Die Bedeutung des Wörtchens "normal" ist hier wohl der Punkt, der am meisten Unklarheit mit sich bringt. Zwei Interpretationen sind mir davon geläufig. Beide sind problematisch:

1. Der Norm entsprechend. Eine Norm ist hier als eine Art "Regel" zu verstehen. Aber wer legt die Normen fest? Gerade bei so einem umstrittenen Thema wie der Homosexualität kann man schwer davon ausgehen, dass es keinen Konsens gibt.

Da wir aber in einer pluralistischen Gesellschaft leben, empfielt es sich sehr, die Normen nicht so eng zu fassen. Homosexualität ist etwas völlig natürliches, über 1000 Tierarten zeigen dieses Verhalten und jeder, der Nachwuchs kriegt, hat mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit selber Schwule als Kinder. So sieht für mich Normalität in diesem Sinne aus.

2. Relative Häufigkeit. Jetzt wird es richtig schwammig. Normal ist eine Eigenschaft, wenn ein bestimmter Anteil der Gesellschaft diese besitzt. Nun hat noch niemand den Versuch gewagt, zu definieren, wo dieser Grenzwert liegt. Bei 20%? Oder nur 5%?

Sehr häufig wird das Wort "unnormal" dazu verwendet, um jemanden zu beleidigen. Es ist also mit Vorsicht zu verwenden. Wenn deine Freundin das tatsächlich so gemeint hat, ist das absolut nicht in Ordnung.

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Das Problem ist hier, dass der Gegenstand fehlt, wegen dem gestritten wird.

Bei den meisten Meinungsverschiedenheiten geht es um handfeste und überprüfbare Dinge. Wie viele Kontinente es gibt, lässt sich zählen. Wie groß die Umlaufbahn des Mondes ist, lässt sich berechnen. Wie schnell sich eine Zelle teilt, beobachten.

Aber welche der "heiligen Schriften" nun die höhere Autorität hat, oder welche Interpretation davon die "wahrere" ist, lässt sich eben nicht begründen. Das führt zu teils ziemlich ekelhaften Konflikten.

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Als Anhänger des Fliegenden Spaghettimonsters setze ich mich ja dafür ein, dass neben jedem Kreuz auch ein Topf Nudeln aufgehängt wird, um dieser offensichtlichen Ungleichbehandlung entgegenzuwirken.

Leider sind aber diejenigen, die sich für das Monopol des Kruzefix im öffentlichen Raum einsetzen, einem Irrtum zum Opfer gefallen. Sie argumentieren, das Kreuz habe als Symbol für unsere Kultur und Wertegemeinschaft in dieser Funktion nichts mit einer Religion zu tun. (Wobei der Grabenkampf zwischen Religionsvertretern und Anhänger einer modernen pluralistischen Gesellschaft hier in einem eklatanten Maße ans Tageslicht tritt.)

Irrtümlicherweise wird nicht berücksichtigt, dass der Pastafarianismus (= Glaube an das Fliegende Spaghettimonster) unsere Kultur doch ebenfalls geprägt hat. Die Bedeutung reicht über die Nudel weit hinaus bis hin zu einer Erwähnung im alten Testament. Bereits Moses hat das FSM gesichtet. (siehe Graphik)

Und deshalb plädiere ich für einen Topf Nudeln. In jedem Gerichtssaal. Oder besser noch: den allgemeinen Verzicht auf religiöse Symbole als Einrichtungsgegenstände.

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Religionsfreiheit ist eine Idealvorstellung, aber die Realität lässt sich bei vielen Aspekten eben nur an das Ideal annähern.

Deine Eltern besitzen die absolute Hoheit über Bildungsfragen (zumindest in Bayern). Das steht in diesem Fall im Widerspruch zur persönlichen Freiheit, aber vielleicht ist er dem Gesetzgeber zu selten, um extra eine Ausnahme zu erlassen. Oder konservative Politiker nutzen klammheimlich den Moment der schamlosen Schadensfreude aus. Wer weiß.

Entweder, du schaffst es also, deine Eltern dazu zu bringen, den Schrieb zu unterzeichnen, oder du wirst ohne Ausweg die Tage bis zum Abitur zählen müssen.

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Bis vor 100 Jahren war es noch allgemeiner Konsens, dass es keinen Zufall gibt, sondern dass sich alles einem Ursache-Wirkungs-Prinzip unterordnet. Heute hat das die Quantenphysik schon längst in Frage gestellt.

Viele Menschen interpretieren einzelne quantenphysische Effekte so, dass es tatsächlich den echten Zufall gibt. Andere Menschen sehen einen "Superdeterminismus", was hieße, dass alles im Prinzip vorhersebar wäre.

