Ich würde nicht von einem "Ziel" sprechen, eher von einem "Sinn", und auch das nicht immer und überall. Der Mythos ist das Gesamtergebnis einer Erfahrungswelt, er erklärt, unterrichtet, unterhält und ordnet ein, spornt zur Dialektik an und bietet ein verschlüsseltes kollektives Wertesystem, das eine Gesellschaft zusammenhalten und Einigkeit über die "ungeschriebenen Gesetze" schaffen kann.

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Das Christentum ähnelt - mit seinen vielen Engeln und Heiligen - dem Polytheismus, ist aber keine polytheistische Religion, sondern ein eher undurchdachter oder inkonsequenter Monotheismus, dessen dominierendes Glaubensdogma nicht etwa von Priestern oder Theologen erfunden, sondern von spätantiken Kaisern durchgesetzt wurde, und zwar aus eher politischen Gründen.

Aber in allen großen monotheistischen Religionen (Judentum, Christentum, Islam) lassen sich Spuren und Elemente polytheistischer Religionen ausfindig machen. Das ist nur natürlich, denn diese Religionen sind ja nicht im luftleeren Raum entstanden, sondern wurden von ihrer Umgebung, ihrem kulturellen Umfeld geprägt, selbst dann, wenn sie dieses ablehnten oder bekämpften.

Abgesehen davon gab es in den Anfängen des Christentums keine Kirche im heutigen Sinn, sondern verschiedene christliche Gemeinden und ebenso verschiedene und auch rivalisierende Meinungen über Yeshua und Yahwe, den die Christen zu einem dreifaltigen Gott ausgebaut haben, ein Konzept, das wir bereits aus den polytheistischen Religionen kennen.

Doch so inkonsequent das Christentum auch sein mag, ist es keine polytheistische Religion. Die polytheistischen Religionen sind kosmotheistisch, d.h. der Kosmos, nicht die Götter, spielt eine zentrale Rolle; dieser ist keine Schöpfung und bildet sogar der Urgrund der Götter. Die Entstehung oder Ausdehnung des Kosmos wird in den verschiedenen Mythen so dargestellt, dass der Kosmos aus einer Muschel, dem abgeschlagenen Glied einer Gottheit oder anderen Prozessen entspringt, die nicht außerhalb, sondern immer innerhalb des Universums stattfinden. Wir sprechen also von "esokosmischen" (innerkosmischen) Prozessen. In vielen griechischen Mythen entspringt die Erde beispielsweise dem Chaos (Leere, Durcheinander der Stoffe) oder geht aus der Vereinigung zweier Götter hervor. In anderen Mythen wird geschildert, wie die Götter zwar die Ordnung des Kosmos geschaffen haben, aber nicht das Universum selbst. Das lässt sich mit keinem christlichen Dogma vereinbaren; hier gilt Gott, der als Person gedacht wird, als Schöpfer des Universums, der nicht im Universum selbst sich befindet, sondern außerhalb davon. Die Beziehung zur Welt ist eine ganz andere, so auch die der Mächte zueinander.

Der Vorwurf, das Christentum sei eine polytheistische Religion, wird sehr oft in polemischer Absicht erhoben, heute besonders von islamischer Seite. Das heißt jedoch nicht, dass dieser Punkt der Trinität kein Thema im Christentum ist. Allerdings spielen diese Überlegungen für den "normalen" Christen keine Rolle; die Christen verstehen sich als Monotheisten und gehen von der Existenz eines einzigen Gottes aus. Sicherlich können die Quellen verschiedentlich ausgelegt werden, aber ob das für den Christen wirklich von Bedeutung ist, wage ich zu bezweifeln. Das ist eine Frage, mit der sich weniger die Gläubigen als die Wissenschaftler beschäftigt.

