In Kombination mit Art. 48 (Notverordnungsrecht des Reichspräsidenten) wirkt der Art. 25 zerstörerisch. Das sehen wir in der Zeit der Präsidialkabinette 1930-1933, in der schlussendlich ohne Mehrheit im Parlament regiert wird.

Lehnt der Reichstag eine Gesetzesvorlage des Reichspräsidenten ab, kann dieser eine Notverordnung nach Art. 48 erlassen. Verlangt der Reichstag eine Aufhebung der Notverordnung, wird der Reichstag aufgelöst und die Notverordnung wieder eingesetzt.

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https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/izpb/weimarer-republik-346/332906/zerstoerung-der-demokratie-1930-1933/

Unsere Eselsbrücke aus dem Geschichtsunterricht war: Ruf 25 – 48 – 53 an, wenn du den Niedergang der Weimarer Republik erreichen willst.

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‚Tone‘ bezieht sich auf die Haltung des Autors gegenüber der Botschaft, die dem Leser vermittelt wird. Der Ton kann z.B. ironic, serious, humurous, witty oder sentimental sein. Von dem ‚Style‘ aus kannst du auf den Tone schließen, beispielsweise durch Hyperbeln (hyberbole), Understatements oder Ironie.

‚Style‘ ist ein ziemlich weiter Begriff, aber du kannst ihn in folgende Unterkategorien einteilen:

- Register: Formal, informal oder neutral z.B. - "gentleman" wäre formal, "guy" informal und "man" neutral.

- Diction: Welche Wörter benutzt der Autor? Hat er sie einem bestimmten Wortfeld entnommen? Beispielsweise aus der Religion, dem Militär oder dem Geschäftswesen/ Business? Benutzt er viele Adjektive und Adverbien oder Verben der Bewegung (‚jump‘, ‚rush‘, ‚hop‘, etc.)?

- Syntax: Benutzt der Autor einfache oder komplexe Sätze mit vielen Nebensätzen? (-> main clauses und sub-clauses; Parataxe oder Hypotaxe; etc.)

- Stilmittel: Benutzt der Autor viele Stilmittel? Bei der Analyse fallen am ehesten Alliterationen, Metaphern, Vergleiche, Personifikationen und Hyperbeln ins Auge. In unseren Klausuren war ein großer Teil der Analyse auf Stilmittel fokussiert, weil diese meist ergiebiger sind als Register, Diction und Syntax zusammen.

Viel Glück!

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Wer ist Schuld am Ersten Weltkrieg? Mit dem Versailler Vertrag und dem Kriegsschuldartikel 231 bzw. einer alliierten Mantelnote hat sich die Frage nach der Schuld in der Diskussion in den Mittelpunkt gestellt. Die Kriegsschuldthese und Kriegsschuldfrage war damit weit verbreitet.

Die Fischer-Kontroverse erwuchs aus einer These des Historikers Fritz Fischer, v.a. aus dessen Werk "Griff nach der Weltmacht" aus dem Jahr 1961.

Der Titel sagt schon alles: Deutschland habe einen Angriffskrieg geplant und provoziert, um seine Hegemonialstellung zu sichern bzw. den Sprung zur Weltmacht hinzulegen. Also: Der Erste Weltkrieg sei ausgelöst worden durch den deutschen "Griff nach der Weltmacht" und dem einhergehenden zielstrebig herbeigeführten Angriffskrieg. Schuld daran seien ein aggressiver Imperialismus, Militarismus, Nationalismus, internationale Krisen sowie Sozialdarwinismus.

Fritz Fischer und Historiker um ihn herum vertraten damit die Auffassung, Berlin trage die Hauptschuld an dem Kriegsausbruch.

Betrachte nun die Zeit, in der diese These angeführt wurde. 1961: Nachkriegszeit, Menschen wollen den Nationalsozialismus und den Krieg hinter sich lassen. Fischer stößt hiermit aber eine umfassende Diskussion an und die deutschen müssen sich nun der Auf- bzw. Verarbeitung der NS-Zeit widmen. Damit trug Fischer weniger eine schlüssige/ weit akzeptierte Antwort auf die Kriegsschuldfrage bei und gab vielmehr einen Anstoß, bessere Antworten zu finden.

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Diese Karikatur stammt aus der Satirezeitschrift Simplicissimus und sie wurde März 1927 veröffentlicht.

Hier fehlt die Unterschrift: "Sie tragen die Buchstaben der Firma- doch wer trägt den Geist?!"

