Ich habe 2 Jahre lang bei 3 Lehrern Great Highland Bagpipe gelernt.
Ja, es gibt unzählige Dudelsackarten und diese unterscheiden sich in Tonumfang, Tonarten, Bordunen und Anblastechnik wie keine andere Instrumentenart.
Für 1600€ bekommt man schon eine absolut erstklassige Great Highland Bagpipe, für rund 1000€ gibt es auch schon anständige Modelle.
Ich steige derzeit von Great Highland Bagpipe zu Border pipe um und werde mir später sicherlich noch mal eine bessere smallpipe besorgen, immerhin haben die drei Gattungen exakt die selbe Griffweise (die schottische halboffene).
Great Highland Bagpipe würde ich nachträglich nur den wenigsten empfehlen. Die Lautstärke ist mit einem startenden Düsenjet in einer Liga und ohne Gehörschutz sollte man sie (wie Schlagzeug auch) nicht spielen. Der Tonumfang ist mit 9 Tönen (eine Oktave + eine Ton darunter) recht gering, die Bordune lassen sich nicht verstellen und sind normalerweise (Sonderfertigungen abgesehen) nur in A bzw. eine Oktave darüber, sie ist NICHT chromatisch spielbar, das heißt, dass du auch wirklich nur EINE Tonart darauf spielen kannst, wenn du einen besonderen Chanter (Spielflöte) hast, geht maximal noch eine andere (nämlich a-moll) und die einzigartige Stimmung von einem a bei inzwischen ca. 478Hz macht das Zusammenspiel mit anderen beliebigen Instrumenten praktisch gänzlich unmöglich.
Borderpipes und Reelpipes haben die selbe Griffweise und den typisch knackigen schottischen Klang, sind aber etwas leiser (immernoch so laut wie zwei Violinen) sind aber teilweise chromatisch in allen Tonarten spielbar und gibt es auch mit erweitertem Tonumfang über Klappen.
Smallpipes sind recht leise eine Oktave tiefer gestimmt und gibt es zwar auch mit Klappen für Zwischentöne und welche außerhalb der Skala, jedoch praktisch nie vollchromatisch, das wären ziemlich viele Klappen, da die Gabelgriffe in der Regel alle nicht funktionieren.
Also wenn du eine Sackpfeife schottischer Art mit mehr Möglichkeiten haben willst, wären Border pipes ratsam, diese werden standardmäßig über einen Blasebalg angeblasen, gibt es aber inzwischen auch als mundgeblasene Version.
Der Preis liegt ungefähr bei dem der Great Highland Bagpipes, mit traditionellem Blasebalg (wird mit rechtem Unterarm betrieben) allerdings etwas darüber.
Ein in jedem Musikstil vollwertiges Instrument wären die irischen Uilleann-Pipes, welche durch Überblasen teilweise in 2 Oktaven in allen Tonarten spielbar sind und in besserer Ausführung sogar in Reihe geschaltete Klappensysteme an den Bordunen haben, mit denen man parallel zur Melodie noch Akkorde spielen kann. Da ist man allerdings schnell mit über 4000€ dabei!
Ansonsten sind die französischen Sackpfeifen sehr vielseitig und auch relativ preisgünstig. Der Ton ist zwar nicht so knackig aber dafür sind sie eigentlich standardmäßig in eine höhere Oktave hinein überblasbar und lassen sich in verschiedenen Tonarten über Gabelgriffe spielen (wie die Border Pipes). Die Griffweise unterscheidet sich nur minimal von der schottischen, allerdings sind Spielweise und Verzierungen etwas anders.
Ich könnte ewig so weitermachen und über Dudelsackarten auf der ganzen Welt schreiben, welche immer nur bedingt miteinander zu tun haben, aber das wäre wahrlich ein Buch.
Allgemein kann man wohl die vor nicht all zu langer Zeit gegründete
http://www.dudelsack-akademie.de/
empfehlen, auch was die Beratung und die Auswahl des Typen angeht.
Wenn du dich für Dudelsäcke und auch andere interessante Instrumente interessierst, sei dir das große alte Folkfestival in Zentralfrankreich Anfang Juli wärmstens empfohlen, dort hast du die Instrumentenbauer aus dieser Richtung aus aller Welt mit all ihren verschiedenen Typen vor ort. Man kann dort alle hören und auch direkt ausprobieren. Auch sonst ist dieses Festival extrem zu empfehlen, man hat dort sehr viel Spaß und sieht man wirklich anspruchsvolle handgemachte live Musik in enormer Masse, wie es hier in Deutschland leider kaum möglich ist.
Wenn du nicht so weit reisen möchtest, dir aber trotzdem passende Eindrücke verschaffen möchtest, empfehle ich das "Klangrauschtreffen". Bei Google findest du schnell mehr dazu. Dort wirst du allerdings fast ausschließlich auf die französischen Sackpfeifen stoßen, die allerdings vielen ohnehin zu empfehlen sind. Die deutsche Variante davon nennt sich meist Schäferpfeife.
Spanische Gaitas sind auch sehr beliebt, aber wieder ein weites Feld.
Es lohnt sich einfach mal verschiedene anzuhören.
Was willst du denn genau damit machen?
Wenn du spezielle Wünsche zur Lautstärke, möglichen Musikstilen, Preis, historischer Tradition etc... hast, kann ich dich sicherlich auch genauer beraten.