Bis ca. 1700 dienten in Preußen nur Freiwillige - viele waren Söldner, die keine Verbindung zum Land hatten, und deshalb auch oft plündernd durch die Region zogen, die sie eigentlich verteidigen sollten.
Danach wurde es aufgrund der langen und häufigen Kriege schwieriger, die Armee nur mit Freiwilligen zu füllen, und man führte Zwangsrekrutierungen ein. Dabei wurde auch auf Hinterhalte und Fallen zurückgegriffen, um genug Männer zu rekrutieren. Manchem gaben die Anwerber einfach ein paar Bier aus, bis er betrunken genug war, in die Kaserne mitzukommen. Wer einmal in der Armee war, blieb dort lebenslänglich. Diese Form der Wehrpflicht war in der Bevölkerung äußerst unbeliebt.
Frankreich
Im Laufe der Französischen Revolution erklärte Frankreich 1792 Preußen und Österreich den Krieg. Schnell schlossen sich diese Länder andere Monarchien an, die die Revolution bekämpfen wollten. Deshalb sah sich Frankreich gezwungen, Massenaushebungen (Levée en masse) einzuführen, um genug Soldaten für den Krieg zu erhalten.
Die Franzosen führten 1798 durch die Loi Jourdan-Delbrel (Gesetz vorgeschlagen durch die Abgeordneten Jourdan und Delbrel) die Wehrpflicht ein. Alle Franzosen zwischen 20 und 25 waren wehrpflichtig; bei der Aushebung zog jeder eine Nummer, und die mit den niedrigsten wurden eingezogen - je nachdem, wie viele Soldaten in dem Jahr gebraucht wurden.
Natürlich war die Wehrpflicht (conscription) nicht beliebt, und reiche oder adlige Familien konnten einen Ersatzmann bezahlen. Dieser hat sich dann anstelle des Wehrpflichtigen freiwillig gemeldet. Obwohl die Wehrpflicht also wegen der Auslosung sehr egalitär und demokratisch wirkt, wurde diese Gleichheit also durch Schlupflöcher für Reiche aufgeweicht.
Andere Möglichkeiten, der Wehrpflicht zu entgehen, waren es, Kinder zu haben oder verheiratet zu sein. Als aber unter Napoléon immer mehr Soldaten gebraucht wurden, reichte eine Heirat nicht mehr aus. Man konnte auch versuchen den Militärarzt zu bestechen, da man mit bestimmten Krankheiten auch nicht zur Armee geschickt wurde. Andere haben sich die Daumen abgeschnitten, damit sie die Waffen nicht bedienen konnten, oder die Zähne ausgeschlagen - die Zähne brauchte man, um die Patrone aufzureißen und das Gewehr zu laden. Wer das nicht konnte, wurde auch nicht eingezogen.
Die Wehrpflichtigen wurde für fünf Jahre eingezogen (im Frieden; in den endlosen Kriegen Napoléons diente man faktisch länger, nämlich bis zum Frieden). Die große Zahl der Menschen waren im 19. Jahrhundert Bauern - deshalb wundert es nicht, dass auch die meisten Soldaten Bauern waren. Bei den Bauern war die Wehrpflicht sehr unbeliebt, da sie Feld und Hof verlassen mussten, um im Heer zu dienen. Und die meisten Bauern waren zu arm, um einen Ersatzmann zu bezahlen - Handwerker dagegen profitierten von der Wehrpflicht, da die Zahl der Arbeitskräfte sank und die Löhne damit stiegen.
Darüber hinaus dienten in der französischen Armee natürlich auch Freiwillige.
Preußen
Durch die Wehrpflicht konnten die Franzosen eine große Zahl von Soldaten aufstellen, weshalb die Preußen sich nach ihren Niederlagen gegen Napoléon im Jahr 1806 bemühten, ein ähnliches System einzuführen. Das Gesetz über die Verpflichtung zum Kriegsdienst (1814) sah folgendes vor:
- Von 20 bis 23 mussten alle Männer im Heer dienen (Grundwehrdienst). Ausgenommen waren Studenten, die nur ein Jahr lang dienen mussten.
- Von 24 bis 25 diente man in der Ersatzreserve - man konnte im Krieg also jederzeit zum Heer gerufen werden.
- Von 26 bis 39 in der Landwehr, die das Heer an sich unterstützen sollte.
- Von 40 bis 50 im Landsturm, der letzten Reserve.
Dieses System wurde von der Bevölkerung als gerecht empfunden, da es keine Ausnahmen gab - andererseits wurden natürlich nie alle Wehrpflichtigen zum stehenden Heer einberufen. Außerdem gab es weiterhin Freiwillige.
Hoffe ich konnte dir helfen:)