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Du kannst dich im Hellenismos nicht "taufen" lassen. Das gibt es in der hellenischen Tradition nicht, was ich sagen will ist, es gibt keinen entsprechenden Ritus. Es gibt auch keine "Einweihung" oder "Initiation". Die Namensgebung, die du vielleicht mit der "Taufe" verwechselst, wird nur für Kleinkinder durchgeführt, um sie offiziell im Haushalt willkommen zu heißen. Es gibt auch Erwachsene, die ihren Namen ändern lassen, aber das musst du dann mit dem Bürgeramt klären. Du gehörst zum Hellenismos, wenn du ihn praktizierst, sein Wertesystem befolgst, du kannst dich auch einer philosophischen Schule des Hellenismos anschließen (Platonismus, Stoa, Kepos etc). Aber dafür musst du nicht ins Ausland gehen. Es ist sicher einfacher, wenn man den Hellenismos in einer Gemeinschaft praktiziert. Aber solche Gemeinschaften gibt es bisher nur in Griechenland, Zypern und den USA. In Deutschland wird er im Kreis der Familie praktiziert. Es bleibt also, bei sich Zuhause den Götterkult zu pflegen und im Alltag, im deutschen Hier und Jetzt, diesen Weg zu leben.

P.S. Den "HellenismUs" gibt es im Griechischen nicht, nur den "HellenismOs". Der "HellenismUs" wurde von deutschen Historikern erfunden und in die Altertumswissenschaften eingeführt, um eine bestimmte Phase des Hellenentums zu bezeichnen. "HellenismUs" und "-Os" und "hellenistisch" und "hellenisch" sind schon unterschiedliche Dinge.

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Der Polytheismus ist die natürliche "Religion" der Menschheit (gewesen). Der musste sich nicht durchsetzen, sondern wuchs zusammen mit seinen Ethnien (-> ethnische Religion). Der Monotheismus konnte sich mittels Genoziden und Ethnoziden durchsetzen, wobei dieser Krieg gegen die Ethnosphäre Jahrhunderte andauerte, in einigen Gebieten immer noch andauert, da Missionieren immer noch nicht als Verbrechen gegen die Menschheit geächtet wird. Der Monotheismus war aufgrund seiner Homogenisierungstendenz den Herrschern nützlich und wurde deshalb gefördert, um die Einheit des Reiches zu gewährleisten oder aber auch der eigenen Stellung (ein Gott im Himmel = ein Herrscher auf Erden). Außerdem hat er die Ängste und Unsicherheiten der Menschen ausgenutzt (die Angst vor dem Tod, das Chaos nach Plünderungen durch die Goten usw.), um sich Vorteile zu verschaffen.

In Amerika konnte er sich aufgrund der militärischen Überlegenheit der Invasoren durchsetzen. So auch in Australien und Afrika. In Asien wurde er erfolgreich abgewehrt, obwohl er auch dort erfolgreiche Eroberungen durchführte.

Hinzu kommt, dass der Monotheismus missioniert, d.h. er ist ein Seelenfänger und immer bestrebt, die Ethnien hereinzulegen und in sich einzusperren. Die ethnischen Religion missionieren nicht, weil sie keine einzige Wahrheit zu verkünden haben und die Götter und Ahnen der anderen anerkennen; sie beschränken sich auf ihre Ethnien, sind an deren Identität und Lebensraum gebunden, und suchen keine neuen Mitglieder. Das verschafft dem Monotheismus einen Vorteil, denn dieser ist eine universelle Religion und will alle Menschen überzeugen oder einfangen.

Der größte Unterschied zwischen Polytheismus und Monotheismus ist weniger die Anzahl der Götter, als die Stellung der Gottheit zum Kosmos. Im Polytheismus ist der Kosmos, allgemein gesprochen, selbstentstanden oder ewig, und keine "Schöpfung". Im Monotheismus existiert Gott, der hier als Person gedacht wird, außerhalb des Kosmos, den er geschaffen hat und mit dem er machen kann, was er will. Im Polytheismus steht eher der Kosmos im Vordergrund (Kosmotheismus), um den sich die Götter drehen, im Monotheismus steht Gott im Mittelpunkt, um den sich die gesamte "Schöpfung" dreht. Außerdem hat der Polytheismus i.d.R. ein zyklisches und der Monotheismus ein lineares Zeitverständnis, das im Messianismus mündet, dem verwirklichten Reich Gottes auf Erden. Aus diesen Vorstellungen leiten die Monotheisten einen Herrschaftsanspruch und ein Gefühl der Überlegenheit ab, so dass sie denken, dass sie auf der "richtigen" Seite stehen und ihre Taten gerechtfertigt sind. Daraus resultiert eine religiöse Brutalität gegenüber den "Falschgläubigen" und ihren "Irrlehren", die ihre Mission dominiert und sich auch in Politik übersetzen lässt.

