Also ich hab folgendes geschrieben:
Zu "Der Falke":
- dreihebiger Jambus mit uneinheitlichem Kadenzenwechsel
-kreuzreim der allerdings ein oder zweimal gebrochen wird
-Wunsch nach Freiheit
-Verbundenheit zur Natur
-Reisemotiv/Flucht (er will ja immerhin mit ihr wegfliegen)
-Liebe und ihre Stärke--> selbst der Graf kann sie nicht zerstören
-Das Gedicht als mögliches Lied, dass der Mann der Frau vorträgt
-Scham der Frau als Infragestellung der Liebe
Zu "der turmfalk"
-eine Strophe, zwei Reime, kein konkretes Versmaß
-vollkommene Anonymität des lyrischen Ichs (nur Spekulation ob männlich oder weiblich)
-Falke als Ablenkung von dem Gespräch (immerhin redet das l. Ich ja vorher noch mit der Person und ist im Nachhinein verwundert über das Knacken in der Leitung, was im Übrigen die Beendigung durch den anderen Gesprächspartner bedeuten könnte.
-Falke als Wunsch frei zu sein und das Streben nach Aufbruch
-Distanzierung von der Natur-bezogen darauf, dass das l. Ich den Falken mit seiner Beute betrachtet und sagt "Wenn das die Natur ist, dann halte ich mich da raus"
-fehlende emotionale Komponente im Gedicht: Letztendlich wird nur der Falke beschrieben und das Telefonat beendet. Leider vergas ich den Ausdruck "bin schnurlos angebunden" zu deuten. Mögliche Interpretation: Er nutzt ein Funktelefon, könnte sich also frei im Raum bewegen, wird aber durch irgendetwas an seiner Position festgehalten
Letztendlich habe ich das zweite Gedicht von der Art wie es verfasst wurde mit der "neuen Sachlichkeit" verglichen. Es fehlt die Emotionalität, Außerachtlassung von Grammatik (alles kleingeschrieben) und es wird berichtend geschrieben (Beschreiben des Falken). Natürlich lässt sich ein Liebesmotiv und weiteres interpretieren, das wäre aber reine Spekulation. (So wie: l. Ich ist ein Mann und der Partner am Telefon seine Geliebte. Die hatten Streit und der Mann sucht die Versöhnung, sieht jedoch den Falken und hegt den Wunsch frei zu sein)
An sich war das zweite Gedicht aber wirklich gemein und schwer zu deuten.