Hören wir auf den großen Dichter und Mystiker Yunus Emre
"Besitzer von Gütern, Besitzer von Land,
Wo ist denn der erste Besitzer?"
Es hat keinen Sinn, vor allem keinen für den Frieden förderlichen, Jahrhunderte und -tausende alte Gechichte(n) als Begründung für Gebietsansprüche hervorzukramen.
"Das Land dem, der es bestellt, das Wasser dem, der es nutzt."
Die heutige Türkei, sprich in erster Linie die anatolische Halbinsel, ist seit ca. 900 Jahren Türk-ei: Nach dem Ende des 1. Jahrtausends gab es mehrere Wanderungswellen türkische Nomadenstämme nach Anatolien (was Griechisch, soviel ich weiß, "Land der Geburt" bedeutet, also, wo die Sonne aufgeht = geboren wird).. Nach der Schlacht von Mantzikert 1071 wurde die Halbinsel in wenigen Jahren überrannt und zusätzlich besiedelt.
Eine typische Landnahme. Die türkische Expansion, vor allem durch Zuwanderung aus Turkestan (Mittelasien) vorangetrieben, dauerte bis zum 16./17. Jahrhundert an, wo dann vor den Toren Wiens Schluss war.
Doch die heutige Türkei hieß vor dieser Landnahme "Römerland"; und nachdem Anatolien türkisiert war, hieß der Balkan bei den Türken "Rumeli" = Römerland.
Damit waren die Oströmer gemeint, also Byzanz. Und noch heute ist das Wort "Rum" auf Türkisch ein Synonym für Griechen.
In Anatolien lebten viele Völker, viele leben auch heute darauf. Manche zogen rennend und brennend vorüber, andere gründeten hohe Zivilisationen, die mehrere Jahrhunderte andauerten. Selbst Kelten haben ihre Spuren hinterlassen: Ankyra, heute Ankara, ist eine keltische Gründung.
Die heutige Türkei (meist nur Teile davon) war unter anderem hethitisch (mit Troja als Vasallenstaat), armenisch, persisch, kurdisch, griechisch, römisch, mazedonisch, arabisch, mongolisch, türkisch, und was sonst noch alles. Heute ist es überwiegend türkisch.
Das Osmanische Reich war ein Vielvölkerstaat unter türkischer Hegemonie, wobei die Herrschaft es sehr eilig hatte, sich mit arabisch-persischen Eliten zu verbinden, die byzantinische und persische Staatskunst zu erlernen - und die eigene türkische Identität zu verleugnen. Sie nannte sich nicht türkisch, sondern osmanisch.
In den europäischen Gebiete - hauptsächlich der Balkan - wurden Türken angesiedelt und blieben teilweise bis zu 500 Jahren Landstriche mit einer gemischten Bevölkerung. Anatolien übrigens auch.
Am Rande bemerkt: Das heutige Griechenland war nicht nur nicht "türkisch", sonder auch nicht einmal griechisch. Die alten Griechen haben das Land überrannt - zum Schaden der Pelasger, die vor ihnen schon da waren. Wer weiß, wer vor den letzteren da war. Nachdem Griechenland griecheisch wurde, ging die Kolonisierung los: um das Ägäische Meer, Schwarzmeer, Mittelmeer herum.
Kein einfallendes Volk hat sich darum geschert, ob und wer schon früher gekommen war.
Und auch die Streithähne von heute sind nicht wirklich an der Geschichte interessiert. Die Geschichte(n) sollen nur für Besitzansprüche herhalten.
Das Konzept des Nationalstaats, hat sich als tödliches Gift für das friedliche Zusammenleben von Völkern unterschiedlicher kultureller Identität erwiesen und unzählige Pogrome, Massaker, Genozide und "ethnische Säuberungen" verursacht. Wir sollten Konzepte und Strukturen entwickeln, die Menschen verschiedener kultureller Identität ermöglichen, sich in einem Staat wohl zu fühlen und sich mit diesem identifizieren können. Weder Unitarismus noch Separatismus.