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Weil es die einzige bisher einzige Herrschaftsordnung ist, in der es Bürger gibt, gar geben muss. Diese sind politisch bemächtigt und entscheiden souverän über ihr Leben als Kollektiv. Das gibt es weder in der Monarchie noch in der Diktatur noch im Parlamentarismus. Die Demokratie ist die einzige selbstregierte Gesellschaft. Ein paar Elemente der Demokratie wie die Meinungsfreiheit und Redefreiheit wirst du auch in anderen Systemen finden, aber nicht alle. So ist die Isokratie (gleicher Anteil aller Bürger an der Macht) nur der Demokratie zu eigen. Sie ist aber auch die einzige Herrschaftsform, die das ganze Kollektiv über dem Individuum stellt, die Gemeinschaft gegenüber dem einzelnen Menschen betont.

Insofern kann nur die Demokratie Autonomie (Selbstverwaltung) garantieren und auf diese Weise die Freiheit, selbst über das eigene Schicksal und die Gemeinschaft zu entscheiden. Und sie ist auch ein Motor für die Zivilisierung der Menschen, hat z.B. das Blutrecht durch gesellschaftliche Sanktionen ersetzt. Während andere Herrschaftsformen auf irrationale und religiöse Fundamente setzen (Gottgnadentum, Parteien, Ideologien, Parlamente etc.), baut die Demokratie auf Recht, Institutionen und den gemeinschaftlichen Willen.

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Ja, zum Beispiel in Island, Italien und Griechenland. Es gibt auch den Europäischen Kongress der ethnischen Religionen (ECER). 2017 wurde in Griechenland die hellenische Religion vom Staat anerkannt, nachdem ihre Mitglieder jahrelang dafür gekämpft haben. Die Menschen, die in Griechenland, die Götter verehren, werden ethnische Hellenen genannt. Sie revitalisieren ihre indigene Kultur, zu der auch die Religion gehört, haben eine Art Schule für ihre Kinder, geben Seminare in Philosophie und Altgriechisch, beteiligen sich jährlich am Athens Science Festival und planen den Bau von Tempel. Gleichzeitig schützen sie ihre Tradition vor Missbrauch durch Nationalisten oder “Neuheiden“, die das alte Griechenland für sich entdecken. In Griechenland hat es immer wieder solche Gruppen gegeben, von Plethon bis zu den hellenischen Jakobinern auf den Ionischen Inseln. Die verschiedenen ethnischen hellenischen Kollektive rechnen auch mit ihrer baldigen Anerkennung als religiöse Körperschaften des öffentlichen Rechts. Der Fall liegt vor Gericht.

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Ja und nein. Es zwar Zufall, dass Platon und Aristoteles in diese Zeit und Polis hineingeboren wurden, wo Sokrates lebte. Vielleicht Zufall, dass sie ihm begegnet sind. Aber es war nicht Zufall, dass sie zu den Philosophen wurden, die wir heute kennen oder zumindest zu kennen glauben, denn Aristoteles war Platons Schüler, der wiederum Schüler des Sokrates, Sokrates wiederum Schüler des Archelaos usw. Sokrates wurde im Abendland vor allem wegen seiner Apologie berühmt, der Art, wie er den Tod akzeptierte. Platon und Aristoteles beeinflussten die hellenische Kultur bis zu ihrem offiziellen Ende, wurden aber auch vom Christentum missbraucht, um seiner Lehre Gewicht zu verleihen, so wurde vor allem Aristoteles im Westen bekannt. Platon kam erst mit Plethon nach Florenz und fand dann seinen Weg in den Mainstream.

