Wenn man auf Wirtschaft und Geld abstellt und andere "softe" Faktoren ausblendet, ist am ehesten noch das Bruttonationalprodukt (BNP) ein ziemlich ähnlicher Indikator. Der Unterschied zwischen BNP und BIP ist, dass man beim BNP auf das sogenannte Inländerkonzept setzt, während das BIP explizit nur im jeweiligen Land erwirtschaftete Leistungen berücksichtigt.
Der Unterschied kommt dann zum Tragen, wenn es um Aktivitäten von Inländern geht, die aber (nur) im Ausland wirksam sind. Gleichermaßen erfasst das BIP Leistungen von Ausländern, die im jeweiligen Land wirksam werden, während diese beim BNP nicht berücksichtigt werden. Es geht also einmal um den Ort, und einmal um die Nationalität dessen, der die wirtschaftliche Leistung erbringt.
Beides lässt sich unter Kenntnis weiterer Daten gegenseitig umrechnen. Im Prinzip braucht man die Summe der (Einkommens-)Finanzzuflüsse und -abflüsse, um diese Umrechnung vornehmen zu können.
Interessant ist dann noch das Nettonationaleinkommen, welches sich auf Basis BNP minus Abschreibungen definiert. Denn das rechnet zum Beispiel Abnutzungen an langlebiger Infrastruktur und Investitionsgütern raus. Als betriebswirtschaftliche(!) Parallele mal ein Beispiel: eine FIrma arbeitet mit sehr alten Maschinen, erneuert nichts, schreibt sehr gute Ergebnisse. Toll fürs BNP. Würde aber der eigentlich schon lange bestehende Investitionsrückstau adäquat berücksichtigt, sähen die Zahlen deutlich schlechter aus.
Auch noch interessant: das sogenannte Volkseinkommen. Das ist das Nettonationaleinkommen, von dem noch die Steuern runtergehen, und wo eventuelle Subventionen, die der Staat zahlt, wieder aufgeschlagen werden.
Das Volkseinkommen, dann auf "pro Kopf" runtergerechnet, ist im Gegensatz zu BIP/BNP tatsächlich dann mal eine Kenngröße, die überschlägig etwas darüber aussagt, wie viel tatsächlich für das Lohnbrutto pro Nase übrig bleibt. Und ja, hier schreibe ich mit Absicht Lohn*brutto*, weil nämlich die Lohnsteuern auf Arbeit beim Volkseinkommen noch nicht zuvor abgezogen worden sind, sondern nur die Unternehmenssteuern.
Jetzt kann man nochmal weiterrechnen, auch noch Lohn-/Einkommensteuern, Sozialabgaben usw. runterrechnen, und irgendwann dann kommt man dann beim real verfügbaren Einkommen pro Kopf raus.
Wie man an der Gesamtrechenkette sieht, sagt das BIP nur wenig über das real pro Kopf verfügbare Einkommen aus. Es fehlen halt die ganzen Abzüge "unterwegs". Deutschland ist beispielsweise inzwischen bei ca. 39 Tsd. Euro/Jahr beim BIP angekommen. Das BNP lag sogar knapp über 40 Tsd. Euro/Jahr in 2017.
Das durchschnittlich verfügbare Einkommen pro Kopf in Deutschland lag hingegen nur bei ca. 22 Tsd. Euro. Der Rest des Geldes versackt also unterwegs in Steuern auf verschiedenen Ebenen sowie Sozialabgaben.
Leute, die also mit BIP oder BNP argumentieren, um aufzuzeigen, wie gut es uns angeblich doch gehe, betreiben pure Augenwäscherei. Weil Geld, was bei den Bürgern nicht ankommt, allenfalls sehr indirekt deren Wohlstand steigert.