Soweit meine Laienhaften Geschichtskenntnisse reichen, gab es kaum Zeiten der Menschheit, in der eine solche Angst vor dem Tod herrschte.
Nicht im alten Rom, nicht im Zeitalter der Aufklärung, nicht im antiken Griechenland,...
Es scheint momentan als Erfüllung zu gelten, oftmals einfach Alt zu werden um des Alt werdens Willen. Um nicht das Gefühl zu haben, vom Leben betrogen worden zu sein. Und schon gar nicht um ein erfülltes Leben zu haben. Es geht soweit dass es völlig gesellschaftlich akzeptiert ist, für Schwerstkranke und stark demente Patienten sämtliche Operationen und lebensverlängernde Maßnahmen durchzuführen. Als ich mit Pflegepersonal gesprochen habe, wurde mir berichtet, dass oft die Angehörigen den gesellschaftlichen Zwang fühlen, ihren Angehörigen sämtliche Operationen wie Hüft-OPs für bettlägrige aufdrücken. Aus Angst vor gesellschaftlichen oder familiären Vorwürfen.
Mit Menschen über 80 habe ich mich über das Thema unterhalten. Die meinten, dass sie zwar nach Außen sagen, sie möchten gerne 100 Jahre Plus werden. Aber nicht, weil sie es wirklich wollen, sondern aus Angst der Ungewissheit des Todes gegenüber. Und weil die Angehörigen diese Antwort erwarten. Ein weiterer Punkt soll sein, dass über Menschen getuschelt wird, die früh gestorben sind. Mit Vorwürfen über deren vermeintlichen Lebenswandel. Als Bestätigung des eigenen Lebenswegs. So ähnlich, wie auch oft von Kindern erwartet wird, einen Lebensweg ähnlich dem der Eltern einzuschlagen. Als Bestätigung der Sinnsuche der Eltern.