Politik hat insofern eine Rolle gespielt, da es die Situation, die Sokrates das Leben kostete, ohne den Peloponnesischen Krieg und der anschließenden Bröckelung der traditionellen athenischen Ordnung, so nicht gegeben hätte.

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Vorteile sind die Vermeidung von Streit, politischer Verdrossenheit, Vertrauen in die eigenen Institutionen (stärkt die Gemeinschaft), Vermeidung von politischer Einflussnahme hinter den Kulissen, Erneuerung.

Nachteile sind, wenn ein verantwortungsloser oder inkompetenter Bürger bspw. in eine Position gewählt wird, Vermeidung eines Dialogs, blinder Glauben an eine Institution (Demarchie) und evtl. auch Willkür.

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Vielleicht liegt es am menschlichen Selbsterhaltungstrieb. Vielleicht an der Angst, das Ich zu verlieren. Viele Menschen haben eine solche Angst. Es könnte aber auch andere Gründe geben, wie der Wunsch nach einem besseren Leben und Glück. Dann kommen noch andere Faktoren hinzu, die bei jedem Menschen anders aussehen (Kinder, Frau, Mann, Eltern etc.). Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, das, was wir uns vom Tod erhoffen, zu bekommen, ohne sterben zu müssen. Das könnte auch ein Gedanke sein, der, womöglich aus dem Selbsterhaltungstrieb heraus geboren, den Suizidgedanken Paroli bietet.

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Ein paar mehr Sozialwohnungen könnten nicht schaden

Warum enteignen? Es reicht doch, wenn wir Sozialwohnungen bauen, die den Kommunen gehören und nicht verkauft (privatisiert) werden dürfen. Das würde Druck aus dem "Kessel" lassen und Debatten über Enteignungen überflüssig machen. Bis diese gebaut werden, können große Firmen vorübergehend enteignet werden, natürlich mit einer verhältnismäßigen Entschädigung, aber dann sollten die Wohnungen wieder den Eigentümern zurück gegeben werden. Enteignungen sind mir persönlich zu billig. Durch eine vernünftige Steuerpolitik könnte der Staat mehr Einnahmen generieren, gleichzeitig die mittlere und untere Klasse entlasten und Geld für Sozialwohnungen an die Kommunen zweckgebunden überweisen, damit diese dann neue Wohnungen bauen oder vielleicht verkaufte Wohnungen rekommunalisieren können.

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Suizid ist eine Lösung

Wahrscheinlich deshalb, weil die meisten im Tod den "Feind" sehen, ein unausgeglichenes Verhältnis zu ihrer Endlichkeit haben oder sich mit der Thematik nicht auseinandergesetzt haben. Heute wird das Leben einerseits romantisiert, andererseits wieder entwertet, und der Tod verbannt und als ein großes Übel an die Wand gemalt. Das ist solange in Ordnung, wie nicht versucht wird, diese Sichtweise anderen Menschen in Form von Gesetzen aufzuzwingen. Leider haben viele Leute die schlechte Gewohnheit, sich in fremde Angelegenheiten einzumischen und ihre eigenen Vorstellungen über die Bedürfnisse der Menschen zu stellen, die das Thema eigentlich betrifft. Der Suizid ist genauso schlimm oder böse wie der Regen oder eine Rose. Solange andere nicht unnötig traumatisiert werden, kein unnötiger Schaden entsteht und der einzelne sich im Klaren über seine Absichten ist, ist der Tod die ultimative Lösung und Befreiung vom Leben. Dieses Leben, diese Gesellschaft sind nicht für jeden Menschen geschaffen. Und weil es keine Pflicht zu leben gibt, können wir immer den "Ausgang" nehmen.

