Klamotten usw. sind unproblematisch. Anders sieht es aber aus, wenn zum Beispiel im Hintergrund Musik aus einem Fernseher o. ä. zu hören ist. Nehmen wir also an, Du machst einen Livestream und erzählst erst was, bevor es mit dem Daddeln losgeht, und während dieser Einleitung ist Musik im Hintergrund, dann kann das Rechteverletzung darstellen.
Die viel spannendere Frage wird allerdings sein, ob und in wieweit echtes Livestreaming zukünftig noch möglich sein wird. Einerseits könnte es sein, dass Plattformen auf (leicht) zeitversetzte Ausstrahlung setzen, um zwischendurch überhaupt eine technische Chance zu haben, eine automatisierte Filterung vorzunehmen. Die andere Frage ist, wie viele eigentlich unproblematische Streams fälschlicherweise als Urheberrechtsverletzungen erkannt werden, und was dann die Plattformen anstellen. Wird dann das Streaming plötzlich unterbrochen? Wird der bis dahin entstandene Livestream sofort gelöscht, oder geht er zunächst in "Quarantäne" (aus der er dann ggf. durch Anfrage an den Support wieder freigeschaltet werden kann)? Hier ist völlig unklar, wie Plattformen mit der neuen Situation umgehen werden.
Ebenfalls unklar ist, ob gerade kleinere Plattformen Lust haben, den ganzen Mumpitz mitzumachen. Schließlich ist das ein teures Unterfangen, was sich etliche kleinere Firmen gar nicht leisten können. Ergebnis könnte sein, dass einige kleine Plattformen schlicht dicht machen. Andere Anbieter könnten auf die Idee kommen, ihre Dienste z. B. für Nutzer in Europa/EU unzugänglich zu machen. Also Geoblocking denkbar als Reaktion auf die neue Rechtslage.
Wir werden sehen, was passiert.
Am Montag erfolgt erstmal die finale Abstimmung im EU-Ministerrat. Das Thema wurde übrigens elegant im Agrarausschuss(!) verlagert. So muss Katarina Barley nicht selbst für Deutschland stimmen und vermeidet finalen Gesichtsverlust. Stattdessen wird Agrarministerin Julia Klöckner dann für DE abstimmen.
Währenddessen hat Schweden mitgeilt, dass es entgegen bisheriger Linie am Montag nun gegen(!) die RiLi stimmen wird. Aus Estland kursieren Screenshots von Dokumenten, die darauf hindeuten, dass Estland (bisher: pro RiLi) eventuell auch noch kurzfristig umschwenken wird.
Sollte mit dieser neuen Gemengelage die deutsche Regierung tatsächlich noch dazu gebracht werden können, sich wenigstens bei der Abstimmung zu enthalten, wäre keine Mehrheit da und die RiLi wäre erstmal tot.