Hallo Kampfzocker,
wenn du tatsächlich in einem Keller überleben wölltest, wäre es die bessere Variante, während des Angriffs raus zu gehen und es gleich zu beenden, statt das Leid noch einige Tage bestenfalls Wochen zu verlängern. Trotzdem möchte ich auch gerne etwas ausführlicher darauf antworten.
Wie überlebt man also einen Atomkrieg? In den Anfängen des kalten Krieges glaubte man, dass hinter einer einfachen Ziegelwand ducken reicht und nach den Explosionen das Leben normal weiter geht. Auf Propagandaplakaten wurde suggeriert, dass man ab ca. 1km in einem kleinem Loch gut geschützt wäre. Dies stimmt so natürlich nicht, je nach Bombenstärke wird in einem größeren Radius alles pulverisiert, die etwas weiter entfernt vom Einschlagsort wohnenden würden Verbrennungen höchsten Grades erleiden und total verstrahlt werden. Selbst teilweise noch 15-20km weit weg, ist die Strahlung so hoch, dass man wenige Stunden/Tage später stirbt. Wohnst du in der Nähe einer Großstadt oder eines militärisch wichtigen Zieles, ist es faktisch zu 99% unmöglich, den Atomkrieg zu überleben.
Wohnst du auf dem Land, kann das schon etwas anderes aussehen. Problem in Deutschland ist, dass wir zu dicht besiedelt sind, um wirklich ein "Niemandsland" zu haben.
Nehmen wir jetzt also an, du wohnst weit außerhalb aller großen Siedlungen und militärischen Ziele, so kannst du nicht davon ausgehen, dass bei dir keine Bomben niedergehen würde. Um das mögliche Eindringen des Feindes zu verhindern, würde wahrscheinlich ein breiter "Fallout-Gürtel" in Europa gebombt werden, durch den der Feind niemals durchkommen würde. Das wäre dann wahrscheinlich in Polen der Fall. Und ja, solche Planungen gab es im kalten Krieg, nur wäre hier das ehemalige geteilte Deutschland geopfert wurden, damit der Feind ja nicht zu einem kommt.
Dann musst du bedenken, dass die beiden größten Atommächte (Russland und USA) genügend Atombomben besitzen, um die Erde mehrmals auszulöschen. Es ist also sehr wahrscheinlich, dass sowieso so viele Atombomben gezündet werden würden, dass es keinen grünen Fleck mehr auf der Erde gäbe. Das bringt uns gleich zum nächsten Problem.
Angenommen du lebst jetzt auf dem Land (bestenfalls im Gebirge, da Berge Schutz bieten), weit weg von allem und konntest dich in deinem Keller verstecken, hast du zwar den Erstangriff überlebt, doch dann kommt der Zweitangriff. Bedeutet, alle noch nicht zerstörten Einrichtungen werden mit einer zweiten Welle von Bomben zerstört. Man verschießt nämlich nie alles auf einmal, sondern würde das alles für verschiedene Wellen bereit halten.
Solltest du auch diesen Zweitangriff überleben, kommt jetzt erst die größte Herausforderung: du musst den Fallout überleben. Solch eine Zerstörung verändert radikal das gesamte Ökosystem der Erde. Es entsteht der atomare Winter, im schlimmsten Fall bricht die gesamte Atmosphäre zusammen und die Erde ist ein einziges Ödland. Wovon willst du dich dann ernähren? Den verseuchten Regen kannst du nicht trinken, Tiere nicht jagen, da diese verseuchte Nahrung zu sich nehmen. Pflanzen wachsen aus dem radioaktivem Boden, sind also auch verseucht und nicht nutzbar. Bedeutet, du musst so viele Vorräte haben, dass du über sehr viele Jahre hinkommst und gleichzeitig aber noch hocheffektive Wasserfilter.
Rechnen wir mal mit ca. 2000kcal pro Tag, dass brauchst du im Grunde minimum, dann musst du diese Menge jeden Tag erreichen. Und das über viele Jahre hinweg. Dafür bräuchte allein eine Person riesige Vorratslager, die Lebensmittel müssen aber auch lang genug halten.
Dann musst du aber natürlich noch mit der allgemeinen Belastung der Luft rechnen, welche dir stetig schadet. Solltest du also tatsächlich den direkten Krieg überleben, wirst du wahrscheinlich nach Monaten, höchstens wenigen Jahren an den Folgen der radioaktiven Verstrahlung sterben. Es dauert bei einem so großen Atomschlag auch mehrere Jahrzehnte, wahrscheinlich Jahrhunderte, bis sich das Ökosystem halbwegs renaturiert hat.
Ein Beispiel: Das Reaktorunglück von Tschernobyl ereignete sich 1986, also vor 36 Jahren. Noch heute darf Wildschweinfleisch in Deutschland nicht einfach verkauft werden, sondern es muss vorher geprüft werden. Schweine durchwühlen den Waldboden, fressen Wurzel etc. und hier ist die Verseuchung teilweise noch so hoch, dass das Wildschwein dann versucht wird. Liegt der Wert über einer bestimmten Grenze, darf das Fleisch nicht verkauft und muss vernichtet werden. Und das 36 Jahre später, bei einem relativ "milden" Atomunfall im Vergleich zur totalen Auslöschung.
Du siehst also, einen Atomkrieg im Keller zu überleben, ist in 99% der Fälle nicht möglich, dafür steht man nach dem Krieg vor zu vielen unmöglichen Herausforderungen. Um irgendwie eine Chance zu haben, müsste man schon einen Exklusiven-High-Tech-Bunker tief im Nirgendwo haben, der bestens ausgestattet ist.
Davon abgesehen, den großen Militärs ist durchaus bewusst, was ein Auslösen des atomaren Codes für die Menschheit bedeuten würde. Deswegen traut sich ja auch keiner, diesen Angriff auszuführen, weil man unweigerlich selbst vernichtet werden würde. Ein Gleichgewicht des Schreckens, sehr zerbrechlich, aber doch die einzige (realistische) Möglichkeit, den absoluten Atomkrieg zu verhindern.