Ich unterrichte eine sehr langsame achtsame Yogaform (sog. Heilyoga oder tibetisches Yoga) und meine Kurse sind voll von Menschen, die sich nicht entspannen können.
Zunächst betrachten wir doch einmal was das ist - sich NICHT entspannen zu können, bedeutet, dass ich über Gebühr festhalte - an Gedanken, materiellen Gütern, Emotionen, Menschen etc. Grundsätzlich bedeutet festhalten auch nichts "schlechtes" - wir brauchen das festhalten, damit es überhaupt etwas gibt was wir loslassen können. Das ganze Leben ist gesund gelebt ein Wechsel zwischen festhalten und loslassen, anspannen und entspannen, Sein und Nichtsein. Unsere Körperfunktionen, die wir kaum beeinflussen können, machen es uns vor - die Haut - sie zieht sich zusammen und dehnt sich wieder - ebenso die Muskeln oder unser Herz, auch die Lunge - sie hält den Atem fest und gibt ihn wieder ab, der Magen hält die Nahrung und gibt sie wieder ab... ebenso Leber, Galle, Niere und Darm. Der Darm hält die Nahrung und gibt sie wieder ab - gibt er sie nicht ab, so haben wir eine schöne Verstopfung und die tut uns nicht gut.
Ähnlich ist es mit Anspannung und Entspannung - Anspannung ohne Entspannung bedeutet auf seelisch-geistiger Ebene eine Verstopfung. Eine Art zugemüllt sein, so dass man kaum noch das Licht der Sonne sehen kann. Möchte ich nun in diesem Zustand entspannen, so bringt es nichts zu sagen: "Ach ich leg mich jetzt hin und entspanne mal oder noch besser - ich schau mir einen Film an" - letzteres müllt im Endeffekt noch mehr zu und macht uns noch unbewußter ( das sind die Abführtabletten, die in ein noch tieferes Ungleichgewicht führen, weil sie nicht die Ursache beseitigen). Es führt uns noch mehr in das Dunkel des großen, großen Müllhaufens. Hier bringt dich nur eines weiter - WAHRNEHMEN, dass eine Verstopfung da ist und dann mal ein bißchen aufräumen.
Frag dich immer wieder - dient das jetzt meinem Wohlgefühl? Dient es nicht deinem tiefen Wohlgefühl, so laß es einfach. Es gehört vielleicht ein wenig Mut dazu sich darauf einzulassen, jedoch auf lange Sicht ist es hilfreich. Sprich - du DARFST loslassen und darfst dein Wohlgefühl als Priorität für dein Leben setzen. Dies hat nichts mit Egoismus zu tun, sondern es ist eine ganz natürliche Sache. Geht es dir nicht gut, kann es deinen Mitmenschen auch nicht gut gehen. Die Selbstliebe ist der Schlüssel zum Glück. Das dauert vielleicht ein bißchen - und auch hier ist der Weg das Ziel.
Zwischendurch würde ich dir raten, dich einfach hinzusetzen und den Atem zu beobachten, vielleicht auch eine Meditation auf SA-TA-NA-MA... du berührst jeden einzelnen Finger mit dem Daumen, während du langsam diese Silben rezitierst. Was durchaus auch hilfreich ist, wenn du so gar nicht abschalten kann - Progressive Muskelentspannung. Hier kommst du noch mehr in die Anspannung hinein um die Entspannung zu finden.
Vielleicht hilft dir auch autogenes Training oder Tiefenentspannung - Yoga Nidra. Hier ist es sehr wichtig jemanden zu finden, der dir "liegt". Also die Stimme ist sehr entscheidend und auch der Sprachrhythmus. Ich habe eine Ausbildung als Hypnotherapeutin und dies kommt meinen Yogaschülern sehr zu gute. Eine gute Entspannung ist auch immer eine Art Hypnose. Dies ist durch die Showhypnose leider etwas in Verruf gekommen, jedoch gibt es nach meiner Erfahrung nichts besseres zum Entspannen. Viele meiner Schüler konnten in meinem Unterricht zum ersten Mal in ihrem Leben wirklich entspannen. Das soll jetzt keine Selbstbeweihräucherung sein, sondern das ist einfach das, was mir zugetragen wird. Ich habe selbst ja auch schon diverse Kurse besucht und ich weiß, hier gibt es deutliche Unterschiede.
Also wichtig ist, sich darauf einzulassen, zu erkennen dass du festhälst, denn sonst kann du nichts loslassen, die Wahrnehmung darauf lenken, wo du angespannt bist und das dann loslassen - das kannst du auch mit Hilfe eines Körperscans. Beginne an den Knien, arbeite dich hoch zum Gesäß, weiter zu den Schultern, Nacken - hier das Kinn ganz leicht in Richtung Brust senken, die Stirn entspannen (hier und in den Augenbrauen sitzen viele Blockaden), den Kiefer entspannen, indem du den Mund ein klein wenig öffnest - am besten ist, du lächelst - denn lächeln und Zähne zusammenbeißen - das funktioniert nicht gleichzeitig. Lächeln ist ohnehin sehr entspannend - es sendet dem Gehirn einen Impuls: "Meinem Menschen geht es wunderbar" und das Gehirn weiß, es braucht keine Stresshormone mehr auszuschütten.
So, mehr fällt mir derzeit nicht mehr ein - falls du noch Fragen hast, beantworte ich sie gerne.