Die Männer sind alle unterschiedliche Parteien zuzuordnen. Gewissermaßen eine Demonstration der abgetrennten einzelnen Milieus. In einem Forum fand ich eine mögliche Zuweisung v.l.n.r.:

Kleriker - Zentrum

Adliger, Großagrarier - DNVP

Berufsoffizier - DNVP

Bauer - Zentrum oder DNVP

Arbeiter - SPD oder KPD

Industrieller - DVP

Bildungsbürger/Intellektueller - DDP

SA-Mann - NSDAP

1. Wir haben eine Zersplitterung der Gesellschaft und des Parteiensystems. Partikularinteressen dominieren die Parteien, nicht die parlamentarische Zusammenarbeit (Konsensfähigkeit ist Grundstein der Demokratie, bzw ihr Geist).

2. Die Weimarer Republik ist in vielen Bevölkerungsteilen unbeliebt und wird als von den Allierten aufgedrücktes Übel empfunden. Viele sind nicht bereit für die Demokratie zu kämpfen/ sie zu verteidigen oder sie haben alle eine andere Vorstellung von der Republik (starke Konflikte zwischen den Weimarer Parteien bestanden bereits bzgl. der Verfassung und allg. in den Anfangsjahren).

Gar befand sich die WR in einer Umklammerung von links und rechts, denn Kommunisten auf der einen, Nationalsozialisten auf der anderen Seite wollen die Republik abschaffen. Interessantes Detail: seit den 1925 befindet sich die NSDAP auf Legalitätskurs und tatsächlich, die Revolution 6 Jahre nach der Karikatur entspricht weitgehend den Buchstaben der Weimarer Reichsverfassung. Aber nach ihrem Geiste handelte sie nicht.

Um die Hauptströmungen innerhalb der WR auf den Punkt zu bringen: Vernunftsrepublikanismus (u.a. SPD, mit Stresemann auch die DVP)

Restauration (u.a. DNVP)

Revolution (u.a. NSDAP, KPD)

Sie alle arbeiten gegeneinander und handeln nicht so recht, wie es die WRV zum Funktionieren/ Fortbestand brauch

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Weizsäckers Rede am 40. Jahrestag vom Ende des 2. Weltkrieges. https://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Richard-von-Weizsaecker/Reden/1985/05/19850508_Rede.html

LG

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Die Gründe für das Scheitern der Weimarer Republik sind mannigfaltig. Eine der Belastungsfaktoren, der zu dem Zerfall beigetragen hat, war die Einstellung der Bevölkerungsmehrheit gegenüber der Demokratie.

Die Eliten aus dem Adel und Großbürgertum, die Justiz, Polizei und Reichswehr auf Landes- und auf Reichsebene standen der Republik ablehnend, distanziert oder sogar offen feindlich gesinnt gegenüber.

Die deutsche Demokratie stand in einer doppelten Frontstellung, in der die Linke wie die Rechte ihre destruktive Wirkung entfalteten. Durch ihre Parolen wurde die Akzeptanz in der Bevölkerung erschwert. So diffamierte man die verfassungstreuen Parteien ( SPD, Z, DDP) als „Novemberverbrecher“, „Erfüllungspolitiker“ und „Verräter an dem Vaterland“ und stellte ihnen ein schwer antirepublikanisches Gewicht gegenüber. Dadurch überwand die Weimarer Republik die Instabilität der Revolutionszeit nicht und „jede neue Rechtsordnung, zumal wenn sie durch eine Revolution etabliert wird, braucht Zeit, damit sie im Bewusstsein der Bevölkerung Wurzeln schlägt, und diese Zeit hatte die Weimarer Republik nicht“ (Hörst Möller, „Die Weimarer Republik“). Die Dolchstoßlegende (eher Dolchstoßlüge) und die ständigen Krisen behinderten die Akzeptanz durch die Bevölkerung zusätzlich.

Deshalb sprechen viele von einer „Republik ohne Republikaner“ oder einer „Demokratie ohne Demokraten“, die viele nicht überzeugt zu verteidigen bereit waren. Die nationale Rechte wollte die Monarchie oder einen Konstitutionalismus wiederherstellen, die NSDAP nutzte diese Dynamik, die KPD strebte die sozialistische Revolution, einen „deutschen Oktober“ an. Das ganze muss relativiert werden, denn die SPD, auch ihre vernunftrepublikanischen Politiker setzten sich für die WR ein, allen voran der Reichspräsident Friedrich Ebert, der sich vor der Republik dem Konstitutionalismus verschrieben hatte. Die Aussage, die WR hätte keine Republikaner und Demokraten besessen stimmt also nicht ganz. Sie veranschaulicht aber die Problematik ganz gut. Nämlich das in vielen Positionen und in breiten Bevölkerungsteilen die Weimarer Republik nicht angenommen wurde.

