Hallo germaynlife,
was für einen Erzähler hast du denn? Denn davon hängt auch die Art des Darstellens ab.
Hast du einen Ich-Erzähler, dann erfährt der Leser alles unmittelbar aus dem Erleben des Gefolterten.
Im personalen (ER-)Erzähler, haben wir eine Außen- und Innensicht (z. B. die Gedanken der Figur).
Beim auktorialen ist der Leser gänzlich von dem abhängig, was er hört, sieht etc.
Wichtige Grundregeln gibt es aber in allen Perspektiven: Alle Sinne ansprechen. So nah wie möglich ran an die Figur. Nicht übertreiben! - Lass den Leser mitleiden, aber vor allem dadurch, dass du nicht allein die Schwäche und die Qual deines Helden zeigst, sondern auch seine Kraft, sein Aufbegehren, seinen Stolz. Das macht es dann umso heftiger, wenn er am Ende doch kollabiert.
improvisiertes Beispiel - Ich-Erzähler:
Knack. Der nächste Finger. - "Schhhhhh ... Verdammt!!! Du Hund! Das wirst du bereuen!" - Das hieß, wenn ich hier wieder lebend rauskam.
Der Blutgeschmack strengte an. Die Nase war gebrochen, keine Frage! Das Auge ließ sich nicht mehr ganz öffnen und das leise Rauschen im Ohr und das Zittern meiner Oberschenkel kündigte das Ende dieser unfreundlichen Unterhaltung an. - Zumindest, was meine Person anging.
Auf den Knien in einer Pfütze, mit hinter den Rücken gezwungenen Armen, den Kopf an den Haaren in einen unnatürlichen Winkel gezerrt, war meine Lage denkbar mies. Eine dicke Lippe zu riskieren, war vermutlich die dümmste Idee des Tages. Trotzdem sagte ich: "Deine Mutter hätte dich entsorgen sollen, dann müsstest du heute nicht mit dieser Visage leben" - Das tat gut, sicher! Aber dafür war ich sowas von tot.
Motte steckte sich einen Kaugummi in den Mund und kam grinsend und kauend näher. Das Alupapier ließ er achtlos fallen. "Statt mitzukommen, willst du also über meine liebe Mutti reden?", fragte er und beugte sich mit einem Grinsen zu mir herunter. - Knoblauch, Bier, Chips? Oh Mann, was für ein Killeratem. Da war das Foltern beinahe erträglicher. - Nur wie den Kopf wegdrehen?
Motte nickte das fette Wiesel und dessen Albino-Freund hinter mir an. Ein stummer Befehl. Der nächste Finger brach. Ich musste schreien. Mir wurde schlecht. Vor meinen Augen verschwamm die große Tür der Lagerhalle.
Mein zuvor bearbeiter Unterbauch fühlte sich auf einmal seltsam an. Verhärtet. Dann krampfte mein Magen. - Okay, damit war es wohl an der Zeit, sich auszuklinken. Mottes Faust flog mir entgegen. Ich spürte, wie mein Oberkörper in sich zusammensackte. Den Aufschlag in meinem Gesicht bekam ich nicht mit.
Sie weckten mich. Mit einem Eimer voll eiskaltem Wasser. Mottes feistes Gesicht wurdeüber mir sichtbar, sein freundiges Grinsen, hinter dem der Kaugummi den Kampf gegen den Mundgeruch würde. Ich schloss die Augen. Sie zerrten mich wieder auf die Knie. Mein Humor kam mir mit dem nächsten Schlag abhanden.
Viel Spaß noch
Nicsa1