Hallo,
ich bin eine 17 jährige Frau und besorgte Tochter. Mein Vater ist 60 Jahre alt und weigert sich zum Arzt zu gehen.
Er geht nur zum Arzt, wenn er ein Problem hat, das so akut ist, dass es ungemütlicher ist es auszuhalten, als sich den Stress eines Arzttermins anzutun. Weder mag er es, Termine zu machen, noch beschäftigt er sich gerne mit irgendetwas medizinischem, weil er sich davor ekelt. Super… Wie gesagt, nur wenn seine akuten Probleme schlimmer sind, als der Arzttermin selbst, macht er es.
Das heißt in der Praxis:
- Hautarzt, wenn er wegen seiner empfindlichen Haut etwas hat, das zu unangenehm ist, um zu warten
- Als er vor 2-3 Jahren einen Unfall beim heimwerken hatte, ist er, nachdem sein Bein massiv angeschwollen ist, tatsächlich nach einigen Wochen ins Krankenhaus und hat dort (seiner Aussage nach) auch Blut abgenommen bekommen und hatte scheinbar sehr gute Werte
- Zahnarzt, wenn er Zahnschmerzen hat
- Betriebsarzt für Grippeimpfung
Seit Monaten schiebt er auf, sich seinen (ungefährlichen) Hautkrebs weglasern zu lassen. Er geht nie zum Allgemeinarzt oder Urologen. Und auch ein Kardiologe und Endokrinologe wären sicher mal sinnvoll, da er 20kg Übergewicht hat, zwar eigentlich frisch kocht, aber halt täglich Fleisch und abends ordentlich Chips/Erdnüsse/etc. zu sich nimmt, täglich sicher 10 Kippen raucht und 2,5 Liter Bier am Tag trinkt. Zudem liegt in seiner Familie eine genetisch bedingte Hypercholesterinämie vor. Seine Geschwister nehmen beide Medikamente und passen ihre Ernährung daran an, und auch ich muss demnächst wahrscheinlich mit Medikamenten dagegen vorgehen (selbst als ich Vegetarierin war und kaum Milchprodukte zu mir genommen hab, hatte ich hohe Werte). Bei ihm? Fehlanzeige.
Er ist Privatpatient und findet, dass die Ärzte ihn eh nur ausnehmen wollen, weil sie mit Privatpatienten mehr Geld verdienen. Zudem argumentiert er, dass er in meiner Kernfamilie am seltensten krank ist (er hatte zB nie Corona, meine Mutter, Schwester und ich hatten es alle mindestens einmal, er hat selten Erkältungen und war, als er noch bei uns gewohnt hat, der einzige der sich nie angesteckt hat, etc.). Damit begründet er seinen “gesunden Lebensstil”. 🙄
Ich sehe langsam keinen anderen Weg mehr, als eigenständig Termine für ihn zu machen und ihn zum Arzt zu zwingen. In anderen Bereichen muss ich seit der Trennung meiner Eltern auch mehr Verantwortung übernehmen (er vergisst Termine, wenn ich ihn nicht erinnere, er ist unordentlich im Haushalt und ich helfe, er schiebt Sachen auf, er ist sehr sensibel und ich höre ihm zu und versuche ihn zu unterstützen). Meine Mutter hat einige Jahre vor der Trennung aufgegeben, ihn zu Arztterminen, Sport, etc. zu zwingen, weil er es ihr immer nur übel genommen hat. Aber mich könnte er doch nicht dafür hassen, oder? Ich bin sein Kind… Und wenn ich mich entscheiden müsste, wäre es mir lieber, dass er mich für den Rest seines Lebens hasst, wenn dieses Leben dafür nicht in 5 Jahren zu Ende ist.
Das einzige was mich beruhigt, ist, dass sein Vater mit dem gleichen Lebensstil immer noch lebt und in 2 Jahren 90 wird (trotz Herzproblemen, überstandenem Krebs und x anderen Sachen). Ebenso dessen Geschwister. Die Mutter meines Vaters ist jedoch mit 78 oder 79 an Herzproblemen verstorben. Da kann man nur hoffen, dass er die väterlichen Gene bekommen hat… Kp von wem die Cholesterinprobleme kommen.
Mit einer Antwort wie “Es ist sein Leben” kann ich mich leider nicht zufriedengeben. Ich vertrete keine solch individualistische Weltanschauung und dass die Lebensentscheidungen meines Vaters auch sein Umfeld beeinflussen und er, vor allem als Vater, eine große Verantwortung trägt und seinen Lebensstil daran anpassen sollte, empfinde ich als offensichtlich. Ohne ihn würden nicht nur unsere Finanzen zusammenbrechen, vor allem würde ich den wichtigsten Menschen in meinem Leben verlieren.
Damit kann ich mich nicht abfinden.
Was kann ich tun? Welcher Arztbesuch wäre am wichtigsten?