Allerdings sehe ich keinerlei Konsequenzen, die sich aus dieser Frage ergeben könnten. Sie ist sogar erstaunlich uninteressant. Wir sind selber für unser Leben verantwortlich, soweit wir es beeinflussen können und soweit wir es nicht beeinflussen können, haben wir entweder Glück oder Pech. Basta.

Für eine außenstehende Instanz, die unseren Lebensweg vorgibt, gibt es keinerlei Indizien. Es gibt im Gegenteil sogar gute Gründe, die dagegen sprechen: unsere Natur folgt den Gesetzen des Zufalls und das sogar ziemlich zuverlässig. Ein "Wille" dahinter sähe anders aus.

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Ich komme damit nicht klar, schwul zu sein. Wie kann ich damit umgehen lernen?

Hallo allerseits. vor kurzer Zeit hatte ich etwas über dieses Thema schon geschrieben und habe super Antworten bekommen. Ich will nun einfach sagen, was ich fühle. Ich bin mir nun sicher: Ich bin 100% schwul und bin überhaupt nicht stolz drauf. Ich schäme mich für diese Gefühle und hasse mich selbst Tag für Tag dafür. Das komische ist, dass ich es selbst irgendwie komisch finde, Homosexuell zu sein. Ich finde Homosexualität eher gewöhnungsbedürftig und irgendwie komisch, obwohl ich selbst schwul bin. Das ist das verwirrende. Ich kann mich selbst nicht akzeptieren. Ich werde immer depressiver. Ich weiß schon, dass meine Eltern es nicht akzeptieren werden, weil sie Moslems sind und immer wieder betonen, wie gerne sie Homosexuelle töten würden. Also ist ein Coming Out ausgeschlossen. Ich bin selbst gerne Moslem, aber wenn die Religion Homosexualität verbietet, dann was habe ich dort noch zu suchen? Soll ich gar keine Religion folgen? Ich kann mir schon vorstellen, in einer Beziehung zu sein, aber ich weiß nicht, on mein Parter diese Heimlichtuherei mitmachen würde. Natürlich wollte Ich irgendwann mal von meiner Familie wegziehen, um ein freies Leben zu führen, jedoch kann ich mich selbst nicht akzeptieren. Viele akzeptieren Homosexualität, viele aber auch nicht. Ich will gar nicht schwul sein, aber wenn ich es nicht bin, dann bin ich nicht ich. Ich brauche ehrlichen Rat und geistliche Hilfe und Tipps. Bin übrigens 16. Vielen Dank im Voraus.

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Die übergeordnete Frage lautet: Wo liegt hier das Problem? Wer hat ein Problem?

Schwule erleiden keinerlei Einschränkungen oder Nachteile durch diese biologische Eigenschaft. Sie können wirklich alles tun und haben, was jeder andere auch genießen darf. Was an Lebensfreude geht einem glücklichen homosexuellen Pärchen ab?

Die Probleme entstehen erst im Zusammenspiel mit der Gesellschaft. Das ist die raue und kalte Realität, wie sie viele erleben. Erst die Gesellschaft gibt Lesben und Schwulen das Gefühl, "irgendwie anders" zu sein.

Aber das wird zur Zeit in vielen Gegenden auch rapide besser. In deinem familiären Umfeld kannst du nicht glücklich werden, das liegt aber nicht an dir, sondern das ist die Schuld deiner Familie. Rette dich selber da raus, sobald du kannst. Ich weiß nicht, was du z.Z. machst, nach dem Gymnasium gehen viele zum studieren in eine andere Stadt. Oder mit einer abgeschlossenen Ausbildung kannst du auch in einer besseren Gegend Arbeit finden. Bis dahin wirst du aber durchhalten müssen. Aber das Internet bietet viele Orte, wo sich Schwule und Lesben austauschen, um sich zu beraten, Erfahrungen zu sammeln, usw. Such da einfach mal in Google.

Was die Religion sagt, darüber würde ich mir nicht allzu viele Sorgen machen. Im Alten Testament der Bibel steht z.B. drinnen, man solle Hexen töten. Das ist abergläubischer Schwachsinn. Und genauso, das wissen wir heute, ist das "Homosexualitätsverbot" abergläubischer Schwachsinn. Da kannst du dir sicher sein.

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Der Wert von einem Weltbild hängt für mich (wie für viele andere) davon ab, wie stark es der Realität ähnelt.

