedürfnisse nicht verbal kommunizieren. Insofern keine schwere geistige Behinderung vorhanden, kann über andere Formen der Kommunikation nachgedacht werden (schriftlich). Mitunter sind solche „niedrig-funktionalen“ Autisten nicht einmal in der Lage, alleine zur Toilette zu gehen. Das gibt es! Selbst wenn der eigentliche Autismus nicht der Grund für den massiven Hilfebedarf darstellt, sollten diese Betroffenen nicht unberücksichtigt bleiben, was aufgrund der Tatsache, dass diese Autisten nicht oder stark eingeschränkt, die Möglichkeit haben, im Internet über Autismus aufzuklären.

Wenn man allerdings diese Labels so verwendet, im Sinne, der Autist gilt als „hochfunktional“, wenn er einen Vollzeitjob ausübt, sich in die Gesellschaft integriert, alleine einkaufen geht und sich hierbei „durchbeißt“ (nicht wenige von uns haben Reizüberempfindlichkeiten bishin zu einer Neigung zur Reizfilterschwäche -> die Folge: ein möglicher „Overload“) etc.. Am nächsten Tag kann er aus dieser Sicht wiederum „niedrigfunktional“ sein, wenn der Autist völlig erschöpft ist und seine „Batterien“ aufladen muss. Soziale Interaktion ist für uns Autisten anstrengend.

Abgesehen davon, birgt ein derartiges Label die Gefahr, dass das Asperger-Syndrom bzw. HFA („High-functioning-autism“) nicht als „echter Autismus“ mehr anerkannt wird. Warum? Ganz einfach: Der Autist/Die Autistin hat doch Freunde, eine(n) Partnerin/Partner, ist berufstätig, hat einen Führerschein, geht alleine einkaufen, kann sprechen, ist intelligent usw. Also hat er/sie doch keine Probleme. Doch das ist ausdrücklich (!!!) nicht der Fall. Niemand sieht den Leidensdruck dahinter. Gerade dieses Gefühl, anders zu sein und der ständige Anpassungsdruck macht viele von uns ziemlich zu schaffen!

Dieser Text war schon ziemlich lang, wollte aber hier das Ganze ausführlich auseinandernehmen (auch wenn nicht zu 100% vollständig). Das würde hier den Rahmen völlig sprengen!

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Es ist folgendermaßen: Unter „Autistische Züge“ versteht man einen subklinischen Autismus bzw autistische „Symptome“, die zu keiner Einschränkung im täglichen „Funktionieren“ (Alltagsbewältigung, Einkaufen gehen in überfüllten Geschäften z.B.) führen. Man muss verstehen, dass Autismus ein Spektrum mit fließenden Übergängen zur Normalität darstellt.

Mir ist bewusst, dass eine Schwarz-Weiß Unterscheidung zwischen „stark von Autismus betroffen“ und „leicht im Spektrum“ äußerst schwer ist, denn es kann der Fall sein, dass Autist A z.B. sehr gute intellektuelle Fähigkeiten besitzt, wodurch er ein sehr gutes Fachwissen in seinem Spezialinteresse mitbringt, die ungeschriebenen sozialen Regeln wie Emotionserkennung beim Gegenüber Intellektuell recht gut gelernt hat, allerdings aufgrund motorischer Defizite z.B. bis heute kein Fahrrad fahren kann, während Autist B dafür weniger motorische Schwierigkeiten hat, jedoch immer noch sehr schlecht darin ist, Emotionen in Gesichtern zu erkennen.

Zugleich darf nicht unerwähnt bleiben, dass ein Autist, der weder sprechen kann und zusätzlich eine komorbide geistige Behinderung aufweist, eher „schwer“ betroffen ist -selbst wenn der massive Hilfebedarf im Leben (selbst alleine zur Toilette kann nicht möglich sein) nicht primär auf den eigentlichen Autismus zurückzuführen ist; sondern aufgrund einer mittelgradigen bis schweren Intelligenzminderung. Das meine ich hier keineswegs wertend, weil ohne die nötige Intelligenz kann ein Autist kaum gewisse Defizite in den einen Bereichen durch ein gutes Fachwissen in seinem Spezialinteresse ausgleichen. Mit einem IQ von 39 ist es unmöglich, sich mit Physik oder Psychologie zu befassen. Somit wäre hier das „Funktionsniveau“ in mehr oder weniger allen Bereichen sehr niedrig.

