"Die Dosis macht das Gift."
Nichtsdestotrotz kann man den sozialen Medien schwer trotzen.
Wie die moderne Hirnforschung gezeigt hat, ist der Zugang zu Neuem inhärent, aber im Vergleich zu unseren Vorfahren, für die das Neue relativ rar war, sind unsere Quellen grenzenlos. Ein nahezu endloser Strom an neuen Inhalten ist jetzt auf Knopfdruck verfügbar. Die Beschäftigung mit diesen Inhalten verschafft uns kleine Freudenschübe, die helfen können, psychisches Unbehagen zu lindern.
Die süchtig machende Natur von sozialen Medien wird noch verstärkt durch eine Form der Verhaltenskonditionierung, die als intermittierende Verstärkung bezeichnet wird. Wenn ein Verhalten nach einem variablen und unvorhersehbaren Zeitplan belohnt wird, so wird die Belohnung als angenehmer empfunden und das konditionierte Verhalten resistenter gegen die Löschung/Beseitigung im Vergleich zum Verhalten, das die ganze Zeit belohnt wird.
Entwickler von SoMe-Apps nutzen diese Verhaltenskonditionierung, um die Nutzung ihrer Anwendungen zu fördern. Anstatt ihre Benutzer jedes Mal, wenn sie die App öffnen, werden die Benutzer nur einige Male belohnt. Neben der Art und Weise, wie Apps gestaltet sind, gibt es auch einen kulturellen Faktor, der zur Verbreitung der Verhaltenssucht nach sozialen Medien beiträgt. Anders als beim Drogenkonsum, der stigmatisiert wird, erfährt die obsessive SoMe-Nutzung nicht die gleiche soziale Missbilligung. Wenn man andere bei der zwanghaften Nutzung ihres Telefons beobachtet, führt dies zu einer sogenannten Konformitätsvoreingenommenheit, welche dazu neigt, den Glauben zu erzeugen, dass diese Art von Verhalten nicht schädlich ist. Normalität sollte jedoch nicht mit psychischer Gesundheit verwechselt werden, da es schädliche Konsequenzen bei der übermässigen Nutzung von sozialen Medien gibt.
Die wichtigste davon ist, die Fähigkeit unsere Aufmerksamkeit zu lenken und aufrechtzuerhalten, denn unsere Fähigkeit, uns zu konzentrieren, ist wie ein Muskel. Wenn wir ihn richtig trainieren, stärkt/wächst er. Wenn wir ihn missbrauchen, verkümmert sie. Die Stärkung dieser Fähigkeit ist unmöglich, wenn wir ständig mit Benachrichtigungen überflutet werden oder wenn wir ein zwanghaftes Bedürfnis verspüren, unser Telefon zu überprüfen oder in verschiedenen Apps zu stöbern, sobald wir den geringsten Grad an Langeweile oder psychologischem Unbehagen verspüren.
Die Zeit, die wir in den sozialen Medien verbringen, ist mit anderen Worten Zeit, die wir nutzen könnten, um ein Leben zu schaffen, auf das wir wirklich stolz sein können.