Insofern kann Suizid immer eine Lösung und muss nicht immer krankheitsbedingt sein. Die Pathologisierung oder Moralisierung des Suizids geht immer nur von einer sehr eingeschränkten Sicht der Dinge aus und verkennt den rationalen Suizid, also den Freitod als die konsequente Folge einer stringenten Überlegung oder Reflexion.

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Entzündete Wunden loswerden (SvV/Ritzen/Depressionen)?

Erst einmal: Ich bin bereits in Therapie, daher werden mir Ratschläge in diese Richtung nicht weiterhelfen.

Ich habe fünf eiternde Wunden am linken Arm, entstanden durch eine mit Rost besetzte Klinge. Damals habe ich noch auf Sauberkeit geachtet, meinen Arm täglich, trotz schmerzen, gewaschen und mehrmals desinfiziert, verbunden und eine Entzündungshemmende Salbe verwendet.

Mittlerweile hat sich das geändert. Ich habe die Cuttermesser-Klinge nicht mehr sauber gemacht, wasche meine Arme kaum noch, gerade, weil es höllisch schmerzt... ich desinfiziere nicht mehr und auch Verbände benutze ich kaum bis gar nicht mehr.

Eigentlich habe ich bewusst auf eine Entzündung hingearbeitet.

Auf meinem rechten Arm, um ehrlich zu sein am Finger, war eine Brandnarbe, welche ich aufgekratzt habe. Auch diese hat sich entzündet, da ich in den letzten Tagen immer wieder die Kruste runter gerissen habe, das mache ich bei all meinen Wunden... es ist schon Gewohnheit.

Ich habe starke schmerzen, wenn ich die Stellen nur leicht antippe, es ist knallrot und geschwollen. Bewege ich meinen Ringfinger, habe ich das Gefühl, mein Knochen würde schmerzen, obwohl die Wunde oberflächlich aussieht.

Mir ist klar geworden, dass ich meine Familie nicht allein lassen kann, ich möchte nicht weiter auf eine Blutvergiftung hinarbeiten. Daher meine Frage: Kann mir jemand einige Tipps geben, wie ich diese Entzündungen loswerde? Oder wäre ein Arztbesuch hilfreicher oder gar notwendig?

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Sofort zum Arzt oder gleich in die Notaufnahme. Deine Symptome hören sich nach einer Phlegmone an, und die kann unbehandelt zur Sepsis führen. Stell dich darauf ein, eine Weile im Krankenhaus zu bleiben, wo du Antibiotika bekommen und das wuchernde Gewebe abgeschabt wird (Lokalanästhesie). Ich würde dir raten, pack jetzt sofort deine Sachen für das Krankenhaus und lass dich dort unverzüglich behandeln. Hier kann dir niemand helfen, du brauchst eine ärztliche Behandlung.

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Eine "direkte Demokratie" setzte eine "indirekte" voraus, was die Demokratie ad absurdum führt. Darüber hinaus legitimiert die sogenannte "direkte Demokratie" den Begriff der "repräsentativen Demokratie". Indes sind das keine Demokratien, sondern zwei Formen des Parlamentarismus, der aus Unkenntnis oder in betrügerischer Absicht mit der Demokratie gleichgesetzt wird, obschon er eines ihrer Grundpfeiler, nämlich die Isokratie, ausschaltet. Die Frage müsste demnach wie folgt lauten: Demokratie oder Parlamentarismus?

Die Demokratie lässt sich nicht einfach so per Beschluss einführen, sie bedarf eines Bildungssystems, den Übergang des Untertanen zum Bürger, eine politische Kultur, die das Individuum dem Gemeinwohl unterordnet, was wiederum einen Umbau bedeutet, der Jahrzehnte dauern würde und sicher nicht gewollt ist, weil das heutige System, das viele Leute gut finden, den Untertanen alle "Privilegien" ihres Standes und gewisse Bürgerrechte garantiert, während in der Demokratie die Pflicht an erster Stelle steht und den mündigen Bürger oder reife Menschen braucht, um erfüllt zu werden. Demokratie würde den Bruch mit dem Abendland und seinem Menschenbild bedeuten und die Menschen zwingen, sich von Modellen zu verabschieden, dieser neuen Staatsform fremd sind (Parlamente, Parteien, Ideologien). Daher wäre ich für die Demokratie, weil sie die einzige selbstregierte Gesellschaft ist und nur in ihr der Mensch Bürger sein und sein vernunftbegabtes Wesen ausleben kann, aber nicht jetzt und nicht hier, aus Gründen, die ich erklärt habe.

