Tja - die Frage ist nicht ganz einfach, denke ich.
Die primäre Frage ist imho: "Was würde Jesus tun" und auch "Was hat Jesus in vergleichbaren Fällen getan?". Bekannt ist, dass der Rabbiner Jesus mit Dieben, korrupten Zöllnern und weiblichen Liebesdienerinnen ganz gut auskam, und teils auch seine Anhänger hier rekrutierte. Die värterliche Vorstellung des Herrn war bei Jesus vor allem die eines verzeihenden Herren. Andererseits steht an wirklich keiner einzigen Stelle, weder in der Jesus maßgeblichen Bibel, noch in den Überlieferungen zum jüdischen Rabbiner Jesus, dass ein Schwerverbrecher sich mit "Ablass" freikaufen oder gar in den Himmel einfkaufen könne. Obgleich das die Auffassung der katholischen Kirche war bzw. ist, ist für Verbrecher klar beschrieben, erstens die Pflicht zur Reue (also Geld zahlen - und alles ist super: funktioniert nicht), zweitens die Pflicht zur tätigen Reue. Das ist auch genauer beschrieben seitens des Rabbiners Jesus: Bis zu sieben Mal soll ein Sünder versuchen, seine Sünde wieder gut zu machen ( z.B. Entschuldigung für eine Beleidigung, Geldzahlung für einen Geschädigten usw.) - und im Gegenzug vom Geschädigten dann entschuldigt zu werden, bevor der Sünder seine Reuepflichten erfüllt hat. Bei besonders schwer wiegenden Sünden gegen seine Mitmenschen verschärft Jesus diese (jüdische) Regel sogar und verlangt bis zu 77-maliges ernsthaftes Bemühen seitens des Sünders!
Von der Frage geleitet, was der Rabbiner Jesus lehrte und lebte, ist die Antwort also ziemlich einfach: Generalablass geht nicht.
Nur, leider, gibt es die unterschiedlichsten Vorstellungen von Christentum. Das war schon unmittelbar nach dem Tod von Jesus so: Während Matthäus klar und nachvollziehbar das Wirken von Jesus auf die Bibel bezog - und Jesus als jüdischen Rabbiner darstellte, der getreu der Bibel lehrte und handelte, enthält das Evangelium des Johannes (das mit Absicht an die letzte Stelle der Evangelien gestellt wurde) ein Sammelsurium der unterschiedlichsten Glaubenstraditionen, besonders jedoch gnostische Elemente - die eigentlich auf eine völlig andere Religion verweisen...
Paulus wiederum steht noch weit hinter dem Johannes-Evangelium - und kreeiert genau genommen eine eigene Religion, die im Gegensatz zu den urchristlichen Gemeinden stand (Beispiel: Während die Urchristen Nächstenliebe tatsächlich praktizierten, auch zwischen Frau und Mann und in Gleichstellung der Frau - was eine der wenigen Innovationen des Rabbiners Jesus darstellte, die er zwar sehr stringent aus der Bibel begründet, so stand Paulus für eine klar frauenfeindliche und Frauen entrechtende Linie, welche jüdischer Orthodoxie zugeordnet werden kann, während Jesus eher eine Art Reformjudentum und sich selbst als Hillelschüler repräsentierte).
Tja, und in den Jahrhunderten und Jahrtausenden, die darauf folgten, differenzierte sich der religiöse Gehalt des Christentums immer weiter.
Zur Zeit der Kreuzzüge galt die Ablasszahlung und der Generalablass tatsächlich als "christlich", obwohl sich sehr deutlich zeigen lässt, u.a. mit den oben umrissenen Reueregeln (die u.a. eine Umkehr und Widergutmachungsversuche vordern), der Verachtung von Jesus für religiöse Geschäftemacherei (man beachte seine wütenden Aktionen im jüdischen Tempel durch ihn und seine Anhänger) und überhaupt, Verachtung für "den Mammon", dass der Generalablass eklatant im Gegensatz zu allem steht, was Jesus gemäß den Evangelien gelehrt hat.
Keine Ahnung aber, was deine Lehrer hier hören wollen. Wenn es katholische
Lehrer sind, dann würde ich denen nichts von dem sagen, was ich hier geschrieben habe. Katholiken sind Dogmatiker - und nicht Religiöse wie Jesus, der frei mit seinen Jüngern diskutierte und sich auch einmal (z.B. in der Scheidungsfrage) von guten Argumenten seiner Jünger (oder sogar von Samaritern, Frauen und Ausländern, die außerhalb des Judentums stehen) überzeugen lässt. Was übrigens gute jüdische Tradition ist, jedenfalls außerhalb strenger Orthodoxie.
(das wäre sozusagen die dritte Dimension deiner Frage)
So, und jetzt kommst du. Versuche selbst, eine gute Antwort zu finden!