Hallo Renguees,
ich lebe zwar nicht nach dem Islam und wenn ich ehrlich bin, macht der mir auch eher Angst. Aber ich sehe, dass da ein Mensch von dem selben Wunsch beseelt ist, der mich auch als Christ angeht - Gott zu gefallen, damit ich ihm ein gutes Kind sein darf - seinem Namen alle Ehre machen möchte, ihn zu erhöhen und zu verherrlichen. Ähnlich dürfte es wohl auch dir gehen.
Also erlaube mir, dass ich mich erdreiste dies zu vergleichen. Wohlweißlich achtend und respektierend, dass wir von Allah sprechen und ich nur aus meinen Wunsch Gott zu ehren berichten kann.
"Keine Sünde" wird wohl in der Tat sehr schwierig werden, mir zumindest noch nicht gelungen - allein wegen all der Sünden, die ich unauslöschbar mit mir herumtrage. Aber sich darum zu bemühen, ist ganz bestimmt ein großer Teil des Weges - vorausgesetzt, dass ich es ernsthaft und wahrhaftig meine und das ist in der Tat ein absolutes "muss". Aber wenn es an der Ernsthaftigkeit nicht fehlt und unser Bemühen um Wahrhaftigkeit auf der gleichen, hohen Ebene steht, was ist mit den Sünden die mir dennoch widerfahren?!
Nun, ich denke, dass es Aufgaben sind. Aufgaben, bei denen es darum geht, sie zu sehen, zu verstehen und daraus zu lernen. Du musst durch das Tal, wenn du einen Berg erklimmen willst. Du verstehst was ich meine?
Es geht vielleicht gar nicht darum eine absolute Sündenfreiheit zu erreichen?! Möglicherweise liegt doch die Hauptaufgabe darin, was wir aus dieser lernen und mitnehmen? Zumindest bin ich mir ziemlich sicher, dass immer wieder ein und die gleiche Sünde, eine weitere, eine schlimmere Sünde ist. Genauso, wie ich mir auch denke, dass es Sünden gibt, bei denen es Gott gefällt, dass sie mir unterkommen - damit ich daran lernen, wachsen und erfahrener werden darf. Sind wir nicht wir alle hier auf Erden um zu lernen? Ist das nicht sein Wunsch für seine Kinder? Dass er möchte, dass wir diese Erfahrungen machen - und die nicht nur aus den eigenen Sünden, sondern auch aus den Sünden der anderen?! Nicht, um etwa über sie zu richten, nicht mal um zu urteilen - aber sicher doch auch, um daraus zu lernen, oder nicht?!
Ich habe damit nicht abgeschlossen, dass ich niemals ohne Sünde sein könnte - wie wollte ich es auch. Ist es doch wichtiger Bestandteil meines ernsthaften und wahrhaftigen Strebens diesen Sünden etwas entgegensetzen zu wollen. Aber dort, wo mir die Sünde begegnet und ich trotz aller Versuchungen scheitere (und davon gibt es so unendlich viele), da möchte ich doch wenigstens daraus lernen - alles, was zu lernen ist. Allein um mein bestreben nach Sündenfreiheit noch ein bisschen ernsthafter und wahrhaftiger zu machen und von mal zu mal, von Erkenntnis zu Erkenntnis und vom fallen bis zum wiederaufstehen in seinem Namen das Richtige tun zu wollen.
Ich bin weder Moslem, noch kenne ich den Koran gut genug um dir hierzu eine kluge Antwort geben zu können. Auch muss ich ganz bestimmt betonen, dass es Studierte und Belesene gibt, die da weit berufener als ich wären.
Aber mein ganz persönlicher "Dschihad" ist der Kampf in mir und mit meinen Versuchungen, bei dem ich jeden Tag und bald jede Stunde aufs Neue Kämpfe verliere und Schlachten gewonnen habe - aber egal, ob ich einer Sünde stand hielt oder der Versuchung erlag - egal, ob dies nur durch Ignoranz und Unwissen geschah, oder sogar mit Vorsatz oder billigender Inkaufnahme - wann immer ich daraus lernen durfte, lehrte mich mein Bestreben ein wenig mehr in dieser "inneren Kriegsführung" und so sehr es auch nach abwegigen Gedanken klingen mag, so fest bin ich davon überzeugt, dass weder Gott noch Allah allein die Sünde sieht, sondern das was ich aus ihr mitnehmen durfte, sie mich lehrte und mir diese Erfahrung und Lehre dann im weiteren Fall der Versuchungen als Stecken und Stab dienten, um der nächsten Sünde begegnen zu können.
Vielleicht liege ich auch völlig daneben. Ich kann, mag und darf mir das eigentlich gar nicht anmaßen und vielleicht war es sogar schon ein Fehler, dass ich mich erdreistet habe diese beiden Menschen zu vergleichen - das mögen andere beurteilen und ich bete dafür, dass es dir keinen Schaden werden darf - du Sinn und Unsinn selber gut genug erkennen und unterscheiden kannst.
Aber ich wünsche dir die Weißheit und das Glück, dass wir alle brauchen werden, wenn wir dann eines Tages vor unserem Schöpfer stehen werden und für unsere Sünden zur Verantwortung gezogen werden - vor allem aber, wünsche ich dir, dass in unserem Leben und Streben genau diese Ernst- und Wahrhaftigkeit wie ein Lichtfeuer den Weg erhellen sollte. Stets im Kampf die Sünde zu meiden.
Alles Gute und "nichts für ungut", sollte ich dir zu nahe getreten sein.