Hallo!
Die Traumdeutung ist ein Buch Sigmund Freuds aus dem Jahre 1899 (vordatiert auf 1900), in dem er einen ersten Versuch seines Konzeptes des dynamischen Unbewussten eingebettet in eine grobe Topologie der Psyche einführt, nachdem er sich von den Ansätzen Josef Breuers weitgehend losgesagt hatte.
Die Traumdeutung einhält als zentralen Bestandteil im 7. Kapitel die erste metapsychologische Abhandlung dazu. Diese war notwendig geworden, da Freud nach Lösung von Breuer mit einer empirischen Psychologie gescheitert war, weil ihm diese mit den damaligen Methoden nicht möglich gewesen ist. Metapsychologie ist somit also per se nicht empirisch prüfbar, sondern sie ist ja die wissenschaftstheoretische und wissenschaftliche Notlösung, weil es Phänomene beschreiben soll, die sich gerade der empirischen Untersuchungsmethode verschließen.
Die Traumdeutung stellt damit aber eine auf dieser Basis verfügbare Möglichkeit dar, Träume wissenschaftlich zu beforschen, um Kenntnisse über das dynamische Unbewusste zu erlangen. Die Traumdeutung ist dabei zu dieser Zeit seine Methode (vor Einführung der freien Assoziation und nach Ablegen suggestiver Techniken wie v.a. der Hypnose) das nicht direkt beobachtbare dynamische Unbewusste zu erforschen. Es geht also erstmal um eine wissenschaftliche Methode, nicht um eine Behandlungstechnik, wiewohl diese Methode auch in Behandlungen Anwendung findet, um sich dem Unbewussten eines Patienten zu nähern.
Hierzu gibt es zahlreiche Beispiele, wie er auch nicht scheute, sich in diese Arbeit zu vertiefen, so dass er aus heutiger Sicht Patienten als Forschungsobjekte benutze, statt sich ausschließlich um eine Behandlung zu kümmern. Ein unrühmliches Kapitel seiner frühen Jahre (z.B. im "Fall Dora").
Er wendet sich in der Traumdeutung jedoch sehr deutlich gegen die herrschenden Ideen von Traumdeutungen (Symboldeutung einerseits und Dechiffrierung von Trauminhalten andererseits).
"Mein Verfahren ist ja nicht so bequem wie das der populären Chiffriermethode, welche den gegebenen Trauminhalt nach einem fixierten Schlüssel übersetzt; ich bin vielmehr gefaßt darauf, daß derselbe Trauminhalt bei verschiedenen Personen und in verschiedenem Zusammenhang auch einen anderen Sinn verbergen mag." (Zitat Freud: Traumdeutung)
Dass diese kritisierten Ansätze dann schließlich Freud als Methode unterstellt wurden (sicher auch wegen des gewählten Titels des Buches und der Methode), dafür kann der gute Freud nun nichts.
Dennoch ist dies ebenfalls im Rahmen der frühen Jahre (vielleicht sogar als Beginn) der Psychoanalyse zu sehen, die bekanntlich schon durch Freud selbst immer wieder erweitert und verändert wurde, wie auch durch viele andere zu seiner Zeit und natürlich nach ihm.
Gibt es also empirische Nachweise für die Traumdeutung? Die Antwort sollte jetzt klar sein.
Gibt es Belege dafür, dass eine Arbeit mit Trauminhalten in einer Psychotherapie (in Abwägung) sinnvoll sein KANN? Ja.
VG