Hi Michel,
bevor ich auf deine Fragen antworte, eine kleine aber sehr wichtige Anmerkung:
Ich gehe im folgenden davon aus, dass du einen vollständigen (mehrbändigen) Roman nicht nur schreiben, sondern auch (als Printbuch) veröffentlichen möchtest.
Dabei klingt es so, als hättest du noch nie eine (längere) Geschichte zu Ende geschrieben. In so einem Fall gleich mit einem Fantasy-Epos anzufangen, der auch noch über mehrere Bände gehen soll, das ist in etwa so, als würdest du (ohne Ski-Erfahrung) gleich auf die schwierigste Piste springen und versuchen, einen Slalom hinzulegen -- auf einem Bein. Die Chancen auf Erfolg sind minimal. (Alternativ kannst du dir vorstellen, du hättest noch nie Fortnite gespielt und bekämst die Zugangsdaten von Bugas Benutzeraccount - du hättest zwar tausende von Skins, wärst aber auch nach dem Sprung aus dem Bus sofort tot, sobald du den Boden berührst).
Das bedeutet übrigens nicht, dass ich davon abbringen will, deine Geschichte zu schreiben (im Gegenteil), aber um deine Erfolgschancen zu maximieren. Solltest du ein bisschen kleiner anfangen.
Wenn deine Geschichten-Welt so groß werden soll, wie sie sich anhört, dann wäre es eine gute Idee, mit einer kleineren Geschichte anzufangen, die aber in derselben Welt spielt. So könntest du dir die Zehen ein bisschen beim Geschichten Schreiben nass machen und gleichzeitig anfangen, deine Welt zu entwickeln.
Zum Beispiel könntest du die Hintergrundgeschichte des Hauptcharakters beleuchten (seine Kindheit oder das Leben seiner Eltern) oder die einer Nebenfigur. Das wird dir wahrscheinlich genauso viel Spaß machen, du kannst es später sogar für deine "echte" Geschichte benutzen (wenn du möchtest) du lernst dabei eine Menge, bist wesentlich schneller fertig als mit einer Dekalogie (Zehnteiler) und hast dann schon Erfahrung, mit der du in deine eigentliche Geschichte/Welt starten kannst.
Nun aber zu den Antworten.
Frage 1: Lohnen sich "Zusatzwerke"
Meine Frage eins dabei ist, lohnt es sich Bücher zu schreiben die in diesen Universum erscheinen sind, zum Beispiel ein Kochbuch oder ein Geschichtsbuch für diese Welt.
Zuerst einmal stellt sich hier die Frage was du mit "lohnt es sich" meint.
1.a) Lohnt es sich für die Geschichte solche Werke zu schreiben? (Damit ich als Autor dieses Hintergrundwissen habe.)
Nein. Bzw. wahrscheinlich eher nicht. Ganze Bücher zu schreiben, nur, damit du weißt, was darin vorkommt, ist Zeitverschwendung, die du besser auf die Geschichte verwendet hättest (es sei denn, es macht dir Spaß, dann ist das natürlich etwas anderes). Gewöhnlich reicht es, wenn du ungefähr weißt, was in den Büchern vorkommt. Alles andere ist Bonus 💖
1.b) Lohnt es sich finanziell solche Zusatzwerke zu veröffentlichen?
Auch hier ist die Antwort: eher nein.
Allerdings kommt es hier sehr stark auf die Anzahl deiner Leser an. Wenn du erst mit dem Geschichten-Schreiben anfängst, dann wirst du noch nicht viele Leser haben und noch weniger davon werden so investiert sein, dass sie sich sofort für Kochbücher aus der Geschichtenwelt interessieren (eine Hand voll Rezepte, die du auf Social Media postest oder als Bonus verschenkst, können nett sein, aber mehr auch nicht).
Es sei denn, dein Werk ist super erfolgreich (in Richtung Harry Potter). Dann verkauft sich natürlich alles, was auch nur so aussieht, als ob es etwas mit der Geschichte zu tun hat und dann können sich auch Zusatz-Koch- oder Hintergrund-Geschichten-Bücher in dieser Richtung finanziell lohnen. Davon bist du aber als Anfänger noch weit entfernt und deshalb brauchst du dir darüber keine Gedanken zu machen 😉
Frage 2: Wie viel Informationen sind "zu viele"?
Frage Nummer zwei, glaubt ihr das man Menschen mit zu viel Informationen abschrecken könnte und sie erst garnicht anfangen sich für die Geschichten zu interessieren ?
2.a) Du meinst die Zusatzwerke
Zusatzwerke sind gewöhnlich nicht abschreckend (es sei denn sie erwecken den Eindruck, dass der Leser sie gelesen haben muss, um die Geschichte zu verstehen), denn Menschen können sich immer entscheiden, Zusatzinfos nicht zu lesen.
