Das kommt darauf an. In manchen Fällen führt die gutgemeinte "Aussprache" dazu, dass man im Streit auseinandergeht und das Ganze nur noch verschlimmert. Denn wenn man sich nicht im Guten voneinander trennt, wird das Loslassen eher schwierig. Wenn du aber den Eindruck hast, dass man mit deinem Freund/deiner Freundin vernünftig reden und offen und ehrlich die Gründe anschauen kann, die zum Ende der Freundschaft geführt haben, dann ist eine Aussprache sehr sinnvoll und beide können für die Zukunft daraus lernen (oder sich auf unerwartete Weise sogar versöhnen!).
Hallo Maxestroo
Auch wenn die modernen Naturwissenschaften gerne die These verkaufen, dass wir alle Egoisten sind und die Welt auf darwinistischen Prinzipien beruht, so zeigt die Alltagserfahrung eher das Gegenteil. Das Auge ist nicht dazu geschaffen, sich selbst zu sehen; es ist gesund, wenn es keine Sternchen, Wölkchen oder seltsame Farben sieht, sondern die Gegenstände erkennt, die ihm gegenüber stehen. Und so tut ein Zuviel an Selbstreflexion dem Menschen ebenfalls nicht gut, bzw. kann sogar ein Krankheitszeichen sein. Dagegen stellt sich ein wohliges Gefühl ein, wenn man einer alten Frau, die auf der Strasse gestolpert ist, auf die Beine hilft, selbst wenn man dadurch den Zug verpasst hat und zu spät zur Arbeit kommt. Eine innere Stimme hat uns vielleicht "gesagt", dass jetzt die Frau dran war und nicht der Zug. Und wenn wir dieser inneren Stimme folgen, sind wir auf dem besten Weg, Glück und Zufriedenheit zu erfahren.
Vorsicht jedoch, dass man von diesem guten Gefühl, nicht abhängig wird! Dies könnte nämlich zum sogenannten Helfersyndrom führen, bei dem man sich vollends selbst vergisst und nur noch darauf aus ist, anderen zu helfen, die das unter Umständen gar nicht brauchen. Auf die innere Stimme zu hören ist der beste Weg, um für andere dazusein, ohne deswegen die Achtung vor sich selbst zu verlieren.
Liebe Grüsse
Hallo
Weisst du, dass jährlich 40 Millionen Tonnen Getreide in sogenannten Drittweltländern angebaut werden, um Viehfutter in den Industrienationen herzustellen? Und wie hoch ist der Anteil an Steuergeldern, der in den internationalen Waffenhandel fliesst, zu Lasten der Zivilbevölkerung in den ärmsten Gebieten der Welt? Dass es Menschenhändler gibt, die die Nöte der Flüchtlinge ausnutzen, um sie mit falschen Hoffnungen weg von ihrer Heimat nach Europa zu locken, ist ein Verbrechen und gehört bestraft. Aber grundsätzlich sind die Armut und der Welthunger weder gottgewollt noch eine Folge von irgendwelchen Naturgesetzen, sondern von den Reichen und Mächtigen bewusst erzeugt. Ohne Unterdrückung von Anderen könnten wir uns unseren Wohlstand nicht leisten.
Ich habe keine Angst davor, dass Flüchtlinge zu "uns" kommen, auf der Suche nach Zukunftsperspektiven für sich und ihre Familien. Mehr Angst habe ich vor den Reichen und Mächtigen, die ihren Einfluss dazu nutzen, um die Reichen reicher und die Armen immer ärmer werden zu lassen, anstatt deren Nöte zu lindern.