Dennoch muss man dazu sagen, dass „typisch autistische Symptome“ bei vielen Menschen (Neurotypischen Menschen) vorkommen können, aber WICHTIG: nicht in einem Ausmaß, um eine Diagnose stellen zu dürfen!!! Beispiel: Jemand scheint ein „Spezialinteresse“ zu haben, z.B. ein starkes Interesse für Psychologie. Jedoch ist dieser viel besser dazu in der Lage, mit der Beschäftigung wieder aufzuhören und sich ein Stück weit auch für andere Themen zu interessieren. Bei Autisten äußert sich dieses Spezialinteresse bereits in der Schule nicht selten darin, dass sie sich zwar bereits früh sehr ausgiebig mit ihrem Interessensgebiet befassen, wenn es allerdings darum geht, für eine Klassenarbeit - ein Fach, wofür sie sich gar nicht interessieren, nicht schaffen, ihre Aufmerksamkeit willentlich auf das Lernen zu lenken. Die Folge: Schlechte bis mittelmäßige Noten trotz guter bis durchschnittlicher Intelligenz. Wie man sehen kann, führt dieses „Symptom“ des Spezialinteresses zu Problemen im Schulleben, und von den Schwierigkeiten im späteren Berufsleben (sofern Autisten auf dem ersten Arbeitsmarkt arbeiten) will ich hier gar nicht erst anfangen - würde den Rahmen dieser Antwort hier sprengen

Um es aber mal auf den Punkt zu bringen: Scheint es „autistische Symptome“ zu geben, diese aber zu keinen erheblichen Schwierigkeiten im Alltag/sozialen Miteinander/Beruf führen, darf die Diagnose Autismus nach strengen Kriterien, nicht gestellt werden (!!!). In solch einem Fall spricht man häufig von „autistischen Zügen“. Also gibt es bei der Entscheidung, ob jemand noch normal ist, oder Autist, einen qualitativen Cut-of. Gäbe es keinen Cut-of, wären wir theoretisch alle entweder Autisten oder neurotypisch.

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nein weil...

„Heilen“ im Sinne, Man macht eine Therapie (z.B. medikamentös) dann ist der Autismus weg, das wird es sicherlich nicht geben. Bei Autismus handelt es sich ja schließlich um eine angeborene, neurologische Entwicklungsstörung.
Allerdings neigt die Kernsymptomatik (z.B. ausgeprägte Wahrnehmungsbesonderheiten) sich im Laufe des Lebens abzuschwächen.

Bereits 2019 stellt die APA (American Psychological Association) in einem Artikel dar, dass bis zu 25 Prozent aller Autisten ihre Diagnose im Laufe des Lebens verlieren. Hierbei gehe ausdrücklich (!!!) nicht um Masking, sondern um eine Umstrukturierung auf neurologischer Ebene, denn unser Gehirn kann sich ja im Laufe des Lebens weiterentwickeln bzw. ein Stück weit verändern.

Quelle: https://www.apa.org/monitor/2019/04/autism-diagnosis

Wichtig: Nicht jeder Autist wird irgendwann aus dem Spektrum ganz heraustreten können, was letztlich auch nicht das primäre Ziel darstellen sollte. Mir ging es hier nur darum, aufzuzeigen, dass sich der Wissenstand/Forschungsstand durchaus ändern kann. Beispiel: Borderliner galten früher als hoffnungslose Fälle. Heute hingegen, weiß man gesichert, dass die Borderline-Persönlichkeitsstörung sehr gut „heilbar“ ist. Mir ist völlig klar, dass es sich bei Borderline um eine Persönlichkeitsstörung handelt, welche erworben ist, während Autismus hingegen, schlicht und ergreifend angeboten ist und im Gehirn Unterschiede vorhanden sind. Trotzdem, wer weiß, ob die Forschung im Jahre 2050 z.B. plötzlich sagt „Autismus ist nicht für immer.“

