Mit Handschriften lernen Vorschulkinder und Studenten besser
So anstrengend dieses Neben- und Durcheinander für Eltern und Kinder bei einem Wechsel der Schule oder gar des Bundeslandes sein kann – entscheidend ist, dass Kinder überhaupt noch irgendeine Handschrift lernen und nicht nur tippen. Dazu gibt es in den USA neuerdings wissenschaftliche Untersuchungen. 2012 ließ die Psychologin Karin James Kinder, die noch nicht schreiben und lesen gelernt hatten, Buchstaben auf eine von drei Arten zu reproduzieren: das Bild auf Papier anhand einer gepunkteten Linie nachzeichnen, es auf einem weißen Blatt freihändig zeichnen oder auf einem Computer tippen. Kinder, die die Vorlagen frei nachzeichneten, zeigten messbare Hirnaktivitäten in drei Bereichen, die auch bei Erwachsenen aktiv sind, wenn sie lesen und schreiben: der linken Spindelwindung, der unteren Stirnwindung und dem posterioren parietalen Cortex.
Bei Kindern, die nur Punkte verbanden oder die Buchstaben gar tippten, war kein vergleichbarer Effekt erkennbar. Karin James vermutet, dass gerade die „Unordnung“ der mit der Hand geschriebenen Buchstaben den Lerneffekt vergrößert. Jedes handschriftliche A sieht ein kleines bisschen anders aus. Wenn Kinder in diesen Variationen immer dasselbe Buchstabensymbol erkennen, begreifen sie offenbar besser, was ein A eigentlich ist, als wenn man ihnen ein immer exakt gleiches Computer-A zeigt oder sie es tippen lässt.
(Es ist gut fürs Gehirn, mit der Hand zu schreiben; Matthias Heine; WELT; 15.01.2015.)