Gruss
Hallo SyNc1337
Das muss nicht gleich ADHS sein, sondern liegt vielleicht an einer Reizüberflutung. Ich stelle mir vor, dass es in deinem Büro hektisch zugeht oder du viel um die Ohren hast. Das muss sich zunächst in deinem Inneren "setzen", bevor du dich weiter konzentrieren kannst. Denke mal daran, wie es ist, wenn du ein Glas Flusswasser schöpfst: Zunächst schwimmt darin alles Mögliche herum; erst wenn du eine Weile wartest, siehst du, dass der Sand und alles andere sich am Boden des Glases absetzt und das Wasser allmählich klar und durchsichtig wird. So ähnlich verhält es sich mit unserer Psyche und den Eindrücken des Tages. Mal alles abschalten, wenn man heimkommt. Sich hinlegen und die Augen schliessen. Oder eben sonst einen Ausgleich suchen, bei dem man innerlich zur Ruhe kommen kann - das, glaube ich, ist wichtig heutzutage, um sich gut konzentrieren zu können und die innere Ruhe zu bewahren.
Liebe Grüsse
Man kann die Sache so oder so sehen. Wenn ich mir Greta Thunberg so anschaue und anhöre, dann sehe ich eine brilliante junge Frau. Wer kann sich schon so gewandt ausdrücken und so präzise reflektieren? Das gilt auch für andere Menschen mit dem sogenannten Asperger-Syndrom. Manche sagen: Ja, ja, das sind halt geistesgestörte Menschen. Ich würde eher sagen: Dank des Asperger-Syndroms sind diese Menschen so aussergewöhnlich brilliant. Das sogenannte Syndrom ist also meines Erachtens eine Gabe und keine Krankheit.
Es gab vor nicht allzulanger Zeit eine Begebenheit, bei der ein verheirateter Mann mit Haus, Kindern, Hund, Auto, usf. seine Familie verlassen hat, um mit einer anderen Frau, die in einem ähnlichen Alter war wie seine Exfrau, ein fast identisches Leben zu führen. Man würde ja erwarten, dass ein verheirateter Mann mit seiner 30 Jahre jüngeren Sekretärin durchbrennt. Aber in diesem Fall war das nicht so. Das "zweite Leben" des Mannes glich dem "ersten" fast aufs Haar.
Eine philosophische Erklärung für dieses Verhalten ist, dass dem Mann in der ersten Ehe die Träume abhanden gekommen waren. Wir alle führen offenbar ein Doppelleben, nämlich das faktische im Hier und Jetzt und ein erträumtes, das der Motor ist, das uns jeden Morgen aufstehen, den Tag geniessen und nach vorne schauen lässt. Manchmal verschwinden die Träume, wenn eine Beziehung beginnt und sogleich schaut man sich nach einem neuen Partner um, der das Innenleben wieder zu entfachen vermag. Und manchmal steigert man sich in eine an sich unbefriedigende Beziehung hinein, dann ist der Boden für die Obsession bereitet. Denn bei der Obsession lebt der "Besessene" in seiner eigenen Vorstellungswelt und an seinem Partner vorbei. Er hat sich quasi seinen eigene Traumbeziehung geschaffen und hält sie für die Wahrheit.
Liebe Grüsse
Nein. Mutterliebe ist entweder vorhanden oder nicht vorhanden. Äussere oder innere Eigenschaften des Kindes sind dabei egal.
Deine Erwartungsangst kann ich absolut nachvollziehen. Meine Panikattacken sind aufgetreten, als mein Leben sich verändert hat: Früher habe ich mich viel bewegt und Sport gemacht, dann bin ich in einen sitzenden Beruf gegangen und mein Herz hat angefangen zu stolpern und zu rasen. Es gab auch noch andere Veränderungen (neuer Job, Ende der Beziehung usw.), die diese Attacken heraufbeschworen haben. Aber grundsätzlich habe ich gelernt, dass es sich um eine Anpassungsleistung des Körpers handelt; der Blutdruck sinkt beim Sitzen und das Herz arbeitet härter, um ihn wieder auf Vordermann zu bringen. Wenn ich inzwischen merke, dass mein Herz zu rasen anfängt, stehe ich auf und laufe oder spaziere ein paar Mal um den Block. Das lenkt mich ab und nach kurzer Zeit hat sich mein Blutdruck stabilisiert und ich bin wieder ruhig. Beine hochlegen hilft bei mir auch gut. Vielleicht kannst auch du damit was anfangen.