Autismus ist irgendwo immer auch ein klinisches Lebel - Ja, es stimmt, dass Autisten nicht „krank“ sind und die Neurologie schlicht und ergreifend signifikant vom Neurotyp abweicht. Dennoch, sind die genauen Ursachen für das was wir unter Autismus verstehen bis heute immer noch unbekannt. Ja, es hat definitiv eine genetische Komponente, allerdings erfolgt die Diagnostik ausschließlich anhand der Symptome. Die Symptome werden diagnostiziert und beeinträchtigen diese das tägliche Funktionieren - obwohl nicht wenige Probleme daraus resultieren, weil wir Autisten uns in einer Welt zurechtfinden müssen, welche für Neurotypische Menschen „geschaffen“ ist.

Fazit: Auch wenn natürlich nicht alle Autisten sich vom Gehirn her so entwickeln, dass man bei ihnen rein auf symptomatischer Ebene (!!!) theoretisch die Diagnose nicht mehr stellen würde, bedeutet das nicht, dass dies völlig auszuschließen wäre.

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Hallo Alina,

erst einmal tut es mir Leid, dass es dir momentan so schlecht geht :( Ich selber, auch Autist, habe es ebenfalls sehr schwer gehabt. Vor ein paar Jahren hatte ich mir auch nichts anderes gewünscht, als nicht mehr am Leben zu sein. Ich kenne das Gefühl, einfach nicht in die Gesellschaft zu passen. Zwar weiß ich natürlich nicht genau, was der Auslöser bei dir ist bzw. wie du dich im Detail fühlst, aber nicht selten liegt der Ursprung des ganzen Leidens, in der Kinder- und Jugendzeit. Als Autist macht man oft die Erfahrung, dass andere (Gleichaltrige) einen scheinbar nicht besonders sympathisch finden - Mobbing und Ausgrenzung keine Seltenheit im Autismusspektrum. Das ist natürlich keine gute Voraussetzung, um später ein gutes Selbstwertgefühl zu haben!

Ich mache so viele Fehler und keiner akzeptiert mich…

Das könnte ein Indiz dafür sein, dass du den Glaubenssatz entwickelt hast, dass du in der Welt nicht willkommen wärst und du so wie bist, falsch wärst (das habe ich selber zumindest eine ganze Zeit lang tatsächlich über mich gedacht).

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass es sich für dich in diesem Moment alles hoffnungslos anfühlt und der Suizid womöglich der einzige Ausweg aus diesem Elend darstelle. Fakt ist aber: Du willst bestimmt nicht sterben, sondern einfach nur diesen ganzen Schmerz nicht mehr fühlen! Das wirst du jetzt wahrscheinlich mir nicht glauben, aber irgendwann wird das Leben eine Wende zum Guten nehmen (auch als Autist).

Was ich dir noch sagen will: Es stimmt auch nicht, dass uns keiner akzeptiert (auch das wirst du mir nicht glauben). Fakt ist, allerdings: Dadurch dass dich andere mit Sicherheit ständig abgelehnt haben bzw. aufgrund schlechter Erfahrungen glaubst du nun, dass dich alle nicht mögen würden. Allerdings kennst du nicht die gesamte Menschheit, in Wahrheit hat dir nur ein Bruchteil der ganzen Weltbevölkerung eine negative Rückmeldung auf dem Weg gegeben.

Mir ist völlig klar, dass das Problem mit meinen Worten hier sich nicht in Luft auslösen wird. Das wird Zeit brauchen! Tatsache ist, du kannst es schaffen!! Ich wünsche dir hier natürlich alles Gute auf deinem Lebensweg!!

