Vielleicht sollte ich mal klarstellen, denn das scheint ganz schnell missverstanden zu werden:
1. Wird davon ausgegangen, dass alles in der THEORIE berechenbar wäre, wenn man alle Faktoren kennen würde (aufgrund des strengen und komplexen Kausalnetzes). Dass das in der Praxis an enormen Problemen scheitert steht völlig außer Frage. Das ist ganz klar der Fall. Aber das spricht nicht dagegen, dass es in der Theorie möglich wäre und das ist das, was die tatsächliche Freiheit des Willen ausschließt.
2. Ich verwende hier den Begriff "Entscheidung". Für mich ist eine Entscheidung nicht grds etwas freies, sondern es beschreibt nur den Zustand, dass für den Menschen scheinbar mehrere Optionen zur Auswahl standen - er zumindest dachte er könne zwischen diesen wählen, oder er tatsächlich zwischen diesen wählen könnte, wenn die Faktoren minimal anders wären - und letztendlich eine dieser Optionen gewählt wurde. Aus der Sicht eines Allwissenden Bestand keine Wahl, aber aus Sicht des einzelnen Menschen schon. Daher gab es aus Sicht des Menschen auch eine Entscheidung. Diese war allerdings nicht frei iSv der Mensch hätte wirklich willkürlich irgendeine der Optionen wählen können, sondern die Entscheidung wurde von den Faktoren so beeinflusst, dass sie ausfiel, wie sie am Ende ausfiel.
Ich vertrete also die Auffassung, dass jeder Mensch (aus seiner Sicht) Entscheidungen trifft, er also nicht nur eine Marionette eines anderen ist. Lediglich sind diese Entscheidungen nicht "frei".
3. Faktoren sind nicht nur die Naturgesetze, sondern ALLES. Alles, was den Menschen irgendwie beeinflusst, egal in welcher Weise, aus welchem Grund etc. Alles, was der Mensch wahrnimmt, erlebt etc pp beeinflusst ihn irgendwie. Und auch wenn das nur minimal ist: all das sind die Faktoren, von denen ich hier spreche. Die Faktoren innerhalb des komplexen Kausalkonstrukts.
4. Determiniert bedeutet nicht man wird geboren und das Schicksal ist in Stein gemeißelt bzw es steht nicht so fest, auch wenn man die Faktoren ändert (außer auch das ist ein Faktor, der einberechnet wurde - hier findet sich eins der größten Probleme der Praxis), sondern das "Schicksal" ist in fließender Bewegung. Ändert sich ein Faktor ändert sich auch das Ergebnis. Ergo: Determinismus bedeutet also definitiv nicht "Ich habe grade erfahren ich soll später reich werden (Weil ich ein fleißiger Mensch bin), also ändere ich meine Lebenseinstellung und bin von nun an faul und werde trotzdem reich." Nein. Dann wandelt sich natürlich das Ergebnis und man wird eben nicht reich, weil man nicht mehr fleißig sondern faul war.
Man kann das wohl mit einer Rechenformel vergleichen. 2 + 2 ergibt 4. Ändert man die eine 2 Nun aber zu einer 1 ergibt es keine 4 mehr sondern nur noch 3. die Faktoren haben sich verändert, also verändert sich auch das Ergebnis.
Relevant ist schließlich der Ausgangspunkt der Faktoren zum Zeitpunkt der Entscheidung und nicht zum Zeitpunkt der Geburt des Menschen.
(Jedenfalls so lange man nicht sagt auch die Veränderungen der Faktoren ist ein Faktor, was sicherlich zutrifft, aber die Ausführung doch um einiges komplexer macht.)
Ich denke damit sind die größten Missverständnisse beseitigt.