Liebe Grüsse
Ich muss ehrlich gestehen, dass ich in meinem langen Leben noch nie einen Menschen gesehen habe, der sich übergeben hat. Und du bist vielleicht der dritte oder vierte, der mir davon erzählt. Bewegst du dich vielleicht in einem Umfeld, das dir nicht guttut?
Liebe Grüsse
Manche Lehrpersonen wissen nicht, dass natürliche Autorität auf Beziehung fusst und wenden daher "Gewalt" (im weitesten Sinne) an, was natürlich bei den Schülerinnen und Schülern auf Widerstand stösst. Andere Lehrpersonen wiederum verzichten ganz auf Autorität und begegnen den SchülerInnen mit einer Haltung, die als Gleichgültigkeit rüberkommt. Auch das ist eine schlechte Basis für eine gut funktionierende Lehrer-Schüler-Beziehung.
Wer in einem sozialen Beruf arbeitet, muss soziale Kompetenzen haben. Und wenn du möchtest, dass deine SchülerInnen dich als Lehrperson ernst nehmen, dann musst auch du sie ernst nehmen und sie auf Augenhöhe behandeln. Natürlich gibt es auch die, die daheim schlechte Vorbilder haben und die sich schwer in eine Klasse integrieren lassen. Aber im Grossen und Ganzen würde ich sagen, dass die SchülerInnen, früher wie heute (heute vielleicht sogar noch stärker als früher wegen des wachsenden Drucks auf dem Arbeitsmarkt) gewillt sind etwas zu lernen und rebellieren, wenn dieser Wunsch im Unterricht nicht befriedigt wird.
Das ist in der Tat eine heikle Situation. Kompliment an dich für deine Feinfühligkeit!
Du schreibst, dass sie keine Freunde hat. Hast du sie denn in deinen Freundeskreis aufgenommen bzw. mit FreundInnen oder KollegInnen von dir bekanntgemacht? Denn die Tatsache, dass ihr unterschiedlich seid, dürfte auch ihr nicht entgangen sein und dennoch scheint sie an dir zu hängen. Vielleicht ist dieses Interesse an dir auch nur ihr eigener Versuch, sich neue Welten zu erschliessen und durch dich neue Leute kennenzulernen. Und vielleicht ist ja unter diesen Leuten ja jemand, mit dem sie wirklich gut zusammenpasst...
Viel Glück
Hallo gamestar21
Suizid mag eine Lösung sein. Aber wofür genau? Manche Leute sagen, sie wollten sich aus Enttäuschung über sich selbst umbringen. Das ist deshalb widersprüchlich, weil sie ja das Ich, das sie enttäuschend finden, ja vernichten würden anstatt es zu verändern. Die Wahrheit ist nämlich nicht zu vernichten und das Ich, als das du aus dieser Welt scheidest, bleibt deine endgültige Identität; niemand kann sie nach deinem Tod mehr korrigieren, nicht einmal du selbst!
Welches Problem soll durch den Suizid noch gelöst werden? Mir fällt keines ein. Stell dir vor, du bringst dich in einer einsamen Stunde um, wenn niemand zuhause ist. Du könntest dir denken: Was soll ich hier schon? Niemand wird meinen Tod bemerken und überhaupt, wem bedeute ich schon etwas? Aber irgendjemand wird deinen Tod immer mitkriegen und sei es ein Feuerwehrmann oder ein Polizist oder ein Nachbar oder auch ein Fremder. Wer immer dich tot auffindet oder im lokalen Fernsehsender von deinem Tod erfährt, dem bleibt die Botschaft, die du hinterlässt, nämlich: Das Leben ist nicht wert, gelebt zu werden, wirf es weg, da es nichts bringt. Ist das, die Botschaft, die du hinterlassen möchtest? Wofür wäre eine solche Botschaft eine Lösung?
