Das meiste deutet darauf hin, dass wir promiskuitiv veranlagt sind:
1: Monogamie trat erst vor ca 6.000 Jahren das erste mal auf, vermutlich im Zusammenhang mit dem Übergang von nomadischen Lebensweisen, bei denen Menschen in Gruppen lebten, die alles teilten, auch den Sex, zu sesshaften auf Ackerbau beruhenden Lebensweisen.
2. Seitdem versuchen Autoritäten, zumeist religiöser Art, uns in den westlichen Gesellschaften zur monogamen Lebensweise zu erziehen. Klappt aber nicht, denn sonst wären die Bibel und unsere gesamte Literatur, Geschichte und Rechtsgeschichte nicht voll von Ermahnungen, Strafandrohungen und trotzdem immer wieder vorkommender sexueller Untreue. Selbst in Zeiten und Ländern, als und wo auf Ehebruch der Tod stand/steht, taten und tun Menschen es immer wieder. Der Antrieb zur Promiskuität ist offenbar stark, und daher vermutlich eine unserer Grundanlagen.
3. Anthropologie, evolutionäre Psychologie, Soziologie, Genetik haben gezeigt, dass bis heute über 80% aller Gesellschaften Polygamie erlauben und die offiziell monogamen Gesellschaften tatsächlich nur offiziell monogam sind, also trotzdem munter kreuz und quer gevögelt wird.
Laut Oxford Handbook of Evolutionary Psychology von 2007 sind über 80 Prozent aller menschlichen Gesellschaften polygam. Dabei praktizieren die meisten, nämlich 83%, die Polygnie, und 0,05% haben die Praxis der Polyandrie. Unter den offiziell monogamen Gesellschaften sind viele nicht wirklich monogam sondern haben Elemente der Polygynie. Diese Angaben finden sich in Kapitel 30.3.1. des Oxford Handbook of Evolutionary Psychology von 2007. https://books.google.co.uk/books?id=8K7Hc09xcQAC&lpg=PA449&dq=Ecological%20and%20socio-cultural%20impacts%20on%20mating%20and%20marriage%20systems&lr&pg=PA453#v=snippet&q=30.3.1.&f=false
Die zugrundeliegenden Daten sind allerdings zum Teil veraltet. Inzwischen gibt es Forschungen, welche zeigen, dass Polyandrie weiter verbreitet ist, als bisher angenommen, leider ist mir keine neue Zahl zu deren prozentualen Anteilen an den Gesellschaften bekannt. Außerdem praktizieren in den polygynen Gesellschaften nur ca. 5-10% der Männer Polygynie.
3. Der Vollständigkeit halber: Im Tierreich gibt es sexuelle Monogamie so gut wie gar nicht, was es häufig gibt ist soziale Monogamie, also längere Zeit bestehende Paarbindungen. Aber auch während der Bindung haben beide Partner Sex mit anderen, so dass zum Beispiel der männliche Part nie sicher sein kann, dass er seine eigenen Kinder aufzieht.