Hey Rachel!
Erstmal find ich es toll, dass es noch Menschen gibt, die sich diese Gedanken vorher machen :)
Nun zu deiner Frage... Ich bin mit Hunden aufgewachsen (Großeltern, Nachbarn, Freunde...), hatte nie einen eigenen und durfte das auch nicht. Daher hab ich kurz nach meinem Auszug (mit 17, also vor 6 Jahren) beschlossen, mir einen eigenen Hund zuzulegen. Fix war, es muss ein "großer" Hund sein, und am besten nicht zu kurzes Fell. Auch sollte es kein Rassehund sein, da mir bewusst war/ist, wieviele Hunde kein zuhause haben. So, mit diesem Entschluss hielt ich also immer mal wieder die Augen offen.
Natürlich war es schwer, da ich 40h die Woche arbeite, damals noch in der Ausbildung war usw. Auch hatte ich sehr wenig Erfahrung was Hundeerziehung, Ernährung und Beschäftigung anging. Nun ja, der Wunsch rumorte also bis vor 3 Jahren in mir. Als ich dann anfing, in der Gastro zu arbeiten und die Möglichkeit gegeben war, dass ich den Wuffi mit in die Arbeit bringe, ging ich immer öfter mit einem Tierheimhund spazieren. Leider war der arme Wuffi (Mastiff-Mix, ca 10 Jahre) nicht hinzukriegen, blieb keine Sekunde trotz täglichem Training alleine, randalierte, ging auf alles los was sich bewegte. Also gab ich ihn schweren Herzens auf, da ich die Verantwortung nicht übernehmen wollte.
Davon hatte eine Bekannte erfahren, die mich daraufhin fragte, ob ich denn mal den Hund ihres Sohnes begutachten wolle, der müsse ihn nämlich sowieso hergeben (Alkohol, Drogen, Gewaltausbrüche,...). Also gesagt getan, den abgemagerten, unerzogenen, unruhigen 3-jährigen Struppi mit Stereotypen begutachtet und mit nach Hause genommen. Und so bin ich zu meinem Aaron gekommen. Schon 3 Monate später waren wir ein Herz und eine Seele, er hat sich total geändert, sich leicht erziehen lassen und war/ist extrem auf mich bezogen.
Zu dieser Zeit hab ich in etwa 20-24h am Tag mit meinem Wuffi verbracht, weil ich dann komplett in die Nachtschicht gewechselt bin, den Hund also in die Arbeit mitnehmen konnte. Vor einem halben Jahr hab ich nun den Job gewechselt. So in etwa sieht mein Tagesablauf aus: 04:00 aufstehen und erstmal Kaffee intravenös :) dann mit dem Wuffi für ca ne Stunde raus (Unterordnungstraining, leichtes Agility, spielen, laufen usw.), dann frühstücken und um spätestens 06:25 zur Arbeit. Mittags, so gegen 11:00 kommt Mo-Do eine Freundin, die mir ungefähr ne Stunde mit ihm rausgeht (sie bekommt 100,-- "Entschädigung" im Monat dafür). Wenn ich so gegen 16:15 von der Arbeit heimkomme, Freitags um 12:15, erstmal ne kleine Runde mit dem Wuffi (nur so ca. 15min). Bevor ich ins Bett gehe, geh ich nochmal fast ne Stunde mit ihm raus, wo er sich wieder austoben darf. Da er wochentags doch sehr viel alleine ist, hab ich ihn halt am Wochenende fast immer und überall dabei. Du siehst, es ist also auch als "Normalo" mit Arbeit möglich, einen Hund artgerecht zu halten.
Alles in allem ist es möglich, vor allem wenn einem der Hund wichtig ist und man das Alleine-Sein Stück für Stück trainiert und der Wuffi nicht darunter leidet.
Ich hoffe es hat dir irgendwie gezeigt, wieviel Arbeit ein Hund macht, aber dass es im Endeffekt drarauf ankommt, ob man es als Arbeit oder als kleine Gegenleistung sieht, die man für die bedingungslose Liebe des Vierbeiners hat.
Lg *
Ps.: Sorry für den langen Text, ich hoffe du bist nicht eingeschlafen :)