Ich kenne deine Lebenssituation nicht, aber mir scheint, dass Suizid nie eine Lösung sein kann. Höchstens, wenn jemand ans Bett gebunden ist, fürchterliche Schmerzen hat und darum bittet, dass man ihn sterben lassen soll. Da könnte man eventuell sagen: durch Sterbehilfe könnte man diesen Menschen von seinem Leiden erlösen. Aber selbst da wäre ich vorsichtig: Es gab und gibt Menschen, die noch in extremen Leidenssituationen ihrem Leben einen positiven Sinn abgewinnen und sich nicht für den Tod entscheiden, obwohl sie als Gesunde für die aktive Sterbehilfe waren.
Insgesamt denke ich, dass Suizid keine Lösung, sondern eher eine Belastung für alle Hinterbliebenen ist, auch für die, die dich nie persönlich gekannt haben, aber dennoch von deinem Tod erfahren. Davon abgesehen, musst du damit rechnen, dass der Versuch misslingt und du dir dadurch erst recht Probleme ins Haus holst, die du sonst nie gehabt hättest.
Besorgte Grüsse.
Mein Vater ist an Krebs erkrankt und ich bin zu ihm gezogen, um ihn zu pflegen. Er hat vermutlich nicht mehr lange zu leben. Ich sehe ihn jeden Tag und sehe den Mann, der so viele Opfer für mich gebracht hat, der ein toller Vater war, der eine Lebensgeschichte hatte, die sich nun langsam rundet. Ein Universum, das sich dem Ende zuneigt und ich muss tatenlos dabei zusehen und kann nichts tun, um den Lauf der Dinge zu ändern.
Ich sehe meinen Vater und fühle Glück und Trauer zugleich. Glück, deswegen, weil ich daran denke, was mir alles erspart geblieben ist: ein gewalttätiger Vater, eine trostlose Kindheit, ein Leben ohne Geborgenheit und Liebe. Und die Trauer entsteht, wenn ich daran denke, dass ich meinem Vater nie angemessen danken können werde, für alles, was er ein Leben lang für mich getan hat. Egal, was ich tue, ich bleibe als Tochter immer in meinen Möglichkeiten zurück hinter seiner Leistung als Vater.
Glück ist für mich also einerseits das, was einem erspart bleibt. Und dieses Glück ist meiner Meinung nach nicht ohne eine Spur Traurigkeit zu haben.
Gruss
Hallo Isiisa02
Ich bin viele, viele Jahre älter als du, habe aber, als ich deinen Text gelesen habe, an meine eigene Jugend zurückgedacht und mich in deinen Worten wiedererkannt. Zu meiner Zeit gab es noch nicht so viele Strassenfeste, man ist eher in die Disco gegangen. Es erschien mir sinnlos, sich in einem dunklen Raum aufzuhalten, mit lauter Musik und lauter unbekannten Menschen (die eigenen Freunde ausgenommen), mit denen man sich zwar nicht unterhalten konnte, dafür aber eng umschlungen tanzen musste... Ich war an den Wochenenden oft alleine und war, wie du offenbar auch, froh oder zumindest nicht enttäuscht, wenn meine Freundinnen ohne mich ausgingen. Ausgehen und feiern habe ich immer als Pflichtprogramm erlebt, nach dem Motto: 'das muss ich jetzt halt machen, weil ich ja 17 bin'. Vielleicht hast du ähnliche Gedanken.
