Was bedeutet es im Internet ein guter Bürger zu sein?
Was soll das für eine Frage sein?
“Ein guter Bürger”?
Sollte man sich nicht lieber fragen, was es bedeutet, ein guter Bürger in der heutigen Gesellschaft zu sein?
Sollte man sich nicht selber fragen, was es überhaupt bedeutet, ein guter Bürger zu sein?
Was erwartet man denn von einem “guten Bürger”?
Ehrlichkeit, Hilfsbereitschaft, Courage, Engagement?
Kann man selber von sich sagen, dass man ein “guter Bürger” ist? Wenn man sich nicht belügen will, weiß man selber, dass man kein “guter Bürger” ist.
Ein “guter Bürger” lässt sich nicht blenden von den Medien, der heutigen Zeit und Gesellschaft.
Ein “guter Bürger” steht zu seinem Wort und verfällt nicht in “glaube ich”, “denke ich”, “ich bin mir nicht ganz sicher” - denn ich der heutigen Gesellschaft steht niemand mehr zu seinem Wort. Man versucht alles zu umschreiben und hängt am Ende ein paar Worte an, die bezeugen, dass man doch nicht zu dem steht, was man sagt und was man tut. Denn man will ja niemandem auf die Füße treten oder verletzen und ja mit niemandem Streit haben.
Man muss sich ja schließlich der Gesellschaft anpassen, sich einfügen und unterordnen.
Aus der Reihe tanzen?
Auf keinen Fall!
Denn - was würden die anderen über mich denken, oder sogar sagen? Man selbst will natürlich nicht kritisiert werden, denn man selbst macht ja alles richtig und wenn mal was schief läuft, lag es ja nicht an einem selbst, sondern an ihr, ihm oder ihnen.
Kritik zu üben ist einfach, Kritik anzunehmen leider gar nicht.
Und das ist der Punkt, den viele Menschen nicht verstehen, geschweige denn akzeptieren. Denn das was man von sich erwartet, erwartet man selbstverständlich auch von anderen. Genauso gerne wie Menschen kritisieren, analysieren sie auch.
Analysieren jeden Schritt und jede Entscheidung, die ein Mensch macht - und dann fangen sie - natürlich - wieder an zu bewerten und zu kritisieren, denn man hat ja nichts besseres zu tun, als sich an dem Leben anderer zu erfreuen. Nach der Analyse und anschließend Kritik folgt die Spekulation.
“Ja gut, warum hat sie das denn jetzt gemacht? Warum hat sie diese Entscheidung getroffen?”
Das alles beginnt schon mit kleinen Dingen.
“Warum hat sie ihren Status geändert? Und warum hat er sein Profilbild geändert? Und warum um Gottes Willen geht er alleine zu einer Party?” Das Leben einiger Leute besteht nur aus dem anderer und gerade das ist wirklich traurig und bedauernswert - man könnte fast Mitleid haben, denn deren Leben ist scheinbar so öde und träge, dass sie gar nicht richtig frei, sondern in der Welt des Internets gefangen sind - denn sie leben ja gar nicht richtig.
Sie bekommen nicht mit, was um sie herum geschieht, denn ihr Fokus liegt auf anderen Menschen.
Warum macht man sowas?
Aus Neid oder Eifersucht? Weil das eigene Leben nicht so viel bereit hält, wie das anderer? Nicht so interessant und durchwachsen ist?
Analyse, Kritik, Spekulation - dein Leben hält mehr bereit.