Der „aggressive“ Klang der deutschen Sprache lässt sich zwar phonetisch erklären, ich vermute aber, dass der negative Eindruck auch tiefer liegende historische Ursachen hat. Während der NS-Zeit wurde die deutsche Sprache von Demagogen wie Goebbels und Hitler stark politisiert und für propagandistische Zwecke instrumentalisiert, was zu einer starken Verknüpfung von Sprache und politischen Ideologien führte. Diese Vereinnahmung der Sprache hat tiefe Narben im kollektiven Gedächtnis hinterlassen, die bis heute spürbar sind.
Viele der damals verwendeten rhetorischen Stilmittel und Sprachmuster wurden nach Kriegsende tabuisiert, um sich von den Schrecken der Vergangenheit zu distanzieren. In den Nachkriegsjahrzehnten wurde versucht, die deutsche Sprache zu „entschlacken“, was sich vor allem in einer zunehmenden Internationalisierung und der Übernahme zahlreicher Lehnwörter niederschlug. Diese Tendenz ist auch heute noch zu beobachten, wenn man sich die zahlreichen englischen Einflüsse in der deutschen Sprache ansieht.
Die Lösung liegt meines Erachtens aber nicht in der Abwertung der eigenen Sprache, sondern in einem bewussten und reflektierten Umgang mit ihr. Die deutsche Sprache ist reich an Ausdruckskraft und Vielfalt und verdient es, ohne Scham und mit Stolz gewürdigt zu werden. Indem wir sie in ihrem ganzen Reichtum wertschätzen, können wir nicht nur ihre historische Last abwerfen, sondern auch ihre unverwechselbare Schönheit und Ausdruckskraft neu erlebbar machen.