Was ich dir aus eigener Erfahrung ans Herz legen möchte ist, dass du dich zu nichts drängen oder zwingen lassen solltest. Allein sein zu können ist eine wichtige Eigenschaft, die du pflegen solltest, wenn du dich damit wohler fühlst als unter Menschenmengen. Manchmal ist es so, dass man sich bemüht, etwas gut zu finden, was auch die anderen gut finden, nur um dazuzugehören. Doch dafür zahlt man meiner Erfahrung nach einen hohen Preis: Man hat den Eindruck ein schlechter Mensch zu sein, was deiner Überschrift zufolge, auch bei dir der Fall ist. Dieser Eindruck kommt daher, dass man ja Dinge tut, die man "schlecht" findet. Weiter zwingt man sich zu etwas und tut sich selber damit Gewalt an, was das Gefühl der eigenen Schlechtigkeit verstärkt. Du bist also keine schlechte Freundin oder Tochter; dein Gefühl rührt meiner Meinung nach daher, dass du dich vielleicht zu sehr darum bemühst, dich anzupassen, dabei Gefahr läufst, dich selbst zu verlieren und dies ein "schlechtes" Gefühl in dir erzeugt. Mein Tipp wäre daher: Gib Acht auf dich und bleib dir selber treu.
Gruss von einer alten Frau.
Hallo TeineDels
Man kann auf sich selber stolz und mit sich selber zufrieden sein. Aber mit der Dankbarkeit ist das so eine Sache... Dankbarkeit kann man nur gegenüber jemand anderem empfinden, aber nicht wirklich gegenüber einem selbst.
Der Philosoph Robert Spaemann sagt, dass die Dankbarkeit der wichtigste Grund sei, um an Gott zu glauben. Wenn nämlich niemand da ist, dem man für etwas danken kann, dann bleibt nur Gott übrig; denn man selbst kommt dafür nicht infrage.
Die Person, mit der du diese Frage besprochen hast, sieht das vielleicht ähnlich oder hat ein anderes Verständnis von Dankbarkeit als du. Das könnte doch ein Anlass sein für ein tiefgründiges Gespräch zwischen euch. Oder aber dein/e GesprächspartnerIn ahnt, dass es in Richtung Religion/Philosophie gehen könnte und will mit diesen Themen nichts zu tun haben, aus welchen Gründen auch immer. Jedenfalls scheinst du einen wunden Punkt bei ihm/ihr getroffen zu haben und ich würde an deiner Stelle warten, bis er/sie sich wieder meldet und eventuell selber wieder drauf zu sprechen kommt.
Liebe Grüsse.
Hallo einfachichsein
Dein Körper soll tun, was er will - du bist nicht der Körper, du bist die Einstellung dahinter.
Wenn ich deinen Text so lese, so muss ich ehrfürchtig feststellen: Du bist eine Heldin! Du hast einen Schlaganfall überlebt, meisterst deinen Alltag bravourös im Rollstuhl und findest noch die Kraft, dich hier anderen Menschen zuzuwenden, obwohl du dich kaum bewegen kannst und auch noch eine Magersucht hinter dich hast. Das ist nahezu die höchste Leistung, deren Menschen fähig sind und ich finde, du darfst stolz auf dich sein, Gewicht hin oder her.
Viele Grüsse
Ich versuche schon lange das Christentum zu verstehen. Eigentlich interessiert es mich nicht besonders, aber dennoch lässt es mich nicht los. Muss mir ein anderes Gebiet suchen.
Hallo ErwinD
Dein Text erweckt bei mir den Eindruck als handle es sich zwischen euch um einen Machtkampf, nach dem Motto: Wer ist die glücklichere, erfolgreichere von beiden? Sie hackt auf dir rum, indem sie dir sagt, wie einsam und unglücklich du bist und wie uninteressant sie dein Leben findet, währenddem sie dir gleichzeitig ihr "Glück" vorführt.
Als Kind möchte man von der eigenen Mutter gesehen und von ihr angenommen werden - das ist ein urmenschliches Bedürfnis. Daher ist es verständlich, dass eure Begegnungen enttäuschend für dich verlaufen, denn da ist wenig Authentizität im Spiel, so scheint mir, sondern viel "Theater" ("schau mal, was ich alles habe und du nicht").