Der Parlamentarismus ist eine Oligarchie, die von Untertanen zusammengesetzt wird, denen ein Wahlrecht zugestanden wird. Die Oligarchen oder Parlamentarier sind in Gruppen oder Parteien aufgeteilt, folgen einer Ideologie und sind meines Erachtens nicht am Gemeinwohl interessiert, sondern orientieren sich an den Wünschen der Industrie, die eben auch das Schulsystem, den Markt und die Menschen prägt. Das Schulsystem dient der Wirtschaft und die Wirtschaft den Wenigen, die das Kapital besitzen. Die Schulen bringen gute Bäcker und Handwerker hervor, orientieren sich am Markt und der Nachfrage an Fachkräften, bringen aber keine Bürger, schon gar keine guten Bürger hervor, weil das nicht ihr Sinn ist. Das Ergebnis sind gute Arbeitskräfte, aber unreife Menschen, die ihre individuellen Wünsche und Begierlichkeiten über das Gemeinwohl stellen und darin geschult werden, die Demokratie mit dem Parlamentarismus gleichzusetzen und ihre Selbstbestimmung alle vier Jahre an andere abzutreten. Die Politiker barbarisieren und entmenschlichen die Gesellschaft mit ihren Gesetzen, hetzen die eine Gruppe gegen die andere auf (die Geringverdiener gegen die Arbeitslosen), ergehen sich in undurchdachten Lösungen für Probleme, versuchen die Gesellschaft so in den Griff zu kriegen, weil sie kein Interesse am Volk haben, sondern an ihrer Wiederwahl. So wie sie die Menschen aber programmiert und geformt haben, wäre die Demokratie, würde sie denn morgen eingeführt, eine Katastrophe, weil, barbarisiert, von Stereotypen verblendet (links,rechts,Mitte), unreif und zu Untertanen erzogen, wären wir nicht zu unserer Selbstverwaltung in der Lage, daher wäre der Parlamentarismus, so kriminell er auch ist, der Einführung der Demokratie aus Sicherheitsgründen vorzuziehen, und doch muss auch dieses System abgelehnt werden, weil es als institutionalisierte Selbstentfremdung der vernunftbegabten Natur oder "Würde" des Menschen diametral widerspricht.

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Die Gesellschaft schafft sich ihre eigene (sozial konstruierte) Wirklichkeit, in der das Thema Suizid tabuisiert, verteufelt oder pathologisiert wird, weil es der allgemein verbreiteten Meinung über das Leben widerspricht. Diese wird aber benötigt, damit die Gesellschaft in ihrer jetzigen Form, so, wie sie momentan strukturiert ist, weiter existieren kann. Die Gesellschaft wird von Faktoren bestimmt, die irrational sind oder eigene Interessen verfolgen. Das sind die Religionen, die Ideologien (auch die des Staates), die diversen Moralismen und die Psychiatrie, die immer noch nicht die Angst vor dem Tod überwunden hat. Auf der anderen Seite kann es sehr gut sein, dass jemand (wissenschaftlich gesehen) momentan unzurechnungsfähig oder geistig so beeinträchtigt ist, dass angezweifelt werden muss, ob er bei klarem Verstand Suizid als Option betrachten würde.

Es gibt keine Lebenspflicht. Das Leben ist weder gut noch schlecht. Wir entscheiden über unser Leben und manchmal wollen wir eben auch über unseren Tod entscheiden. Mit dieser selbstbestimmten und sehr klaren Ansicht können viele nicht umgehen, wie sie auch mit ihrer eigenen Endlichkeit nicht umgehen können, weil sie sich verzweifelt an ihrem Ich festklammern und diesem eine Bedeutung zumessen, die meines Erachtens maßlos ist.