Stichwort zu der „Demokratie ohne Demokraten“ ist also auch der Vernunftrepublikanismus, der im Falle der SPD zur Verteidigung der Demokratie führte, bei den anderen distanzierten Parteien nur zu einem Tolerierungskurs mit der Weimarer Verfassung. Thomas Mann (glaube ich) schrieb: Ich bleibe, der Vergangenheit zugewandt, Herzensmonarchist und werde, der Zukunft zugewandt Vernunftrepublikaner.

Viel Erfolg und LG

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Der Reichskanzler Bülow sprach von dem "deutschen Platz an der Sonne". Damit ist die Weltmachtstellung gemeint. Deutschland fühlte sich nämlich militärisch und wirtschaftlich sehr stark, wollte in die Weltpolitik eintreten und dort seinen Einfluss ausweiten. Das ganze war ein Anspruch der starken deutschen Nation, den sie stellte.

Deswegen vollzog sie nach der Friedensperiode unter Bismarck den Wandel zu einer aggressiven Außenpolitik. Zu sehen an der (wenn auch wenig erfolgreichen) Kolonialpolitik in Afrika und in Asien sowie der offensiven Strategie zur See (Flottenwettrüsten). Auch das Engagement beim Osmanischen Reich war teil der imperialistischen und radikalnationalistischen Politik - Ein Versuch, das Einflussgebiet zu weiten.

Die Herrscher streben ihren Platz an der Sonne an. Das schaffen sie nur mit der Unterstützung der Bevölkerung. Um ihre Weltmachtstellung zu bewahren, zeigen sie hohe Opferbereitschaft. Millionen ihrer Untertanen fallen für den Platz an der Sonne. Der 1. Weltkrieg ist nicht nur der bis dato schlimmstgesehene Konflikt, sein Schreckensbild bestand aus Zermürbungs- und Materialschlachten... wie die Schlacht von Verdun oder an der Somme 1916. Umso zahlreicher also die gefallenen Soldaten, für die der Platz unter der Erde ist. Durch die Herrscher brach nämlich anstelle der erhofften prosperierenden Herrschaft und Lebensbedingungen der übermächtige Tod über Europa herein.

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Vor Hitler ist der Reichskanzler eine Instanz, die von dem Parlament kontrolliert werden kann. Der Reichstag besitzt nämlich gemäß Art. 54 der WRV das Recht zum Misstrauensvotum. Der Reichskanzler kann also vom Reichstag gestürzt werden.

Der eigentliche "Ersatzkaiser" ist der Reichspräsident. Er besitzt die Machtfülle und er besitzt beinahe diktatorische Vollmächte in Notstandsituationen. Er kann den Reichstag auflösen (Art. 25), Notverordnungen entlassen mit Außerkraftsetzen der Grundrechte (Art. 48). Und er ernennt/ entlässt den Reichskanzler (Art. 53).

Mächtiger wird der Reichskanzler erst 1930-33, als der Reichstag durch Gegensätze handlungs- und mehrheitsunfähig ist. Der Reichspräsident führt deswegen eine außerparlamentarische Lösung ein, die Präsidialkabinette. Darin ist der Reichskanzler und seine Regierung allein vom Reichspräsidenten abhängig! Er kann unter Missbrauch der Verfassung ohne den Reichstag regieren und unter Bemächtigung des Präsidenten die genannten Artikel* anwenden. Aber nur, wenn der Präsident einverstanden ist. D.h. seine gesamte Macht ist abhängig von dem Gutdünken des Präsidenten, der ihn bei Missstimmigkeiten entlassen kann.

Man spricht hier auch von einer Präsidialdiktatur. Die ist aber nicht nur alleine durch den Kanzler möglich, da dieser stets dem Vertrauen des Präsidenten bedarf. Sie ebnet aber den Weg für Hitlers Machtergreifung, denn faktisch ist das Parlament bis 1933 in seiner Funktion aufgehoben, resigniert oder geschwächt.

Hitler vereinigt im August 1934 nach dem Tode des Reichspräsidenten Reichskanzler und Reichspräsidentenamt zusammen und ist als "Reichskanzler und Führer" Diktator. Dadurch erhält der Kanzler erst seine starke Stellung.

* zum Regieren der Präsidialkabinette von der Bundeszentrale für politische Bildung:

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LG

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Der NSDAP gelang, das verunsicherte kleine und mittlere Bürgertum aufzufangen. Dieses hatte ihr Vertrauen in die Regierung verloren und war erschüttert von der Weltwirtschaftskrise 1929.