Man könnte in der Türkei geboren sein, dann würde man den Islam für die einzige Wahrheit halten. Oder in Indien, da würde man meist den Hinduismus annehmen. Wir hier in Deutschland sind überwiegend Christen, welcher Art genau hängt von gewonnen Kriegen ab.

Wenn die Religion, an die man glaubt, davon bestimmt wird, was die Eltern glauben, ist sie der Willkürlichkeit nicht fern. Und so ein Weltbild hat einen negativen Wert. So eine Religion ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit frei erfunden (von den Tausenden in der Zahl kann auch nur maximal eine wahr sein).

Nah, da ist mir das Risiko zu groß. Lieber entgegne ich bestimmten Fragen ein zutiefst ehrliches Fragezeichen.

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Den ersten Computer hat ein Weißer gebaut.

Die String-Theorie wurde von einem Atheisten formuliert.

Die Glübirne wurde von einem Mann erfunden.

Und dennoch bleibe ich das arme Würstchen, das noch nichts die Welt bewegendes geschafft hat.

Dein Kontrahend will doch nur dadurch, dass er sich auf Gruppenzugehörigkeiten beruft, davon ablenken, dass er genauso wenig erreicht hat.

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In tausenden Jahren unserer Kultur gab es noch nie auch nur den Ansatz eines Grundes, gegen Schwule zu sein. Und das gesellschaftliche Bewusstsein sprintet zügig in diese Richtung.

Menschen, die trotzdem in einer Situation stecken, dass sie Vorbehalte gegenüber Schwulen plegen, sei eines dringendst geraten: jetzt ist die Zeit, um seinen Standpunkt nochmal zu überdenken. Bei Rassisten und Sexisten war dieser Zeitpunkt irgendwann im letzten Jahrhundert. Heute gelten solche Menschen als anachronistisch und verbittert.

Und wer sich heute z.B. gegen die Homoehe wehrt, wird diese Schuld immer an sich haften haben. Und daran wird man immer erinnert werden, wenn ein schwules Pärchen in der Nachbarschaft einziehen wird, oder die eigene Tochter eine Frau heiraten wird.

Durch Homophobie macht man sich schuldig.

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Wir sind die einzige Art, deren Gehirn sich so hochgebildet hat, weil wir die einzige sind, bei der das für das Überleben förderlich war. Ein großes Gehirn hat auch mächtige Nachteile, so gehen auch 20% unserer aufgenommenen Energie dahin. Als unsere Vorfahren begannen, sich erstmals in Steppen zu bewegen, wurden die Anforderungen des entwickelten Gehirns erstmals so groß, dass es den Ressourcenverbrauch rechtfertigte und wir uns "anpassten".

Umgekehrt muss man sagen, dass wenn man von heutigen Affenarten die Lebensbedingungen unangetastet lässt, sie auch nicht intelligenter werden, da ihr Zustand der aktuell angepasstetste.

Die Möglichkeiten von Zucht sind stark begrenzt, weil wir in sehr kurzer Zeit sehr große Ergebnisse wollen. Theoretisch wäre es allerdings denkbar, eine Spezies zu züchten, die ähnlich schlau wie wir wären. Es wäre dann aber auch moralisch verwerflich, schließlich würde diese Art unter der Zucht genauso leiden, wie ein Mensch. (und die Eugenetik haben wir ja aus guten Gründen aufgegeben)

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Unzählige Atheisten beweisen dir: Religionen sind überflüssig.

Die meisten vermeintlichen Funktionen von Religionen entpuppen sich bei einer kritischen Hinterfragung als entweder minimal oder gar nicht existent.

Verwunderlich ist es auch, dass du nach einem "noch" frägst. Es gibt keinen Grund, anzunehmen, Religionen seien vor tausenden von Jahren notwendig gewesen.

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Der Terminus "an Wissenschaft glauben" ist eine ganz böse Strategie von religiösen Fundamentalisten, um evidente, ihrem Weltbild krass widersprechende Fakten von der Bedeutung vermeintlich zumindest herunterzuschrauben.

Ansonsten sind die Erkenntnisse aus der Wissenschaft so plausibel wie die Beobachtungen und Beweisführungen, die ihnen zugrunde liegen. Ein Gott interferiert hier garnicht. Egal, welche "alternativen Erklärungen" eine Religion liefern mag, am Wahrheitsgehalt wissenschaftlicher Erkenntnisse ändern sie nichts.

Umgekehrt stimmt das aber nicht. Wenn wir einzelne Teile eines Mythos widerlegen können, wissen wir, dass an dem Mythos etwas faul ist.

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Andere Begründung:

Was "die Medien" behaupten, darüber bin ich offensichtlich nicht im Bilde.

