Ich habe letztens erst eine unglaublich gute Übung von dem Autor Chuck Palahniuk gefunden, sie ist zwar eine ziemliche Nuss zu knacken, aber ich versuch mal, das ganze zusammen zu fassen:
Versuch, für mindestens die nächsten 6 Monate, auf "Gedankenverben" zu verzichten, wie zum Beispiel: Denken, wissen, verstehen, glauben, wollen, sich erinnern, sich vorstellen, lieben, hassen, vergessen... Die Liste geht natürlich noch weiter, aber ich versuche mal, dir das an einem von Palahniuk genanntem Beispiel so verständlich zu machen, dass du verstehst, was außerdem dazu zählt:
Anstatt zu schreiben: "Adam wusste, das Gwen ihn mochte":
"Zwischen den Stunden hatte Gwen immer an seinem Spind gelehnt, wenn er ihn öffnen wollte. Sie hatte die Augen verdreht und sich mit einem Fuß abgestoßen, wobei ein schwarzer Absatz-Abdruck auf dem bemalten Metall zurückblieb, aber sie hinterließ auch den Duft ihres Parfums. Das Kombinationsschloss war immer noch warm von ihrem Rücken. In der nächsten Pause hatte Gwen an der gleichen Stelle gestanden."
Anstatt zu schreiben: "Kenny fragte sich, ob Monica es nicht mochte, wenn er nachts unterwegs war.":
"Den Morgen, nachdem Kenny ausgegangen war, weit bis nach dem letzten Bus, so lange, dass er sich ein Taxi rufen musste und er Monica vorfand, die so tat, als würde sie schlafen - sie schlief nie so leise - An solchen Morgen schenkte Monica immer nur sich selber Kaffee ein. Niemals ihm."
Anstatt zu schreiben: "Lisa hasste Tom":
"Noch während sein Name die Lippen des Lehrers während der Anwesenheitskontrolle verließ und direkt bevor er antworten konnte, murmelte Lisa jedes Mal 'Arschgesicht'."
Anstatt zu schreiben "Wanda erinnerte sich daran, wie Nelson ihr immer über das Haar gestrichen hatte":
"Damals, im ersten Schuljahr, hatte Nelson ihr immer in langsamen, angenehmen Zügen über das Haar gestrichen."
Dadurch soll der Leser etwas wissen, wollen oder denken, was nicht ausgesprochen wird, sondern nur von dir impliziert wird, indem du Aktionen, Gerüche, Geschmack, Geräusche und Gefühle genauestens beschreibst, ohne direkt etwas zu deuten. Lass den Leser diese Dinge für sich deuten.
Dadurch erschaffst du eine stärkere Story, der Leser wird dazu gezwungen, zu denken, zu wissen, zu lieben und zu hassen.
Achte dabei auch darauf, deinen Charakter nicht alleine zu lassen, dann kommt es nicht so schnell dazu, dass er doch anfängt, zu denken und sich zu sorgen. Denn wenn Kontakte entstehen, können einfache Interaktionen sehr gut Gefühle oder mögliche Gedanken zeigen.
Verzichte nach Möglichkeit auch auf die Verben "Sein" und "Haben", das bringt mehr Schwung rein:
Statt "Amy hat blaue Augen":
"Amy hustete und wedelte mit der Hand in der Luft herum, um sich den Zigarettenrauch aus den blauen Augen zu fächern, bevor sie lächelte. ..."
Verbinde also Eigenschaften mit Aktionen und Gesten.
Wenn du dich einmal dran gewöhnt hast, wirst du die Alternative hassen. Auch, wenn es unglaublich aufwendig ist, versuche es mal an ein paar bisher verfassten Texten von dir oder wage dich an veröffentliche Texte anderer Autoren ran und schreibe sie für dich um. Sobald du das Gefühl dafür entwickelt hast (wie gesagt, mindestens 6 Monate dauert es), wird sich dein Schreibstil positiv abheben.
Ich hoffe, du verstehst das Prinzip einigermaßen, und ich hoffe es hilft dir. Viel Erfolg noch :)