So unglaublich bedrückend die Grundvoraussetzung für Deinen letzten Satz die Zeiten in denen wir leben uns vor Augen führen mag, so ermutigt Dein Statement auch zur Hoffnung. Es ist gut, dass Du nicht aufgrund Deiner Religion pauschal etwas gegen die Angehörigen einer anderen Religion hast. Wenn wir uns nur weltweit alle darauf einigen könnten...
Judenfeindlichkeit ist in der Tat ein altes Phänomen, und es tritt in vielschichtiger Weise auf. Eine besondere Konkurrenz ist zwischen den drei Religionen festzustellen, die alle eigentlich an den gleichen Gott glauben. Der Monotheismus trägt seltsame Blüten. Ich weiß, dass es auch biblische Geschichten über die bösen Ägypter und weiß der Deibel wen gibt, aber ich möchte mich einfach mal auf die letzten beiden Jahrtausende beschränken, da in dieser Zeit die Aktenlage besser ist, als in den 8 Jahrhunderten des Judentums vorher (Nach eigener Zeitrechnung ist der jüdische Glaube allerdings ca. 5000 Jahre alt, belegbare Diskrimierungen gibt es nicht. Das heißt nicht, dass es keine gegeben haben kann, nur die Belegbarkeit leidet mit den Jahrtausenden...)
Ähnlich wie der Islam sich von seinen Vorgängerinnen distanzieren musste um als einzigartig wahrgenommen zu werden, hatte das frühe Christentum das gleiche Problem gegenüber dem Judentum. So wurden bereits in der Antike die Juden pauschal als Mörder Jesu Christi stilisiert. Dieser frühe christliche Hass hat zwar zu Einschränkungen der Juden im christlichen mittelalterlichen Europa geführt (z.B. Verbot der Ausübung von Handwerksberufen), aber über weite Strecken der Zeit nicht zu gewalttätigen Exzessen. Man lebte in Verhaltenheit nebeneinander. Es gab natürlich auch im europäischen Mittelalter immer wieder Exzesse gegen Juden, vor allem wurden die großen jüdischen Gemeinden in Speyer, Worms und Mainz im Zuge der sich ausbreitenden Pest als Schuldige benannt und teilweise vernichtet.
Allgemein und sehr grob formuliert gab es immer wieder lange Phasen in Europa in denen Juden nicht nur toleriert, sondern auch hofiert wurden, bis dann entweder die Kredite fällig wurden (die meisten europäischen Fürsten hatten mehr oder weniger gigantische Schulden bei den, aufgrund des Handwerksverbots zu Geldgeschäften gezwungenen Juden Schulden) oder Krankheiten ausbrachen. Auch gerne kolportiert wurde das Bild des babymordenen Juden. Völlig abstruse Verirrung!
Eine lange Zeit waren die islamisch geprägten Reiche wesentlich liberaler, was den Konfessionsunterschied anging. Nicht zufällig war die erste medizinische Fakultät Europas in Sevilla beheimatet, bevölkert von maurischen und vor allem jüdischen Gelehrten. Bis ins 19. Jahrhundert waren Muslime und Juden bei weitem nicht so verfeindet wie sie es heute sind. Auch in Europa gab es im 19. Jahrhundert ein Phase der interreligiösen Entspannung. Nationale Interessen überwogen gegenüber den religiösen Erwägungen. Und die liberalen Vorstellungen des aufkeimenden Bürgertums hatten sowieso wenig mit Religion zu tun.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts kippte diese positive Stimmung jedoch langsam. Auch in der arabischen Welt, die bis dahin weltoffen war, begann der politisch-radikale Wahabitismus um sich zu greifen. War es noch für Süleyman den Prächtigen normal Wein zu trinken und sich mit vielen Frauen zu umgeben, verwandelte sich der einstmals liberale Islam (ich weiß, "den Islam" gibt es nicht) unter dem Eindruck der militärischen und wirtschaftlichen Überlegenheit Europas. Es entstanden panarabische Strömungen, die vor allem nach dem Zusammenbruch des Osmanischen Reiches Fuß zu fassen versuchten jedoch alle an der inneren Zerrissenheit der Araber scheiterten.
Als dann 1948 Israel als Staat ausgerufen wurde, war sämtliche jemals vorhandene Liberalität in den islamisch geprägten Ländern dahin. Noch am Gründungstag wurde das von der UN geschaffene Land überfallen. Spätestens mit der Staatsgründung Israels begann der muslimische Hass auf die Juden.
Dies ist eine sehr verkürzte Darstellung die natürlich an allen Stellen ergänzt werden könnte. Aber ich hoffe sie zeigt, wie willkürlich doch der unsinnige, und glücklicherweise von Dir nicht weitergeführte Hass, zwischen den drei monotheistischen Religionen ist.
So, und allein für Deinen letzten Satz, also das Statement darin, hast Du Dir auch den Daumen für die Frage verdient!