Hey,
ich wollte mal ein paar Gedanken zum Thema Ghostwriting bei akademischen Arbeiten teilen, weil das Thema ja immer mal wieder diskutiert wird – oft ziemlich einseitig.
Aus meiner Sicht ist der Anbieter zweitrangig, deswegen diskutiere ich das hier nicht.
Ich finde, man muss hier differenzieren. Es gibt Situationen, in denen Ghostwriting nachvollziehbar ist, vielleicht sogar die einzige Chance, irgendwie halbwegs durchzukommen. Gleichzeitig ist es natürlich auch ein heikles Thema, weil es moralisch und rechtlich nicht ganz sauber ist. Trotzdem: ganz so einfach schwarz-weiß ist es eben nicht.
Wann Ghostwriting helfen kann – und warum sich manche dafür entscheiden
Es gibt Studierende, die wirklich nicht aus Bequemlichkeit oder Faulheit eine Arbeit schreiben lassen, sondern weil das Leben dazwischenkommt. Und zwar richtig. Ich kenne persönlich Leute, die in solchen Momenten einfach nicht mehr weiter wussten – und dann war Ghostwriting eine Art Rettungsanker. Drei Beispiele, die ich absolut nachvollziehen kann:
1. Krankheit – physisch oder psychisch:
Ein Kommilitone von mir hatte im letzten Studienjahr plötzlich mit einer chronischen Erkrankung zu kämpfen, die ihn monatelang ans Bett gefesselt hat. Er konnte kaum klar denken, geschweige denn wissenschaftlich arbeiten. Die Hochschule hat zwar theoretisch Nachteilsausgleiche angeboten, aber bis da was durch war, vergingen Wochen. In dem Moment, wo die Bachelorarbeit fällig war, stand er mit dem Rücken zur Wand. Für ihn war es die einzige Möglichkeit, irgendwie das Studium zu beenden. Klar, moralisch ist das eine Grauzone – aber was hätte er sonst machen sollen? Ein weiteres Jahr dranhängen, obwohl er eigentlich mit allem durch war?
2. Plötzliche Pflegefälle oder familiäre Notlagen:
Eine andere Freundin von mir hat ihre Mutter nach einem Schlaganfall gepflegt, weil sonst niemand da war. Die Hochschule hatte da ehrlich gesagt wenig Verständnis. „Organisieren Sie sich besser“, hieß es. Sorry, aber wenn man jemanden füttert, wäscht, Medikamente organisiert – wann soll da noch Zeit bleiben für eine saubere Literaturarbeit mit Quellenverzeichnis und Methodenkritik? Sie hat sich dann Hilfe geholt, um nicht alles hinzuschmeißen. Kann ich absolut verstehen.
3. Unvorhergesehene berufliche Verpflichtungen:
Gerade bei berufsbegleitenden Studiengängen passiert es oft, dass man mitten im Semester plötzlich ein Projekt auf den Tisch bekommt, das man nicht ablehnen kann – sei es aus finanziellen Gründen oder weil es die Karriere betrifft. Ich hab das selbst erlebt: Ich arbeite Vollzeit und wollte parallel den Master machen. Dann kam ein Projekt, das mich zwölf Stunden am Tag gefordert hat, über mehrere Wochen. Mir fehlte schlichtweg die Zeit, noch eine ordentliche Masterarbeit zu schreiben. Ich hab’s dann irgendwie selbst hingekriegt, aber ehrlich gesagt: hätte mir jemand die Arbeit geschrieben, während ich nachts Mails abarbeite, ich hätte es überlegt.
Was für Ghostwriting spricht – nüchtern betrachtet
Man bekommt professionelle Unterstützung, spart Zeit und reduziert den Stress enorm. Viele Ghostwriter bieten ja nicht nur „komplette Arbeiten“ an, sondern auch Hilfe bei Gliederung, Quellenrecherche oder beim Lektorat. Das kann einem helfen, überhaupt einen Einstieg zu finden oder die Arbeit qualitativ aufzuwerten. Für Leute, die vielleicht in einem bestimmten Fachbereich schwächer sind oder aus dem Ausland kommen und sprachliche Barrieren haben, kann das eine echte Entlastung sein.
Aber – und das ist ein großes Aber – es hat auch klare Nachteile und Risiken
Erstens: Du lernst dabei nichts. Wenn du deine Arbeit schreiben lässt, fehlt dir das Erlebnis, selbst durch den Prozess zu gehen – und das ist eigentlich der Punkt an einer Bachelor- oder Masterarbeit: sich mit einem Thema auseinanderzusetzen, eine eigene Fragestellung zu entwickeln, kritisch zu recherchieren. Es ist anstrengend, ja, aber genau das ist auch Teil des Studiums. Ohne das ist der Abschluss nur ein Stück Papier.
Zweitens: Du gehst ein Risiko ein. Wenn auffliegt, dass du deine Arbeit nicht selbst geschrieben hast – durch Stilbrüche, fehlende Nachvollziehbarkeit in der Verteidigung, Plagiatssoftware oder Hinweise von außen – kannst du exmatrikuliert werden. Im schlimmsten Fall ist dein Abschluss hinfällig, auch Jahre später.
Und drittens – das ist vielleicht das Wichtigste – du nimmst dir selbst die Chance, stolz auf deine Leistung zu sein. Klar, manchmal ist man am Limit, zweifelt, will aufgeben. Aber wenn man es dann trotzdem selbst schafft, ist das ein echtes Erfolgserlebnis. Ich erinnere mich noch gut an meine eigene Bachelorarbeit – ich hab wochenlang gekämpft, alles hinterfragt, zig Mal umgestellt. Aber am Ende war sie wirklich meine. Und genau das kann einem kein Ghostwriter geben.
Conclusio – meine persönliche Meinung
Ghostwriting ist kein Teufelswerk. Es gibt legitime Gründe, warum jemand diesen Weg geht. Aber man sollte sich bewusst sein, was man damit aufgibt – an Lernerfahrung, Selbstwirksamkeit und auch an Authentizität. Für mich persönlich war es wichtig, den akademischen Weg auch mit allen Höhen und Tiefen selbst zu gehen. Und ich glaube, das zahlt sich langfristig mehr aus – fachlich wie menschlich.
Aber: Wer in einer echten Notlage steckt, sollte nicht verurteilt werden, wenn er oder sie sich Hilfe sucht. Wichtig ist nur, ehrlich zu sich selbst zu sein – und zu wissen, warum man tut, was man tut.