Das gilt insbesondere dann, wenn du hier über die Zusatzwerke aus Frage 1 sprichst. Ich weiß zum Beispiel, dass es etliche Zusatzwerke zu Harry Potter gibt. Aber (obwohl ich Harry Potter wirklich mag), ist mir das "zu viel des Guten" und ich werde sie höchstwahrscheinlich niemals lesen. Aber nur, weil sie existieren, bedeutet das nicht, dass ich mich abgeschreckt fühle.
2.b) Du meinst Infos über den Charakter innerhalb der Geschichte
Allerdings kannst du einen Leser beim Lesen einer Geschichte sehr wohl mit zu vielen Informationen (auf einer Stelle) überfordern. Wenn z.B. die Geschichte anfängt, indem du einen dreißig-seitigen Info-Dump loslässt über alle Völker und sämtliche Sprachen, die in der Welt existieren. Oder wenn du einfach über den Protagonisten erzählst, seine tragische Kindheit beleuchtest, sämtliche Liebschaften beleuchtest, und dann die Konsistenz seines letzten Frühstücks beschreibst. Wenn du das alles zum Beginn der Geschichte erzählst, wird der Leser wahrscheinlich schon nach einer Seite keine Lust mehr haben.
Ich weiß, dass solche Infodumps verführerisch sind, weil du dir ja eine Menge Gedanken zu den Charakteren und zur Geschichte gemacht hast. Aber wenn du dem Leser stattdessen Zeit und Gelegenheit gibst, die Informationen nach und nach im Laufe der Geschichte zu entdecken, ist er viel eher bereit, sie aufzunehmen und wird wahrscheinlich sogar dankbar über die Tiefe des Charakters und für den ausgeklügelten Hintergrund der Geschichte sein.
Frage 3: Ablauf Veröffentlichung / Rechtschreibung
Frage Nummer drei, wie genau läuft das dann ab wenn man ein Buch veröffentlichen lassen will, schauen Leute sich das ganze Buch nochmal an und schauen ob da eventuell Rechtschreibfehler drin sind, mache mir da schon ein bisschen sorgen da meine Rechtschreibung nicht gerade die beste ist.
Wenn du den ersten Entwurf deiner Geschichte fertig hast, fängt die eigentliche Arbeit erst an. Denn jetzt wird überarbeitet (im besten Fall hast du damit beim Schreiben schon begonnen, aber das ist ein sehr komplexes Thema und meine Antwort ist sowieso schon ziemlich lang).
Danach gibt es gewöhnlich Alphaleser (die dir erstes Feedback geben) und erst wenn du das eingebaut hast, suchst du dir einen Lektor (wenn du Selbstlektorat machst, suchst und bezahlst du den Lektor selbst) oder du suchst dir einen Verlag (der dir dann einen Lektor stellt). Der Lektor ist dafür da, die Schlüssigkeit deiner Geschichte zu prüfen, dass es keine Plotlöcher gibt, dass die Figuren sinnvoll und ihrem Charakter entsprechend handeln, dass der Spannungsverlauf stimmt etc. Erst wenn du das alles gemacht hast (und eigentlich auch erst nach einer weiteren Runde Betaleser) kommt ein Korrektor ins Spiel, der sich um deine Rechtschreibung kümmert.
Was ich damit sagen will: Natürlich solltest du auf deine Rechtschreibung achten (schon alleine aus Respekt und um die Augen und die geistige Gesundheit deiner Probeleser und Lektoren zu schonen) aber in deiner aktuellen Phase ist die Rechtschreibung nichts, über das du dir zu viele Gedanken machen brauchst.
Und damit sind wir wieder bei meiner Anmerkung von oben:
Tipp: Fang mit etwas Kleinerem an.
Du siehst, dass das Schreiben und Veröffentlichen eines Romans ein ziemlich großes Unterfangen ist. Gerade deshalb würde ich raten mit etwas kleinerem anzufangen. Das kann eine Hintergrundgeschichte sein, die in deiner Welt spielt. Alternativ kannst du einen ersten Band schreiben, der für sich alleine stehen könnte, wenn du das wolltest und der "optional erweiterbar" ist (so wie der erste Band von Harry Potter).
Bonus-Tipp: Das Wichtigste am ersten Roman ist nicht sein Inhalt, sondern, dass du ihn zu Ende schreibst. Denn nur einen Text, den du zu Ende schreibst, kannst du auch korrigieren und nur einen Text den du korrigierst, kann auch irgendjemand anders lesen, um dir Feedback zu geben, damit du die nächste Geschichte (noch) besser machen kannst.
Ich wünsche dir jede Menge Erfolg und natürlich auch Spaß beim Schreiben.
Liebe Grüße
Jacky