Ich, 15 w wurde letztens auch mit Autismus diagnostiziert. Ich wusste schon immer das ich anders bin und habe schon im Kindesalter gemerkt, wie ich mich manchmal aus Gesprächen rauszoome oder ich Reize besonders verstärkt wahrnehme. In der Grundschule wurde ich auf meine Hochbegabung getestet, welche vorhanden ist. Das war damals in der ersten Klasse. Anschließend wurde ich aber nicht besonders gefördert, durfte in Mathe z. B. nicht mit Zahlen rechnen im tausender Bereich, obwohl ich das schon längst konnte. Ich weiß nicht genau woran das lag, vielleicht daran, dass ich wiegesagt weiblich bin und viele Erwachsene unter "Wunderkindern" meistens einen kleinen weißen Jungen verstehen. Ich durfte dann nach 3 Jahren spielen im Nebenraum endlich eine Klasse überspringen.
Nun wurde ich im Laufe meiner Diagnose neben Autismus auch mit ADHS und Depressionen diagnostiziert.
Besonders nach meiner Diagnose ist mir die Diskriminierung von Lehrkräften und die Unwissenheit dieser und meiner Mitschüler verstärkt aufgefallen. So bin ich oft müde im Unterricht und schlafe gelegentlich aufgrund der Reizüberflutung auch ein, nicke teilweise während Tests oder Klassenarbeiten ein. Um dagegen anzukommen habe ich begonnen im Unterricht auf mein IPad zu kritzeln. Ich verstehe, dass viele Lehrkräfte dies als respektloses Verhalten interpretieren, doch bedauere zutiefst, dass oft der Grund nicht weiter hinterfragt wird. So wurde ich letztens von einem Lehrer vor der ganzen Klasse angeschnauzt, ob ich behindert sein oder warum ich ihn nicht anschaue. Augenkontakt aufzunehmen fällt mir nebenbei bemerkt sehr schwer. Ich gehe auf eine Privatschule, für hochbegabte Kinder, obwohl diese auch nicht das ist, wofür geworben wird.
Dies war kurz vor meiner Diagnose, anschließend gab es leider noch weitere Vorfälle. Das Problem ist häufig, das Menschen nicht verstehen, dass es sich bei Autismus um eine Spektrums-Störung handelt, ich bevorzuge es, es eine Neurodiversität zu nennen. Viele Menschen haben noch immer Vorurteile anderen mit Autismus gegenüber und ziehen ihr einziges Wissen aus Serien, wo es um junge, weiße autistische Jungen geht.
Ich denke, dass Lehrer zu diesem Thema unbedingt Fortbildungen machen sollten und Schüler sich ebenfalls mit den verschiedenen Arten des Spektrums auseinandersetzen sollten, um über die verschiedenen Nerodivergenzen zu erfahren und vielleicht selbst auch zu merken, inwieweit sie selbst welche haben.