Der Suizid geht zunächst nur den Betreffenden an. Dann auch seine Familie, seine Freunde, wenn er welche hat. Die Suizidierten hatten in der Regel sehr gute Gründe für ihre Entscheidung. Diese können im Nachhinein von einfältigen oder sentimentalen Gemütern als egoistisch, falsch oder unmoralisch interpretiert werden, aber diese Interpretationen betreffen im Grunde weder die Toten noch ihren Suizid, sondern legen bloß Zeugnis von der Denkqualität und den Überzeugungen des Deuters ab. Einen Menschen, der sich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetzt und über diese Möglichkeit nachdenkt, erreichen solche Gedanken nicht. Nicht aufgrund ihrer Nichtigkeit, sondern weil sie nicht dazu angetan sind, aufzufallen oder ins Gewicht zu fallen.

Jeder, der darüber nachdenkt, sein Leben zu beenden, sollte sich, gerade aus Respekt vor dem eigenen Leben und seinen Möglichkeiten, mindestens ein Jahr Zeit geben, um sich, seine Gedanken und das Thema Suizid aus allen Richtungen zu durchleuchten. Damit meine ich nicht nur die Psychologie oder Biologie, sondern auch aus philosophischen Blickwinkeln. Er sollte versuchen, rational über seine Sehnsucht zu reflektieren und ihr auf den Grund gehen. Was verbirgt sich dahinter? Er sollte seine eigenen Gedanken hinterfragen und sogar seine Wahrnehmung. Ist diese echt oder durch eine Erkrankung mitbedingt? Außerdem sollte er meiner Meinung nach seinen Suizid genau planen, damit er nicht aus dem Affekt heraus, sondern aus einer rationalen Überlegung zu einer Tat schreitet, die so durchgeführt werden muss, dass sie anderen nicht schadet. Das schließt meiner Meinung die Art des Suizids aus, wo der Suizidierte vor einem Zug springt, denn damit traumatisiert er den Fahrer und alle, die um ihn herum stehen, besonders Kinder und Jugendliche.

Insofern muss der Suizid sorgsam überdacht, achtsam geplant und umsichtig vollzogen werden, damit das eigene Leben bedacht und auf eine angenehme Art beendet werden kann, anderen kein unnötiger Schaden entsteht und die eigene Selbstachtung nicht unter dieser Tat leidet.

Das setzt voraus, dass wir alles hinter uns lassen, was uns über den Suizid beigebracht wird und wir unsere Erfahrung oder die Eindrücke, die wir in diesem Prozess machen, nicht durch die Filter fremder Meinungen oder Urteile aufgenommen werden und wir tatsächlich selbstbestimmt, so gut es eben als Menschen geht, diese Entscheidung fällen und anschließend tragen können.

So gesehen, kann der Suizid sogar eine Bejahung des Lebens sein.

Ich denke, du begehst einen Fehler, wenn du dich rechtfertigst oder die Urteile einer moralistischen anonymen Masse widerlegen möchtest, um dir auf diese Weise quasi die Erlaubnis auszustellen, dir das Leben nehmen zu dürfen. Ich sage nicht, dass das tust, sondern bloß, dass es falsch wäre, weil du dann ganz bei den anderen und nicht bei dir wärst.

