Ich habe mich für das Medizinstudium entschieden, da es ein breites Arbeitsspektrum, gute Verdienstmöglichkeiten, ausgezeichnete Perspektiven und ein hohes Ansehen bietet. Das Studium finde ich interessant. Allerdings zweifle ich immer stärker an meiner Wahl, da so gut wie kein Facharzt zu mir passt und ich mir teilweise nicht einmal vorstellen kann, als Arzt zu arbeiten. Ich bin eben Theoretiker und ein reiner Kopfmensch, kein Praktiker oder Handwerker. Bisher kenne ich nur die Vorklinik und das KPP. Meine Erfahrungen in Stichpunkten:
- Die Patienten vegetieren vor sich hin. Jede ärztliche Maßnahme verlängert nur ihr Leben um einige Monate, das eigentlich keines mehr ist. Die Lebensqualität wird nicht verbessert. Mich nimmt das unglaublich mit und bietet mir keinesfalls Freude. Täglich muss ich daran denken, dass ich in wenigen Jahren so "enden" könnte.
- Die Patienten werden häufig mit Billigpräparaten behandelt, die eine Besserung erheblich verzögern, obwohl es bessere Alternativen gibt, nur um noch länger an ihnen zu verdienen.
Ich kann sowas aber nicht tun, da es für mich wehrlose Menschen sind, die so nur noch stärker leiden müssen. Auch will ich nicht hoffen, dass es in anderen Häusern besser ist.
Was ich möchte:
- Viele Theorien und Überlegungen, warum und welche sinnvollen Maßnahmen zur Verbesserung man ergreifen kann. Keine offensichtlichen Lösungen. Ausführen sollte die Behandlung dann aber eher jemand anderes.
- Mehr Prävention und Beratung statt Behandlung
- Eher medikamentöse Behandl
- Sowohl in der Klinik als auch in einer Praxis oder in einem Betrieb/Wirtschaft arbeiten können
Was ich auf keinen Fall möchte:
- Mit alten Menschen arbeiten (bis max. 65 Jahre)
- Etwas Chirurgisches, da ich die Brutalität nicht verkrafte --> Es bleiben kaum Fächer übrig. Gegen kleine operative Eingiffe (Wundversorgung oder Entfernen von kleinen Melanomen) habe ich nichts.
Leider kann ich mit niemandem über meine Gedanken sprechen. Kommiltonen hassen mich dafür, Kontakte zu Ärzten möchte ich mir nicht verbauen. Grundsätzlich bin ich der Allgemeinmedizin, Arbeitsmedizin, Psychiatrie, Psychosomatik, Pädiatrie, Radiologie und sogar der Dermatologie (eher der kosmetischen) nicht abgeneigt, kenne diese Fächer aber noch nicht aus der Praxis. Jeglicher Versuch eines Praktikums wurde abgewiesen mit der Begründung, dies sei erst im klinischen Abschnitt möglich. Auch ist es unglaublich schwierig, eine Assistenzarztstelle in diesen Fächern zu finden bzw. nur mit einem Umzug möglich. Praxisgründung dürfte sich in meiner Umgebung als schwierig erweisen. Aus div. Gründen will/kann ich nicht umziehen. Die finanziellen Einbußen möchte ich gar nicht erst erwähnen..
Irgendwie glaube ich, dass ich keine erfüllende Zukunft als Arzt finden werde. Welcher Medizinstudent träumt schließlich nicht von einer Karriere als Internist oder Chirurg? Ich hingegen lehne beides komplett ab. Und wer das tut, ist vermutlich falsch im Medizinstudium.