Guten Abend,
ich (m/25+) habe schon seit min. über 10 Jahren das Gefühl, dass ich in mehrerer Hinsicht nicht ganz normal bin, jedoch habe mich aber aus einigen, teils abstrusen Gründen immer gedrückt es mal überprüfen zu lassen, auch wenn es eigentlich angesichts meiner Situation nicht schaden würde. Ich habe noch nie mit irgendjemand darüber gesprochen, trotzdem habe ich auch in der naheliegenden Vergangenheit Kommentare bekommen, die dahingehend etwas andeuten wie bspw "wurde bei dir etwas in die Richtung diagnostiziert?", was mich in letzter Zeit wieder etwas zu einem Arztbesuch tendieren lässt.
Neben Vielem was dafür spricht, gibt es aber auch ein paar Sachen die eher dagegensprechen und ich wollte einfach mal alles zusammenfassen und die Meinung von jemand anderem hören, weil ich mache mir seit Ewigkeiten Gedanken darüber mache, schon mehrmals kurz davor war es zu versuchen, aber immer davor aufgegeben habe. Vor allem weil ich im Falle von keiner gelungenen Diagnose Gründe finden würde um mir Vorwürfe zu machen, was mir deutlich schaden kann.
Zu den vergangenen 10 Jahren: Ich bin in jeglicher Hinsicht Chaos. In der Schule hat sich das nie durch besonders schlechte Noten gezeigt, aber obwohl ich gute Leistungen erbringen wollte, habe ich nur das absolute Minimum erbracht. Soweit, dass ich die 11. Klasse freiwillig (Schnitt v 2,7 und ohne Versetzungsgefahr) wiederholt habe. Einfach weil ich von meiner Faulheit -ich habe quasi nicht gemacht- und dem Chaos enttäuscht war und es besser machen wollte. Das Abitur selbst war das Selbe. Ich habe die Karteikarten für das mündliche Abitur noch im Wartezimmer zur Prüfung geschrieben und wäre ohne ein Freund überhaupt nicht fertig geworden. Mein Charakter war entsprechend chaotisch, verpeilt und auch schüchtern mit Problemen mich auf schwierigere Aufgaben zu konzentrieren oder sie in erster Linie ohne äußeren Zwang zu beginnen und durchzuziehen. Beim danachfolgenden Studium half mir ein Freund als struktureller Rückhalt für einige Zeit, schlussendlich habe ich aber zweimal abgebrochen. Ich hatte dazu begrenzt Probleme mit sozialer Angst, wobei das nun relativ in Ordnung ist, und habe aktuell noch gewisse Suchtproblemchen. Mein Sozialleben ist eher eingeschränkt, eine Beziehung undenkbar und Interessen verfolge ich auch nicht. In der Ausbildung in der ich mich momentan befinde bin ich, des leichten Unterrichtsstoffes geschuldet, in der Theorie extrem gut, aber in der Praxis bin ein Nervenbündel. Ich bin generell subtil etwas hibbelig, sodass ich mich häufig auf der Stelle bewege oder ähnliches, dazu kommt meine geringe Stressresistenz und eine Tendenz nach innen gerichtet ziemlich emotional zu reagieren. Wenn mir Aufgaben oder Erklärungen gegeben werden nehme ich diese gerne nicht richtig auf oder vergesse sie sofort wieder und generell fühle ich mich nicht wirklich in der Lage auch nur annähernd das zu leisten, was ich eigentlich möchte und könnte. Ständiges Zuspätkommen ist auch ein Problem, sodass es mittlerweile in der Firma ein Witz ist, genauso wie meine angespannt, hibbelige Art.
Der Kontrast bzw meine Zweifel kommen von verschiedenen Stellen. Einerseits kann ich mich dann doch hin und wieder, aber eben nicht wirklich auf Abruf, konzentrieren, ich bin auch nicht klassisch hyperaktiv oder laut, eher das Gegenteil, jedoch mit etwas Unruhe und Hang zur Nervosität. Auch widerspricht meine Kindheit gewissermaßen. Ich erinnere mich nur sehr wenig an diese und weiß, dass es auch da ein paar Auffälligkeiten gab, bspw habe ich seit ich denken kann relativ auffälliges Stimming (sich wiederholende Bewegungen), häufig in Verbindung mit Tagträumen, wobei ich das schon mit 10-11 Jahren halbwegs verborgen habe (es hält sich aber bis heute und wäre für Außenstehende sehr befremdlich zu sehen). Auch war ich damals schon schüchtern, ängstlich und daher auch lange mit Schlafproblemen, zudem würde ich behaupten, dass ich damals schon chaotisch war, gerne Schulzeug, Hausaufgabenaufschriebe, Sporttaschen etc vergessen habe. An mehr kann ich mich nicht wirklich erinnern. Meine Mutter hat mir aber in der Zeit immens Struktur gegeben und somit war es kein besonders großes Problem. Der Widerspruch kommt dann besonders in der Schule, dort war ich in der 1-2 (und 5-6) Klasse besonders im Bereich Mathematik sehr gut, so dass mich die Lehrerin sogar auf Hochbegabung testen lassen wollte (was wir nicht taten). In der 1-2 Klasse stand in meiner Bewertung ich würde konzentriert mitarbeiten. In der 3-4 war es bei einer anderen Lehrerin dann noch "überwiegend konzentriert" und diese wollte mir trotz entsprechender Noten keine Gymnasialempfehlung geben. Ich meine das war einerseits weil ich teilweise vor mich hin geträumt habe, anderseits weil ich es nicht hinbekommen habe Lehrer zu Siezen, bei Fragen nie gestreckt habe, sondern zum Lehrer vorgelaufen bin etc.
Nun die Frage: Lohnt es sich deswegen überhaupt mit Erfolgsaussichten auf ADHS prüfen zu lassen?