Werde dich mal beruhigen und der Reihe nach auf deine Fragen eingehen.
Mit der Verordnung musst du zu einem Hörgeräteakustiker. Dort wird zuerst ein ausführlicher Hörtest (Ton- und Sprachaudiogramm) durchgeführt. Nach dieser Auswertung suchen die ein geeignetes Hörgerät für dich aus. Das hängt von der Form und dem Schweregrad der Schwerhörigkeit ab. Wesentlich für die Auswahl ist auch, was du beruflich machst (so wie bei mir auch).
Wenn eine Schwerhörigkeit festgestellt wird, ist eine frühzeitige Versorgung mit Hörgeräten sehr wichtig. Ich versuche es mal kurz zu erklären. Es gibt verschiedene Formen der Schwerhörigkeit. Bei einer hört man alles nur leiser, bei der anderen werden bestimmte Buchstaben nicht mehr verstanden und es kommt beim Hören so ziemlich oft zu Wortverwechselungen. Bei dieser Form der Schwerhörigkeit ist die Teinahme an Gesprächen sehr anstrengend und stressig, vor allem, weil Lautstärke trotzdem sehr gut wahrgenommen wird, die ein Sprachverstehen wieder beeinträchtigt. Entweder fragst du ständig nach und die Leute halten dich für unkonzentriert oder, was viel schlimmer ist, du isolierst dich immer mehr, weil du eh nichts verstehst und du nicht dauernd nachfragen möchtest. Letzteres habe ich selber durchgemacht und es kostete mich sehr viel Kraft, da wieder herauszukommen. Mache dir bewusst, dass Hörgeräte dir eine Teilhabe am Leben wieder ermöglichen.
Kostenfrage? Der Hörgeräteakustiker muss bis zu drei Geräte ohne Eigenanateil anbieten, auf dein Hörproblem anpassen und du darfst die Geräte dann auch in deinem Umfeld (Arbeit und häuslicher Bereich) ausprobieren. Die werden, wenn du mit dem "neuen" Hören nicht zufrieden bist, auch nachgestellt. Erst wenn sich diese Geräte nicht ausreichend auf dein Hörproblem einstellen lassen, geht es an die nächsthöheren Preiskategorien. Sollte das bei dir so sein, frage dann bei deiner Krankenkasse nach, ob die die Kosten komplett übernehmen. Sollten sie eigentlich auch, aber machen trotzdem Probleme, wenn es um teurere Hörgeräte geht. Dabei gibt es seit April 2012 eine neue Hilfsmittelrichtlinie (umfasst auch Brillen etc.), auf die man sich auch berufen kann. Dort steht drin, dass Hörgeräte uns in allen Situationen ein fast normales Hören wieder ermöglichen sollen. Diese Richtlinie suche dir bitte im Internet raus und lese mal genauer. Ist sehr hilfreich.
Wie erging bzw. ergeht es mir jetzt mit meinen Hörgeräten? Ich trage seit 17 Jahren Hörgeräte, leide an einer inzwischen hochgradigen bis fast an Taubheit grenzenden Innenohrschwerhörigkeit, trage beidseitig Hörgeräte und arbeite damit noch immer im Verkauf. Ursache der Schwerhörigkeit ist unbekannt - wahrscheinlich auch vererbt - und es ist in den ganzen Jahren immer schlimmer geworden. Bis 2009 hatte ich einfache Geräte, die das Sprachverstehen erheblich verbesserten. Mein Problem entstand durch Umzug des Ladens direkt an die Hauptstraße. Der Straßenlärm beeinträchtigte erheblich das Sprachverstehen. 2009 bekam ich nach viel Kampf vorzeitig neue Hörgeräte - diemal mit einer sog. Störschallunterdrückung - und das Arbeiten wurde dadurch wesentlich erleichtert. Telefonieren in ruhiger Umgebung ist für mich auch heute noch kein Problem. Wenn ich etwas nicht verstehe, weil die Leute zu schnell oder zu undeutlich sprechen, weise ich einfach auf mein Hörproblem hin und frage nach.
Wichtig: Ich sage den Menschen auch, dass ich unter einer besonderen Form der Schwerhörigkeit leide und dass bei Gesprächen bestimmte Regeln eingehalten werden müssen.
Was noch wichtig ist: Wie hoch ist bei der der Hörausfall? Wende dich an das Versorgungsamt und lasse das als Behinderung bzw. Schwerbehinderung anerkennen. Den Antrag dafür kannst du über das Internet downloaden. Das bringt auf jeden Fall steuerliche Vorteile durch einen entsprechenden Freibetrag. Ist die Schwerhörigkeit als Schwerbehinderung anerkannt, also ab GdB 50, zahlst du bei der GEZ nur den verminderten Betrag. Antrag dafür gibt es auch über das Internet. Beide Anträge gleichzeitig wegschicken. Beim Versorgungsamt dauert der Erstantrag ca. 5 Monate und bei der GEZ hat man gut 6 Monate Zeit, um die anerkannte Schwerbehinderung nachzuweisen.
Ich komme bei Bedarf nochmal auf weitere Fragen zurück. Viel Glück und Kopf hoch. Du bist kein Einzelfall.