In etlichen Antworten bzw. Kommentaren zu Hiallls interessanter Frage sind leider Behauptungen aufgetaucht, die sachlich falsch sind und daher im folgenden zurechtgerückt werden sollen:
1. falsche Behauptung: "Österreich hat nie zu Deutschland gehört.": Die Erörterung dieser Frage wird dadurch erschwert, daß einerseits sich die territoriale Struktur Österreichs im Lauf der Geschichte stark gewandelt hat und andererseits das Heilige Römische Reich (SRI) als supranationales Konstrukt nicht vorbehaltlos 1:1 mit "Deutschland" gleichgesetzt werden kann, da es u.a. auch "italienische" und "burgundische" Reichsteile enthielt (die allerdings im Lauf der Jahrhunderte großenteils aus dem Reichsverband ausschieden). Ohne auf Details (wie z.B. unterschiedliche Geschichte der zur heutigen Republik Österreich gehörenden Gebiete oder zwischenzeitliche Grenzverschiebungen) näher einzugehen, kann man festhalten, daß bis auf das erst 1921 zu Österreich gekommene Burgenland alle Gebiete der heutigen Republik Österreich von Anbeginn an zum "deutschen" Teil des sich im Lauf des 10. Jhs. aus dem ostfränkischen Reich entwickelnden SRI gehörten, sei es als eigener Reichsstand, sei es als Teil eines anderen Reichsstandes. Die besonders herausgehobene Stellung Österreichs im SRI zeigt sich zudem darin, daß die Herzöge bzw. Erzherzöge von Österreich rund 350 Jahre lang das Staatsoberhaupt des SRI stellten, den heilig-römischen König bzw. Kaiser. Auch im Deutschen Bund (1815-1866) war Österreich nicht nur "einfaches" Bundesmitglied, sondern hatte auch das Bundespräsidium inne.
2. falsche Behauptung: "Österreich und Deutschland haben gegeneinander Kriege geführt.": Immer wieder haben deutsche Länder gegeneinander Kriege geführt, so natürlich auch "Österreich". Österreich war an solchen Kriegen entweder in Koalition mit anderen deutschen Reichsständen gegen wieder andere Reichsstände beteiligt (etwa im Schmalkaldischen Krieg) oder mußte als deutsche Führungsmacht und Hausmacht des Kaisers das SRI gegen Angriffe von innen (etwa Siebenjähriger Krieg) oder von außen (etwa Spanischer Erbfolgekrieg; hier waren Kurbayern und Kurköln mit Frankreich verbündet) verteidigen. Es gab jedoch nie einen Krieg Österreichs auf der einen Seite gegen den Rest Deutschlands auf der anderen Seite, weder zu Zeiten des SRI noch zu Zeiten des Deutschen Bundes.
3. falsche Behauptung: "Österreich und Deutschland haben keine Gemeinsamkeiten außer der Sprache.": Zu der oben dargelegten über 800jährigen gemeinsamen Staatlichkeit und der gemeinsamen (natürlich in weiten Bevölkerungskreisen dialektal gefärbten) Sprache kommen noch die gemeinsamen (wenn auch infolge der traditionell föderalistischen Struktur "Deutschlands" erfreulich vielfältigen) kulturellen und mentalitätsmäßigen Gemeinsamkeiten zwischen den Österreichern und den Bundesdeutschen, natürlich mit einem deutlichen Süd-Nord(ost)-Gefälle. Mit derartigen Gemeisamkeiten sind auch wesentliche Merkmale einer Nation umschrieben.