Man könnte den Spruch auch positiv so interpretieren, dass unsere selbst gesetzten Grenzen uns halten im Sinne von "Halt geben" oder "tragen".
Wenn man, im Sinne des Existentialismus, davon ausgeht, dass der Mensch "das zur Freiheit verdammte Wesen" ist, dann muss er seinem Dasein selbst Struktur verleihen. Das tut er dadurch, dass er sich selbst Grenzen setzt - im Denken und im Handeln.
Im Denken entsteht diese Grenze so: Dadurch, dass ich einen bestimmten Gedanken für wahr halte, muss ich das Gegenteil dieses Gedankens für falsch halten. Zwischen wahr und falsch verläuft die Grenze. Die Gesamtheit aller Gedanken und ihrer Unterscheidung in wahr und falsch ergibt die Struktur meines Denkens.
Beim Handeln ist es ähnlich: Wenn ich mich dafür entscheide, etwas bestimmtes zu tun, entscheide ich mich automatisch dagegen, es nicht zu tun. Zwischen tun und nichttun verläuft die Grenze. Jede Handlung beeinflusst die Wirklichkeit (gibt ihr Struktur) und entscheidet darüber, was in Zukunft möglich ist zu tun oder nicht zu tun.
Die durch die selbst gesetzten Grenzen geschaffenen Strukturen erschaffen also unsere Wirklichkeit, machen also unsere Existenz damit greifbar und geben uns so Halt.