Es könnte sein, dass deine Mutter sich dir gegenüber minderwertig fühlt, da sie Hausfrau und von ihrem Lebenspartner abhängig zu sein scheint, währenddem du dich als selbständig und berufstätig beschreibst. Zwei Welten treffen aufeinander, die miteinander konkurrieren. Es ist für Eltern nicht immer einfach, wenn Kinder sie überflügeln, erst recht nicht, wenn kein enger Kontakt besteht; sie fühlen sich dann im Stich gelassen oder empfinden ganz einfach Neid gegenüber den Kindern, die Chancen haben, die sie selber auch gerne gehabt hätten.
Die Traurigkeit, die du beschreibst, ist meiner Meinung nach ein ernstzunehmendes Signal, das auf eine Veränderung hindeutet. Der Gegenpart von Traurigkeit ist Freude. Zeigst du deiner Mutter, dass du dich für sie freust? Dass du dich freust, sie zu sehen? Dass du dich auf ein Wiedersehen freust? Vielleicht wäre dies ein Einstieg, damit auch sie sich dir mehr zuwendet und eure Begegnungen schön und fruchtbar für beide Seiten verlaufen.
Grüsse.
Manche Menschen verstehen das Konzept der Gnade nicht. Sie denken, egal, was man tut, Gott vergibt ja sowieso, also darf man morden und lügen und Verbrechen begehen; in den Himmel kommt man ohnehin. Aber so ist das, meinem Verständnis nach, nicht gemeint. "Gnade" bedeutet vielmehr, dass du die Möglichkeit erhältst, trotz begangener Fehler und Verbrechen, neu anzufangen. In diesem Sinne kennt Gott keine Unterschiede zwischen Menschen; egal, wie arm oder reich du bist oder welches Verbrechen du begangen hast; Gott gibt dir eine neue Chance. Und willst du in den Himmel kommen, dann bist du sogar verpflichtet, diese Einladung zur Umkehr anzunehmen; die Verweigerung bezeichnet man als "Sünde wider den Heiligen Geist", die einzige Sünde, die nicht vergeben werden kann.
Soweit meine Interpretation des Evangeliums. Bin aber keine Expertin und daher offen für Kritik.
Grüsse
Du solltest deiner Wahrnehmung unbedingt trauen. Wenn du nicht mehr auf die (finanzielle) Hilfe deiner Mutter angewiesen bist, dann würde ich an deiner Stelle überlegen, deine Mutter ganz aus deinem Leben zu streichen, auch wenn das wehtut und ihrerseits Protest hervorrufen könnte. Trage ihr nichts nach, verabschiede dich im Guten und lass sie ihr Leben leben und leb du deines. Denn offenbar ist sie jemand, der dich einerseits nicht gehen lässt (Suiziddrohung) und andererseits als Minderjährige rausschmeisst. Kann man zu so jemandem eine tragfähige Beziehung aufbauen, die auf Vertrauen basiert?
Ein anderer Weg besteht darin, das zu tun, was eine Bekannte von mir getan hat, die Ähnliches erlebt hat wie du: Sie hat weiterhin Kontakt zu ihrer Mutter, besucht sie regelmässig, betrachtet sie allerdings aus einer gewissen Distanz, selbst wenn die Mutter sie beschimpft und ihr allerlei Vorwürfe macht. Sie verhält sich gewissermassen wie eine Psychologin, ohne der Mutter Ratschläge zu erteilen. Nach zwei Stunden Besuch geht sie wieder heim und verhält sich so als wäre sie "im Theater" gewesen, wie sie selbst sagt, d.h. sie hat sich ein Stück angesehen, aber selbst nicht mitgespielt. Eventuell ist dies für dich auch eine Option, um den Kontakt zu ihr nicht abzubrechen und dennoch seelisch gesund zu bleiben.
Ich wünsche dir von Herzen alles Gute in dieser heiklen familiären Situation.