Wenn du mit jemanden mal reden/schreiben willst, kannst du mich gerne anschreiben :) Ich weiß aus einer Erfahrung, wie schwer es für uns Autisten nur sein kann, jemanden zu finden, der einen versteht!

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Ja, das geht, denn es gibt eine wichtige Sache, die man unbedingt wissen sollte. Und zwar: Vieles, von dem was als „typisch autistisch“ bezeichnet wird, in Wahrheit Folgeschädigungen von Traumatisierungen aus der Kinder- und Jugendzeit darstellen. Nicht selten wird sozialer Rückzug bzw. die Neigung, sich zu isolieren, für ein Symptom von Autismus gehalten. Es ist richtig, dass Autisten soziale Schwierigkeiten haben und soziale Interaktionen schnell recht anstrengend sein können. Jedoch ist es nicht so, dass Autisten generell introvertiert sein müssen, sondern in vielen Fällen durch negative Erfahrungen (Mobbing, soziale Ausgrenzung) schlicht und ergreifend, sozial gehemmt wurden.

Ich weiß, dass ich ein wenig von der Fragestellung wegkomme, aber ich will nur verdeutlichen, dass ein Großteil der Lebensprobleme von Autisten in Wahrheit nicht rein auf ihre Kernsymptomatik beruhen, sondern es sich hierbei in Wahrheit öfters um Traumafolgen handelt. Nicht wenige Autisten werden depressiv. Auch Persönlichkeitsstörungen oder Posttraumatische Belastungsstörungen sind hierbei möglich. Und hatte der Autist diese Probleme als Kind? Nein!! Psychische Störungen wie Depressionen, Persönlichkeitsstörungen, Sozialphobien etc. sind erworben.

Natürlich kann sich ebenfalls die autistische Kernsymptomatik an sich im Laufe des Lebens durchaus verändern. Autismus ist eine Entwicklungsstörung -d.h. die Entwicklung ist in gewissen Bereichen gestört bzw. verzögert. Allerdings muss das nicht unbedingt bedeuten, dass der Autismus bis ans Lebensende in voller Ausprägung bestehen bleiben muss. Diese neurologische Entwicklungsstörung neigt im Laufe des Lebens sich zu bessern, sprich einige Symptome (z.B. ausgeprägte Wahrnehmungsbesonderheiten) können sich durchaus ändern.

Was ich hier gerade schreibe, denke ich mir nicht aus! Bereits 2019 stellte die APA (American Psychological Association) in einem Artikel dar, dass bis zu 25% aller Autisten im Laufe ihres Lebens sogar unter die Diagnoseschwelle fallen. Dabei ginge es ausdrücklich (!!!) nicht um Masking, sondern um eine regelrechte Umstrukturierung auf neurologischer Ebene. Unser Gehirn kann sich im Laufe der Zeit verändern.
Quelle: https://www.apa.org/monitor/2019/04/autism-diagnosis

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Ja, ich wurde früher in der Schule aufgrund meiner autistischen Verhaltensweisen öfters gemobbt/gehänselt/beleidigt. Hauptsächlich habe ich seelische bzw. emotionale Gewalt erlebt. Immer wieder haben manche Mitschüler zu mir gesagt:“Du bist ein schei. Autist! Bring dich doch einfach um, du gehst jeden auf die Nerven.“

Ich will mich hier jetzt nicht als „Opfer“ darstellen (im Grunde war ich ja ein „Opfer“ psychischer Gewalt). Es geht mir hier viel mehr darum, aufzuzeigen, wie häufig Autisten/Neurodivergente Menschen immer noch Mobbing erleben müssen und man das nicht einfach so hinnehmen kann. Solche Erfahrungen proben nämlich unsere Persönlichkeit bzw. unseren späteren Lebensweg.