Generell waren Kulturen niemals statisch. Nirgendwo. Wir zum Beispiel haben nach dem christlichen Mittelalter die Kurve zur Moderne gekriegt und manche sehen bereits Zeichen der Postmoderne. Aber dieselbe Dynamik existierte auch in der anderen Richtung der Zeitskala. Bevor Deutschland "christianisiert" wurde, glaubten die Einwohner an germanische Gottheiten und eben andere Mythen. Irgendwie hat es unsere Zivilisation schon damals überstanden.

Man kann zukünftige Entwicklungen niemals vorhersagen. Und auch diese Dynamik legt nahe, dass wir eine Dominanz des Islams bei den Religionszugehörigkeiten in Deutschland nicht ausschließen dürfen.

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Höchstwahrscheinlich können sie dich zwingen. In Bayern zum Beispiel haben die Erziehungsberechtigten bis zur Volljährigkeit die Möglichkeit, zu beantragen, die Konfession deines Religions- bzw. Ethikunterrichts zu ändern. Was das heißt, ist, dass eine Hoffnung besteht, wenn du rechtlich keiner Kirche zugehörig bist, dass du garnicht für den Religionsunterricht angenommen wirst.

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Unser Gehirn ist das Produkt ständiger Evolution im Rahmen eines harten Überlebenskampfes in ständiger Knappheit. Wir waren immer darauf angewiesen, schnell (I) Muster in unserer Umgebung zu erkennen und uns (II) auf die Erfahrungen anderer Mitglieder unserer Spezies zu stützen.

Leider sind beides Eigenschaften, die mit einer großen Fehleranfälligkeit im Denkapparat einhergehen: wir (I) überinterpretieren Ereignisse in unserer Umgebung und meinen, Geister oder Übernatürliches zu erkennen. Und wir (II) verlassen uns auf unsere Eltern, wenn sie uns mittelalterliche Mythen eintrichtern.

Dass Tiere an Übernatürliches glauben, wage ich zu bezweifeln. Aber mehr als "Vermutungen" wirst du da auch von seriösen Biologen nicht erfahren.

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Die Fragen

Was sind deine Argumente, an Gott zu glauben?

und

Warum glaubst du an Gott?

sind grundverschieden. Bei der ersten Frage wirst kannst du Antworten erwarten, wie dass der Ursprung der Welt unerklärt ist, Religion als Lebenshilfe diene, eine die Gesellschaft ordnende Funktion innehabe, etc.

Ehrliche religiöse Menschen müssten bei der zweiten Frage aber den Blickwinkel ändern und würden völlig konträre Antworten geben.

Ein Beispiel resultiert aus der Frage, warum Person X gerade an Jahwe glaubt, aber nicht an Thor, Ra, oder Poseidon. Ein Blick auf die Karte dient als starkes Indiz: wird eine Person in Deutschland geboren, liegt die Wahrscheinlichkeit, Christ zu sein, bei guten zwei Dritteln, in der Türkei ist sie zu über 99% islamisch und in Indien höchst wahrscheinlich hinduistisch. Die Frage, warum eine Person eine bestimmte Religion hat, ist also durch geographische Bedingungen, durch Zufall und die Eltern zu erklären. Das wirst du allerdings nie von der religiösen Person selber hören.

Wenn dich die zweite Frage interessiert, solltest du also genau aufpassen, aus welchem Blickwinkel die Antwort geschrieben wurde.

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Die Ethik (Wissenschaft der Moral) gehört mit zu den Wissenschaften, über die die Gesellschaft am wenigsten aufgeklärt ist. Das ist ja eigentlich auch nicht tragisch, denn wir brauchen eigentlich keine "wissenschaftlichen Methoden", um moralische Entscheidungen zu treffen. Die fällen wir recht zuverlässig aus dem Bauch heraus.

Eine Kehrseite ist allerdings, dass viele übersehen, wie die unterschiedlichsten Philosophen aus den unterschiedlichsten Kulturen ihre Ethiken entwerfen, die völlig ohne "übernatürliche Instanz" auskommen. In vielen ist das sogar eine explizite Forderung. Moral ist zu 100% irdisch, aber das sieht man erst, wenn man sich tiefer mit ihr auseinandersetzt.

Zuletzt haben es religiöse Führer dann natürlich einfach, den Anspruch darauf zu erheben, sich als Mutter der Moral bezeichnen zu können. Solange jemand nicht mit entsprechendem Hintergrundwissen gefüttert ist, ist es klar, dass er dazu neigt, das erst mal zu glauben.

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