Natürlich hast du recht, wenn du sagt, warum soll man weiter leben, wenn es keinen Sinn mehr macht. Nur müssen wir, meine ich, auch diesen Gedanken weiter spinnen, den Sinn weiter verfassen, als dieser gemeinhin verstanden wird. Auch das meine ich, wenn ich sage, alles hinter sich zu lassen; wir müssen uns eine eigene Meinung, eine Idee vom Leben bilden, mit unseren eigenen Händen, Ohren, Augen, unseren Körpern. Vielleicht wirst du den Sinn des Lebens, falls es einen solchen gibt, oder einen Sinn im Leben findet, der nicht auf der Liste der Gesellschaft steht. Wenn wir falsch leben, bedeutet das nicht unbedingt, dass unser Leben falsch ist oder wertlos, sondern lediglich, dass unsere derzeitige Lebensweise einen Sinn entbehrt. Tatsächlich brauchen wir aber einen Sinn, um nicht an der Existenz zu zerbrechen. Der Psychoanalytiker und Psychiater C. G. Jung hatte einmal gesagt, dass der Mensch ein sinnloses Leben nicht ertragen könne. Vielleicht müssen wir das Pferd von hinten aufzäumen, um eine rationale Antwort auf die simple wie auch lebenswichtige Frage zu bekommen: Warum soll ich leben?

Ich denke, wenn die Notwendigkeit dieser Frage im Leben eines Menschen auftaucht, kann dies den Beginn eines sinnvollen Lebens markieren oder das Ende einer leidvollen Zeit.

Die meisten Menschen sind heutzutage irrational und unreif, weil sie dazu erzogen werden, vom Staat, seinen Schulen, den Behörden. Kinder sind in der Regel rationaler, weil noch nicht im Sinne einer staatstragenden Ideologie bearbeitet. Schau dir die Menschen an, deren Behauptungen du zu recht hinterfragst. Es sind Menschen, die keine eigene Meinung haben, sondern den Satz formulieren, der in solchen Situationen gegeben werden soll. Sie urteilen ohne jegliche Vorkenntnis auf der Grundlage ihrer eigenen Ängste und Stereotype, dabei verkennen sie oft die Bedürfnisse des anderen, der sich das Leben nehmen will und projizieren ihren Egozentrismus auf diese Menschen. Oft können wir mit Menschen, die an Vorurteilen leiden, nicht unbefangen und zwanglos sprechen, weil wir uns vorher durch einen Dschungel aus Klischees und undifferenzierten Urteilen kämpfen müssen. Außerdem lassen sich Menschen, die den Suizid ausnahmslos verdammen oder verurteilen, von Gefühlen leiten, weshalb sie viel behaupten, aber wenig argumentieren. Und jetzt frage ich dich: Ist es rational, die Fragen oder Urteile dieser Menschen beantworten zu wollen? Wäre es nicht besser, dir eigene Fragen zu stellen und deine eigenen Vorurteile oder Wahrnehmungen zu hinterfragen? Schon an diesem Punkt beginnt die Suche nach dem Sinn, die Suche nach einer Antwort, die unsere Intelligenz nicht beleidigt und vielleicht sogar zufrieden stellt.

Ich habe oft erlebt, dass sogar Psychiater auf die Frage nach dem Sinn keine Antwort geben konnten. Eine hatte es am Ende der Debatte sogar mit der Bibel versucht. Es war schon deprimierend mitanzuschauen, wie die betreffende Psychiaterin im Laufe der Debatte emotional wurde, am Ende gar verzweifelt nach dem letzten Strohhalm griff, der ihr übrig geblieben ist. Wenn du psychiatrisch argumentieren kannst, stehen auch Fachleute oft nackt vor dir, werden sogar wütend, weil sie unsicher sind, mit Widerspruch nicht klar kommen oder weil sie sich vielleicht bloßgestellt fühlen. Es sind eben auch nur Menschen, die mit dem Tod keinen Frieden geschlossen haben. Dabei ist jeder Tag im Leben eine kleine Prise Tod. Daher kann die Antwort auf die Fragen, die aufwirft, die Frage nach dem Sinn, befreiend sein und das Leben bewusst machen, egal, wie man sich am Ende entscheidet.

Im Grunde stehen wir mit dieser Frage nach dem Sinn alleine dar. Wir können uns Anregungen und frische Gedanken von anderen holen, aber ich denke, wir müssen authentisch uns auf dieses Problem einlassen und als ganzer Mensch eine eigene Antwort darauf geben, die den rationalen Anteil unserer Psyche ehrt.

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