Hallo Bubu,
wer Thermoputz verwendet und die massive Bauweise bevorzugt, denkt schon ziemlich solar: das Mauerwerk soll möglichst viel Sonnenwärme speichern. Physikalisch gesehen ist Sonnenwärme nichts anderes als Infrarotstrahlung.
Wenn die Sonne nicht genügend Infrarotstrahlung liefert (und es dann kalt wird), ist nichts nahe liegender als den Fehlbetrag an solarer Infrarotstrahlung durch eine geeignete Heizmethode künstlich auszugleichen. Heizkörper, die dies können, nennt man entsprechend Infrarotheizkörper bzw. Infrarotheizungen.
Ob die Infrarotheizkörper nun mit heißem Wasser oder elektrisch erhitzt werden, ist physikalisch egal. Wasserführende und elektrische Infrarotheizungen sind so gesehen gleichwertig. Für die praktische Entscheidung sind daher auch in erster Linie die Kosten entscheidend. Und diesbezüglich schneiden - anders als von einigen erwartet - elektrische Infrarotheizungen oft besser ab. Die Gründe dafür sind recht simpel:
Elektrische Infrarotheizungen kosten nur einen Bruchteil des Investitionsbetrages, der für Zentralheizungen anfällt - unabhängig davon, ob die Zentralheizungen mit Gas, Öl, Pellets oder Umweltwärme betrieben werden. Außerdem ist ihr Energieverbrauch sehr effizient, da sie weder Standby noch Vorlaufspeicherung benötigen: Raum für Raum wird nur soviel Energie abgerufen, wie zum Ausgleich der Infrarotstrahlungsdefizite wirklich jeweils benötigt wird. Wer lieber mehr Geld ausgeben will, weil er aus ideologischen Gründen nicht mit Strom heizen will, kann es ja tun.
Redwell gehört zu den europäischen Pionieren der elektrischen Dunkelstrahler-Flachheizungen. Die Manufaktur in Österreich verwendet aufwendige Maschinen und verfügt über eine gute Qualitätssicherung. Allerdings hat sich das nicht auf die Garantie-Zeit niedergeschlagen. Wie viele andere Hersteller gibt auch Redwell nicht mehr als 5 Jahre Garantie.
Die Bauweise der Redwell Flachheizkörper ist dadurch gekennzeichnet, dass im Innenteil Vermiculit aufwändig verpresst und verklebt wird. Vermiculit ist ein Mineralstoff, den die meisten kennen: Es ist Grundstoff im Katzenstreu. Im Heizungsbau wird es traditionell zur Auskleidung von Feuerräumen verwendet.
Durch die Verpressung von Vermiculit sind Redwell Flachheizkörper vergleichsweise schwer. Außerdem werden sie dadurch reaktionsträge wie Infrarot Marmorheizungen: Bis die Heizfläche auf volle Temperatur kommt, können bis zu 20 Minuten vergehen. Ein Energieverlust entsteht dadurch nicht, weil die Redwell Heizungen auch entsprechend länger auskühlen.
Nicht seriös und so auch nicht besonders Vertrauen erweckend finde ich, dass Redwell die Trägheit seiner Teilspeicherheizungen in Werbung und Verkaufsgesprächen als Energiesparvorteil anpreist. Die Abgabe der gespeicherten Wärme entspricht der am Anfang in die Erwärmung der Heizung gesteckten Strommenge. - 20 plus 20 ist und bleibt nach Adam Riese Null.
Wen die Reaktionsträgheit von Teilspeicherheizungen nicht stört, kann ebenso 2 cm flache Marmorheizungen verwenden, die preislich oft günstiger sind. Im Heizungskatalog von www.waermemeister.com werden sogar Marmorheizungen angeboten, welche die doppelte Garantiezeit der Redwell Heizungen haben (10 statt 5 Jahre).
Inzwischen gibt es aber genügend europäische Hersteller, die sich vom Prinzip der Teilspeicherung verabschiedet haben, weil sie eben keinen Energiespareffekt hat, sondern nur die Reaktionsgeschwindigkeit der Heizung verringern.
Hersteller-Aussagen sind insgesamt mit Vorsicht zu genießen, wenn es darum geht, dass eine Infrarotheizung "noch mehr Strahlungsleistung" als andere abgeben soll, weil angeblich "Carbon-Technologie", "Micro-Technologie", "Nano-Technologie" oder gar "New-Wave-Technologie" verwendet wird. Das ist nur Werbegeschrei: Infrarotstrahlung ist Infrarotstrahlung (ein Teilbereich des elektromagnetischen Spektrums), da läßt sich mit Innovationen nichts verbessern. Wo sollen denn z.B. die "Neuen Wellen" (New Wave) im elektromagnetischen Spektrum Platz finden?
Wenn man die Fläche eines Bügeleisens mit Heizungslack beschichtet, hat man eine elektrische Infrarotheizung. Füllt man eine Wärmeflasche mit heißem Wasser, hat man eine wasserführende Infrarotheizung. Entscheidend für die Strahlungsabgabe ist einzig und allein die oberste Schicht eines Heizkörpers. Hierzu ein Beispiel:
Ein unlackierter Aluminium-Heizkörper gibt ganz wenig Infrarotstrahlung ab. Beschichtet man ihn mit Thermofarbe, gibt er bei gleicher Temperatur eine Strahlungsmenge ab, die nah an den Idealwert kommt (sogenannter schwarzer Strahler emittiert und absorbiert vollständig). Der Energieerhaltungssatz bleibt dabei gültig, die Wärmeabgabe verteilt sich nur anders auf die beiden Kanäle "Konvektion" und "Strahlung"
Schau dich einfach noch ein im Markt um. Infrarotheizungen müssen nicht bei einem einzigen Hersteller gekauft werden. Oft ist es besser ein wenig zu mischen ..
Viele Grüße
Physikfreund