Hallo
Meine Lebenspartnerin ist Autistin (mit Asberger Einfluss). Sie ist Psychiaterin und weis ihre Diagnose schon mal zu ihren Gunsten einzusetzen, ist dennoch der liebste Mensch auf Erden. Sie ist 7 Jahre älter als ich (52) und wir sind 6 Jahre zusammen.
Wir hatten eine schöne Zeit zu Beginn, mit allem was dazu gehört, auch eben ein sehr lebendiges Sexualleben, wie ich es schon erlebte. Wichtig! Sie wurde diesbezüglich in ihrer vergangenen Beziehung sehr vernachlässigt, denn ihr damaliger Partner war auch ein "Asbi" und hatte keinerlei Interesse an Sexualität. Sie musste stets die Initiative ergreifen, um 1, 2 mal à Mt. ihr durchaus großes Interesse an Erotik zu befriedigen. Den grössten Teil, musste sie mit sich selbst und gängigen Hilfsmittel befriedigen.
Unser Sexualleben war dadurch gekennzeichnet, dass sie ausschließlich die Initiative ergriff und das die Ideen immer ausgefallener wurden, (wie der dringende Wunsch, sich in meiner Anwesenheit selber zu berühren), welcher unterstreicht wie wichtig es stets war die Kontrolle zu behalten. Wie weit sie mit mir wirklich Genuss empfand, wollte sie mir nie schlüssig sagen. Angst vor Kontrollverlust?
Eine Schilddrüsenüberfunktion intensivierte das Ganze, denn ihre Libido stieß ins unermessliche. Es entwickelte sich ein regelrechtes Spezialinteresse, auch nach der Krankheit, in dem ich eine Rolle mitspielen durfte. Dass ich mich davon geschmeichelt fühlte, kann wohl jeder, der Asberger Menschen kennt, verstehen. Nur das ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, wie schmerzlich das für mich und mein Ego sein würde.
Irgend wann verlor sie allmählich, dann recht schnell, das Interesse an mir. Ständige körperliche Beschwerden (Wechseljahre), viel Arbeit (sie wollte mehr Stellenprozente), Müdigkeit und Depressionen, waren der Grund, um nicht mehr aktiv zu werden. Sie zog sich zurück und verbrachte ihre Zeit nur noch mit sich, oder Menschen bei der Arbeit.
Ein Teufelskreis begann. Je weniger Interesse sie zeigte, umso verletzter war ich, umso verletzter ich war, desto weniger körperliche Anziehung übte ich auf sie aus und meine Bedürfnisse blieben auf der Strecke. Ich wurde gestresst und misstrauisch. So weckte ich kaum Begehrlichkeiten in ihr.
Eine intensive Zeit endete. Was tun, um SIE, wiederzu beleben?
Was mich jetzt sehr verletzt, ist dass sie z.B. unverblümt erotische Träume erzählen kann, trotz Desinteresse. Auch dass sie sich selber befriedigt, ist schwierig für mich.
Rückblickend, weil ich sie besser kennengelernt habe und mich auch mit der Thematik Autismus und Asberger auseinandersetzte, verstehe ich sie besser, doch ich hinke der Entwicklung stets hinterher. Sobald ich erkläre, das ich ein Verhalten begreife und damit auch leben könne, kommt sie mit neuen Eigenheiten, die zuvor nicht erkennbar waren. So verliere ich immer wieder Lebensqualität, indem ich mich zu sehr anpasse und versuche verständnisvoll zu sein.
Ist es falsch nett zu sein?
Pit.