Der Test ist in jeder Hinsicht Unfug - leider überzieht das Schulministerium das Land mit Prozessen und Bestrafung für alle Test-Verweigerer. Kindern müssen für diesen nonsens vorgeführt werden und als Zwangs-Ritus über scih ergehen lassen - Kinder genießen offensichtlich keine Menschenrechte.
Hierzu meine Korrespondenz mit dem Schulministerium:
Von: Walter Rolf Bindel [mailto:bindel@rolfbindel.de]
Gesendet: Samstag, 8. November 2008 11:55
An: 'poststelle@msw.nrw.de'
Betreff: kritik delfin 4
Prof. Dr. Walter Rolf Bindel, Dipl-Psych.
Institut für Sonderpädagogik der Universität Hannover
An das Schulministerium NRW
Die Delfin 4 -Untersuchungen sind pseudo-wissenschaftlich und sollten sofort abgeschafft werden. Die hohe Zahl der ermittelten Problemfälle zeigt auch die Irrelevanz des Verfahrens.
Ein Test sollte eine repräsentative Verhaltensstichprobe aus dem gewöhnlichen Repertoire sein.
Die Aufgabenstellungen von Delfin 4 haben aber durchweg keine Alltagsrelevanz für Kinder und wären auch nicht zur Kommunikation oder Sprachförderung geeignet. Nach moderner Testtheorie sind daher auch die vier Aufgabentypen von Delfin 4 zu vermeiden.
Zur Streichliste gehören:
Reine Gedächtnisprüfung z.B. einen Satz genau wiederholen
Grammatikalische Entschlüsselung von Aufgaben
Operationen mit Nichtworten
Überprüfen von nonsens-Sätzen
Erzählen nach Aufforderung (ist für viele Kinder ein Problem der Beziehung. Kinder kommen aus der Situation des Dialogs innerhalb der Kernfamilie mit gegenseitiger Vorkenntnis an Interessen).
Auch die theoretischen Begründungen für die Aufgaben sind wissenschaftlich nicht haltbar . In naiver Analogie werden die unbekannten und labilen Sprach-Prozesse bei Vorschulkindern in Erwachsenen-Funktionen interpretiert:
Sätze-Nachsprechen ist nur bei Erwachsenen als Gedächtnisleistung zu verwenden.
Nonsens-Sätze sind keine Grammatik-Prüfungen sondern ein Problem des abstrakten Analysierens ohne wahrnehmbaren situativen Bezug.
Kunstwörter könnten allenfalls einem phonologischen Arbeitsgedächtnis entsprechen, das erst erst beim Lesen-Lernen entsteht.
Komplexe-Handlungen-befolgen entspricht dem Arbeitsgedächtnis nur für Erwachsene.
Erzählfähigkeit ist bei Kindern egozentrisch und hat nicht die Hörerorientierung und die Erzählphasen Erwachsener.
Quatsch-Sätze und Quatsch-Wörter sind wirklich Quatsch. Diese und alle weiteren Aufgabenstellungen sind auch völlig ungeeignet für Immigranten-Kinder da sie ein intensives Sprachgefühl voraussetzen. und bei Schwächeren zu Unverständnis und Frustration führen. Tests mit nicht kindgemäßem oder abstraktem Prüfmaterial sind nicht interpretierbar und überbewerten den Milieueffekt. Kinder mit einer abstrakten Sprache und distanzierten Haltung zur Prüfsituation mit fremden Erwachsenen sind besser zum Testen geeignet.
Sprachstands-Tests sollten in einem raschen Verfahren die Vorleistung für eine Ausbildung (z.B. Aufnahme in die Schule) prüfen. Sie sollten eine Aussage über das Lernpotential machen können. Insbesondere bei Immigranten-Kinder ist der Umfang des Vokabulars der einfachste und beste Prädiktor für das weitere Erlernen der Sprache der Schule. (z.B. könnten zehn Wort-Bild-Karten zur Erfassung von Problemfällen genügen). Für deutschsprachige Kinder ist Sprachverstehen im Dialog, Spiel oder zu Bilderbüchern wichtiger als Sprechflüssigkeit. Sprachförderung ist keine Programm sondern ein dialogischer Austausch zum Beispiel auch über Freundschaftsbildung der Kinder untereinander..
Die materiellen und personellen Ressourcen für Delfin 4 wären besser in Eltern-Aufklärung,
Schulung des Personals und in der Verbesserung allgemeiner Sprachförderung investiert.
Zu weiterer Argumentation und Information bin ich gerne bereit.
Mit freundlchen Grüßen
Rolf Bindel
Von: Schumacher, Wolfgang [mailto:Wolfgang.Schumacher@MSW.NRW.DE]
Gesendet: Mittwoch, 19. November 2008 12:53
An: bindel@rolfbindel.de
Betreff: Kritik an Delfin 4
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Bindel,
Ich danke Ihnen für die Mail vom 8.11.08 und Ihr Interesse am Sprachstandsfeststellungsverfahren.
Der von Ihnen kritisierte Test wurde unter wissenschaftlicher Federführung von Frau Prof. Dr. Fried von der Universität Dortmund entwickelt und evaluiert.
Das Schulministerium ist für die Druchführung des Verfahrens, nicht für die Entwicklung der Testinstrumente zuständig.
Ich habe deshalb Ihre Mail an Frau Prof. Dr. Fried weitergeleitet.
Mit freundlichen Grüßen
Im Auftrag
Dorothee Schneider
An das Ministerium für Schule und Weiterbildung
Aber Sie sind doch der Auftraggeber für diese Sache und Sie können doch beurteilen was Sie tun – z.B. unsinnige Fragen an Kinder stellen, Umstände und Stress für alle einbestellten Eltern bereiten. Es geht um die Ermittlung von 15-20% von Förderfällen. Wenn der Test mehr als doppelt so viele Fälle liefert, hat er sein Mindest-Kriterium der Vermeidung falscher positiver Fälle eklatant verpasst und ist daher unbrauchbar.
Mit freundlichen Grüßen
R.Bindel
Seither nichts mehr gehört