Ich bin jetzt nicht muslimisch, aber ich denke der Unterschied liegt in den Wurzeln. Ich habe mal über den Salafismus eine Facharbeit geschrieben.
Salafismus kommt vom arabischen Wort "Salafiyya" und bedeutet so viel wie "Orientierung an den frommen Altvorderen". Damit sind Mohammed, seine Gefährten und ihre Nachfahren bis in die dritte Generation. Dies war die erwähnte Urgemeinde in Medina.
Im 18. Jahrhundert wahr der Islam in einer nicht guten Situation. Viele Muslime gingen zu den Christen über und die Leute fragten sich, woran dies liege. Die Antwort auf diese Frage gaben die radikalen Modernisierer. Sie sagte, das Abweichen vom wahren Islam sei der Grund. Nur wenn man sich auf die Zeit der Urgemeinde in Medina zurück besinne, könne man den Islam wieder im neuen Glanz aufleben lassen. Man solle die ganzen Traditionen, die seit dem Propheten Mohammed dazukamen vergessen, da sie nur vom wahren Glauben ablenken. Man solle so wie früher werden, nur den Koran neu interpretieren.
Wenn der Islam richtig verstanden und praktiziert werden würde, könne die muslimische Welt wieder zu alter Stärke finden.
Dann gab es noch die Traditionalisten, die sagten, dass die Idee der radikalen Modernisierer gut sei, aber die Traditionen trotzdem beibehalten werden sollen.
Daraus ergab sich nun die Salafiya-Bewegung, welche Versuchte, aus den beiden Seiten einen Kompromiss zu bilden. Sie vertraten die Meinung, man brauche eine Neugestaltung und eine neue Ordnung – eine Reform. Man müssen in ihr, wie die Modernisierer sagen, eine Rückbesinnung auf die Zeit der frommen Altvorderen und die Urgemeinde in Medina einbeziehen. Der Koran und die Sunna, das Buch mit den ganzen Bräuchen, Werten einer Gesellschaft und natürlich den Traditionen sollen auch in die Reform einfließen, da dies wichtig ist und die Traditionalisten so fordern.
Es sollten aber auch die aktuellen Ereignisse auf der Welt beachten werden. Die Zeit der frommen Altvorderen sollte als Inspiration zur Lösung aktueller Probleme dienen, um eine Ordnung zu schaffen, die dem 18. Jahrhundert angemessen ist. Der Koran wurde bei ihnen als unmittelbares Wort Gottes angesehen, was bedeutet, dass man ihn nicht ändern darf. Allerdings sah die Salafiya trotzdem die Möglichkeit, die dort von Gott getroffenen Aussagen neu zu interpretieren. Mittels dieser Neuinterpretation verschaffte sich die Salafiya die Möglichkeit, ihre – tatsächlich neuen – Ideen islamisch zu erlauben und in einen historischen Zusammenhang zu bringen. Die Vereinigung aller Muslime unter dem Dach der Salafiya sollte ebenfalls zur Stärkung der „neuen muslimischen Gemeinde“ beitragen.
Somit ist die ursprüngliche Salafiya als moderne, einigungssuchende und zukunftsorientierte Reformbewegung zu verstehen, die gleichzeitig, wegen der geforderte Rückbesinnung auf die frommen Altvorderen, Veränderungen und dabei Allem voran eine „Verunreinigung“ des Islam durch fremde Einflüsse ablehnte.
Für die heutigen Salafisten ist es wichtig, dass es nur einen Gott und keinen anderen gibt. Sie behaupten, als einzige Religion den reinen Monotheismus zu vertreten und sind dabei auch gegen andere Muslime. Das liegt daran, dass die anderen Muslime viele Bräuche haben, wie etwa den Besuch von Heiligengräbern und das Feiern vom Geburtstag des Propheten Mohammed, von dem im Koran und in der Sunna nichts geschrieben steht. Dies alles wird als „Shirk“ bezeichnet.
Auf der einen Seite gibt es den puristischen Salafismus. In diesem gilt die Politik als ein unreines Betätigungsfeld, von dem sich seine Anhänger fernzuhalten haben. Selbst der Aufstand gegen jegliche politische Herrschaft wird teilweise abgelehnt. Selbst wenn sie noch so „ungerecht“ erscheint. Er beschränkt sich auf die Regelung in den privaten Lebensbereichen. Die puristische Form des Salafiyya ist streng gewaltablehnend und ausschließlich auf Missionsarbeit ausgerichtet. Sie distanzieren sich von sämtlichen Organisationen und Gruppierungen, die gewaltsam eine politische Veränderung herbeiführen wollen. Ihre politische Langzeitvorstellung ist ein islamischer Staat in dem ausschließlich die Gesetze Gottes gelten.
Auf der anderen Seite gibt es den jihadistischen Salafismus. Seine Anhänger predigen eine strenge sowie fundamentalistische Auslegung des „reinen Islam“, so wie er nach Ansicht seiner Verfechter kurz nach den Offenbarungen durch den Propheten Mohammed in der Zeit der frommen Altvorderen gelebt wurde. Sie wollen eine vollständige Umgestaltung von Staat, Gesellschaft und individuellem Lebensvollzug nach dem Islam durchsetzen. Wie der Bezeichnung zu entnehmen ist, befürworten die Anhänger den Dschihad und werden daher zu den gewaltbereiten Islamisten gezählt. Der Dschihad ist der Heilige Krieg für den Islam.
Aus den Bewegungen des puristischen und jihadistischen Salafismus hat sich in letzter Zeit auch eine dritte Strömung gebildet. Der Mainstream Salafismus. Er ist deutlich schwieriger abzugrenzen.
LG Chris