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Das gibt es durchaus. Jemand kann sehr wohl einige Kriterien erfüllen, die bei Autismus vorkommen. Hier kann es sehr schnell zu Missverständnissen kommen. Die Diagnose wird nicht bloß aufgrund der autistischen Veranlagung vergeben. Beim Label „Autismus“ handelt es sich tatsächlich um ein klinisches Label. Daher müssen die autistischen Symptome wiederum in klinisch relevanter Ausprägung vorliegen. Die Entscheidung, ob Autismus vorliegt, oder nicht, erfolgt rein auf symptomatischer Ebene. Es werden nicht die Gene/das Gehirn analysiert.

Die Bezeichnung „klinisch“ meint hierbei, dass die Symptome auch zu einer Einschränkung im täglichen Funktionieren führen und hauptsächlich bei Erwachsenen (gibt ja nicht wenige, die erst als Erwachsene diagnostiziert werden) zu einem Leidensdruck. Ist das alles, was hier geschildert wurde, nicht der Fall, so darf die Diagnose Autismus im Sinne des ICD oder DSM nicht gestellt werden!!!

Die Bezeichnung „Autistische Züge“ wird in der Praxis dann verwendet, wenn Betroffene zwar gewisse autistische Eigenschaften erfüllen, aber OHNE Leidensdruck - bei Kindern bezieht sich dieser Leidensdruck nicht auf das Kind selbst, sondern, auf ihre Angehörigen.

Abschließend soll hier auch erwähnt werden, dass Masking bzw. seine Symptome gut kompensieren zu können, nicht bedeutet, dass die Diagnose „Autismus“ nicht mehr vorliegen würde, da dieses Masking psychisch sehr anstrengend sein kann und der Leidensdruck nicht aufhört.

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Hey, das ist natürlich erst einmal kein schönes Gefühl :(
Ich kann dir hier nicht genau sagen, was der Grund dafür ist, warum du dich so fühlst. Allerdings gibt es einige mögliche Ursachen, die öfters mit der Vergangenheit zusammenhängen. Könnte es sein, dass du nur äußerst selten positive Rückmeldung von deinem Umfeld erhalten hast? Haben andere eventuell Dinge wie „Du bist nicht gut genug“ zu dir gesagt?

Damit wir das Gefühl entwickeln, dass wir von anderen erwünscht sind, ist es essenziell, dass Menschen um uns eine Form von „Bestätigung“/ positives Feedback geben. Du hast ja geschrieben, dass du glaubst, so gut wie jeder würde dich hassen.

Du solltest dich mal fragen: Warum glaubst du sowas? Bist du dir zu 100% sicher, dass dich andere auch wirklich hassen?
Selbst wenn einige unserer Mitmenschen uns die Rückmeldung gegeben haben, dass wir ja nicht erwünscht/liebenswert wären, heißt das noch lange nicht, dass dich die gesamte Menschheit generell nicht haben wollen würde.

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Etwas Gutes ist es bestimmt nicht, denn natürlich gibt es Menschen, die eher Einzelgänger sein wollen. Trotzdem muss man auch sagen, dass der Mensch nunmal ein soziales Wesen ist.

Wenn wir die Erfahrung machen, dass andere offenbar nichts wirklich mit einem zu tun haben wollen (soziale Ausgrenzung), kann dies auf Dauer dazu führen, dass derjenige sich von der Gesellschaft abgetrennt fühlen. Denn er/sie konnte nicht die Erfahrung machen, dass andere einem mögen/akzeptieren/wertschätzen. Womöglich können Betroffene das Vertrauen in die Menschheit sogar ganz verlieren. Nicht selten entwickeln sich psychische Störungen wie Depressionen oder Persönlichkeitsstörungen. Die schizoide Persönlichkeitsstörung ist da ein Beispiel. Schizoide Menschen wollen keinen Kontakt mehr zu anderen haben, weil sie schlicht und ergreifend, aufgrund negativer Erfahrungen, das Interesse an sozialen Interaktionen verloren haben. Jetzt könnte man meinen, ist doch gar nicht so schlimm! Jeder darf doch so sein Leben gestalten, wir er/sie es möchte.