Das Zentrum der Bundespolitischen Bildung zitierte die Basis der Partei als "Mittelstandsbauch" nach Jürgen Falter, wenn ich mich recht entsinne. Landarbeiter, Angestellte, Kaufleute wählten die Nationalsozialisten. Unterdurchschnittlich wenige Arbeiter wählten die NSDAP, diese wählten die SPD und 1930 verstärkt die KPD. Mit den Erbitterungswahlen stiegen zwar alle Wähleranteile für die NSDAP, aber ein Übergewicht hatten die Arbeiter in der "Arbeiterpartei" nicht.

Außerdem mobilisierten die Nationalsozialisten viele Nichtwähler.

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Hier das Bild in besserer Qualität.

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Historischer Kontext I: Um die Karikatur zu verstehen, musst du dir die Ereignisse von 1848/49 genauer anschauen. 1848 war ein Tauziehen zwischen alten und neuen Kräften. Die konservativen Kräfte beharrten auf die alte Ordnung, sahen Restauration und die alten Herrscherhäuser als ihre Leitfäden. Sie gingen stets gegen liberale und nationale Kräfte vor, die die Ideale der französischen Revolution (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) durchsetzen wollen, sowie politische Freiheit und nationale Einheit.

Die neuen Kräfte schienen nach Jahren der Repression endlich erfolgreich, v.a. mit der siegreichen Revolution in Preußen und Österreich. Immerhin machten die Fürsten auch Zugeständnisse und eine deutsche Nationalversammlung wird einberufen. 1849 erstarkt aber die Gegenbewegung/ Gegenrevolution der alt bewährten Kräfte. Sie gefährden die Revolution.

Bezug zur Karikatur: Zur Linken wirst du die Fürsten sicherlich erkannt haben. Sie beharren auf die alte Ordnung und lenken die Staatskutsche in die eine Richtung. Zur Rechten siehst du die Träger der Revolution, Professoren, Studenten, liberales Bürgertum, usw. Sie arbeiten gegen die Interessen der Fürsten. Schönes Detail: Der deutsche Michel treibt die Kutsche an! Gut zu erkennen an der Schlafmütze, die eine Persiflage der phrygischen Mütze (Freiheitssymbol der frz. Revolution)ist.

Die französische Flagge auf der Kutsche des Deutschen Bundes weist auf den Einfluss Frankreichs hin - Die Februarrevolution 1848 wird als anstoßgebend für die deutsche Märzrevolution erachtet + siehe Ideale oben. Auf der Mitte der Kutschendecke siehst du eine Krone. Tatsächlich wollen die meisten Revolutionäre zwar eine liberale und demokratische Staatsform, aber eine Republik wollten nur wenige Radikale, etwa von Hecker und von Struve. Das könnte heißen, beide dargestellten Kräfte beabsichtigten weiterhin die monarchische Staatsform. Aber in der Art der Monarchie schieden sich die Geister... Auch in der Legitimation... Die Fürsten pochten auf ihre Legitimität durch das Gottesgnadentum, die Revolutionäre auf die Volkssouveränität... Mit dieser Legitimität wird Friedrich Wilhelm IV. später die Krone der Revolutionsbewegung ablehnen. Sie sei vom "Ludergeruch der Revolution" behaftet und eine Krone aus Dreck und Letten.

Welchen Weg der Deutsche Bund jetzt einschlägt, ist abhängig von der Stärke der Revolution und der Gegenrevolution. Die Pferde der liberalen Nationalbewegung werden matt. Historischer Kontext II: die Revolutionsbewegung war überfordert mit den vielen verschiedenen Interessengruppen, von welchen zwangsweise einige enttäuscht würden. Dazu kommt, dass das Parlament sehr viel Zeit schluckte, um Einheit, eine Verfassung und eine gesellschaftliche Neuordnung zu schaffen. Wertvolle Zeit, die den konservativen Mächten zu Gute kam...

Historischer Kontext III: Die konservative Mächte erstarken und konsolidieren sich. Sie zerren die Staatskarosse in ihre Richtung. Politisch sind sie auch durchaus lernfähig, sie leiten modernisierende Reformen ein und können damit die breiten Bevölkerungsteile hinter sich sammeln, die von der Revolution verprellt werden.

Möglicherweise kritisiert der Karikaturist die schwächelnde Revolutionsbewegung, die ihre Schwerpunkte falsch im Parlament setzte, Zeit verlor und damit das Wiedererstarken der Konservativen ermöglichte?

Tatsächlich scheiterte die Revolution. Auch Zeitgenossen erkannten schon Probleme, die zu dem Scheitern führten.

Gutes Analysieren und LG

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