Man muss vorab klären, über welche Zählungsweise man spricht:
- über die Zahl der Verstorbenen "im Zusammenhang" mit Covid-19, oder
- über die Zahl der Verstorbenen, bei denen Covid-19 DIE Todesursache war.
Das RKI zählt die Verstorbenen nach Punkt 1, andere, wie zB die Stadt Hamburg, zählen die nach Punkt 2.
Unabhängig davon, dass die Behörden der Hansestadt mit ihren proportional gesehen hohen Infektionszahlen ein "politisches" Interesse daran haben mögen, die Zahl der corona-bedingten Todesfälle klein zu rechnen, sind das unwürdige Spielchen mit dem Risiko einer Infektion mit Sars-Cov-2. Ich finde es z.B. völlig in Ordnung, wenn man sich nur auf die Zahlen des RKI bezieht, weil innerhalb der RKI-üblichen Zählweise werden die Gefahren durch die Pandemie genauso deutlich, wie bei irgendeiner anderen Zählweise. Empfehlenswert ist aber, bundesweit eine einheitliche Zählweise zu haben, weil sonst die Vergleichbarkeit durch die selbstermächtigte Handhabung eines Bundeslandes schwierig wird. Ich will damit aber auch kein Föderalismus-Bashing aufrühren, weil wir uns so etwas in diesen verrückten Zeiten nicht leisten können. Wie man an diesem Medienbeitrag -> https://www.merkur.de/welt/coronavirus-deutschland-rki-zahlen-statistiken-falsch-tote-covid-19-robert-koch-institut-kritik-zweifel-zr-13640817.html <- sieht, kann der Rückgriff auf die Zahlweise zu einer Debatte führen, in der manche die Gefahr durch das neue Coronavirus herunterspielen (wollen?).
Hinzu kommt, dass es wenig gesicherte Erkenntnisse über die Zahl der nicht bekannten Todesfälle durch bzw. unter Einfluss von Sars-CoV-2 gibt. Es scheint aber sicher zu sein, dass es eine nicht unerhebliche Dunkelziffer gibt.
Und: Ja, es sterben auch junge Menschen an Covid-19, vor allem solche mit Vorerkrankungen. Ob es nun 10% oder weniger sind, ist schwer zu sagen, weil man erst definieren müsste, welche Altersstufe oder "Alterskohorte" (z.B. alle bis 35 Jahren) das Label "jung" bekommen soll. In der Grafik von RTL.de sind es in der Altersgruppe etwa 6.000 von 22.000 insgesamt, bei denen eine Infektion nachgewiesen wurde, also etwa 27%.
Mit Stand vom 4.4.2020 sehen nach Angaben des RKI die Zahlen so aus:
Das jüngste Corona-Todesopfer in Deutschland war bislang 28 Jahre alt, das älteste 105. Am 4.4. waren es nach Zählung des RKI 1.158 an/mit Corona Verstorbene, davon 65% Männer.
- 57 der Toten waren unter 60 Jahre alt, das sind etwa 5% aller Verstorbenen. (Das mit 28 Jahren jüngste Opfer hatte laut RKI Vorerkrankungen.)
- 101 der Toten waren zwischen 60 und 69 Jahre alt.
- 282 der Toten waren zwischen 70 und 79 alt.
- 572 der Toten waren zwischen 80 und 89 Jahre alt.
- 144 der Toten waren 90 Jahre und älter.
Quelle: https://www.deutschlandfunk.de/covid-19-rki-corona-tote-in-deutschland-derzeit-im.1939.de.html?drn:news_id=1117926
und:https://www.focus.de/gesundheit/news/die-welt-blickt-auf-uns-coronavirus-totenzahl-aus-3-gruenden-ist-die-sterberate-in-deutschland-so-niedrig_id_11856783.html