Natürlich! Allerdings sind solche Menschen, die für sich die Entscheidung getroffen haben, sich sozial zu isolieren, sehr häufig doch nicht wirklich glücklich. Nicht selten stellt man sich die Frage, wozu man eigentlich lebt bzw. was der Sinn des Lebens sei.

Ich selber habe meine Jugendzeit „verpasst“, hatte fast überhaupt keine Freunde, da ich in der Schule nicht gerade der Beliebteste war. Ich wurde damals öfters gemobbt, war in den Schulferien massivst einsam (während andere in dem Alter oft auf Partys waren). Das hatte auch für meine Psyche Folgen. Bereits im Alter von 17 Jahren hatte ich starke Depressionen und wollte nicht mehr leben. Hatte fast schon einen Hass auf die Gesellschaft. Das muss längst nicht bei jedem so schlimm kommen. Ich möchte hier nur aufzeigen, wie sehr solche negativen Erlebnisse die spätere Persönlichkeit prägen können.

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Nicht jeder Autist ist gleich, dennoch gibt es einige „typische“ Verhaltensweisen, die so gut wie jeder Autist mal an den Tag gelegt hat/ an den Tag legt.
Ein typisches Verhalten ist es, seinen Gegenüber mit seinem Spezialinteresse „voll zulabern“. Autisten führen (gerade im jüngeren Alter) viel eher Monologe, als Dialoge -d.h. sie können sich nicht so dafür interessieren, was sein Gegenüber erzählt. Dem Autisten geht es primär darum, sein „Monolog“ durchziehen, unabhängig davon, ob sein Gegenüber dies auch wirklich hören will. Besonders dann, wenn der Gesprächspartner durch seine Mimik nicht unbedingt darauf Lust hat (z.B. ihm geht es nicht gut), kann es auch schnell Konfliktpotenzial geben. Der Nichtautist geht davon aus, dass der Autist durch seine eher „desinteressierte“ Mimik automatisch checkt, „so jetzt reicht es mal“. Der Autist (natürlich unwillentlich) wird dieses Signal allerdings nicht wahrnehmen und dann weiter sein Monolog führen, weil er ja Schwierigkeiten hat, Gestik und Mimik bei anderen zu erkennen.

Ein weiteres Beispiel: Der Autist sagt zu sehr die Wahrheit (selbst eine Notlüge zu finden, fällt ihm oft schwer). Klassiker: „Bin ich dick?“ Der Autist sagt: „Ja, du bist voll dick“. Dadurch kann er die Gefühle des Gegenübers verletzen.
Das klingt vielleicht kritisierend, aber das soll es gar nicht. Autisten (besonders im Kindes/Jugendalter) haben ihre Probleme mit der Theory of Mind. Was ist das? Die Theory of Mind beschreibt die Fähigkeit, sich vorzustellen, welche Absichten/mentale Zustände sein Gegenüber haben könnte. Bei neurotypischen Kindern entwickelt sich diese Fähigkeit in der Regel recht früh im Kindesalter schon (in etwa drei bis fünf Jahren). Autisten liegen da weit hinterher. Erst im Erwachsenenalter bestehen sehr häufig keine Defizite mehr.

Natürlich gibt es auch mehr.

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Es ist kein Kernsymptom von Autismus, in dem Sinne, dass es angeboren ist, wobei viele unter uns das bestimmt kennen werden. In vielen Fällen machen Autisten schlechte Erfahrungen in sozialen Situation (soziale Ausgrenzung oder Mobbing in der Schule aufgrund unserer autistischen Verhaltensweisen). Daraus kann sich irgendwann Perfektionismus entwickeln, sprich Autisten können eine sehr starke Angst davor entwickeln, mal in einem Gespräch nicht recht zu haben (Rechthaberei). Warum ist das so?

Da sie in Vergangenheit für ihr „auffälliges Verhalten“ nicht selten kritisiert/ausgelacht/fertiggemacht wurden, ist die Furcht davor recht groß, dasselbe erneut zu erleben.

Nicht jeder Autist/Autistin fühlt sich natürlich schnell angegriffen.

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