Das was du beschreibst, ist aller Wahrscheinlichkeit nach der Ursprung aller Religionen.
Der Mensch hat sich, als er dafür weit genug entwickelt war, Erklärungen für die beobachteten Natur-Phänomene gesucht, bspw. für Blitze.
Um sie zu erklären, entwickelte er eine Theorie bzw. ein Modell. Da der Mensch sich so etwas wie Atome usw. nicht vorstellen konnte, nahm er etwas, das ihm sehr ähnlich war: Götter, mit menschlichen Werten, Aussehen, usw. Somit war bspw. ein Blitz ein Wurfspeer von Zeus.
Götter sind / waren quasi, in der Hinsicht, die du hier ansprichst, ein wissenschaftliches Modell zur Erklärung der Natur. Man könnte von empirischer Physik sprechen.
Religion befriedigt u. a. das menschliche Bedürfnis, Dinge verstehen zu wollen.
Später, im Lauf der Geschichte, hat man mithilfe von Göttern (bzw. Religion) noch weitere aufkommende Bedürfnisse befriedigt, wie bspw. das Lindern der Angst vor dem Tod, ein Grund, bestimmte gesellschaftliche Regeln durchzusetzen usw. Und somit wurden Religionen auch immer komplexer.
Später mit dem Aufkommen der wissenschaftlichen Arbeits- & Erklärungsweise, musste man viele Erklärungstheorien & -modelle, die Religionen anbieten, falsifizieren. Bspw. wissen wir heute, dass ein Blitz nicht Zeus Wurfspeer ist.
Damit Religionen ihre Daseins-Berechtigung behalten konnten, entwickelte man sie weiter bzw. passte sie an, damit die gröbsten Widersprüche verschwanden. Dadurch sind sie immer abstrakter geworden. Das Christentum ist bspw. schon sehr viel abstarkter als der hellenische Polytheismus.
Das Problem ist nun, um beim Christentum zu bleiben, dass in der Bibel Dinge stehen, die mit dem heutigen Wissen über die Schöpfung nicht mehr in Einklang zu bringen sind. Das bekannteste Beispiel ist die Schöpfungs-Geschichte. Man könnte nun die Bibel ändern, doch das würde nicht gehen, da Religionen immer einen ultimativen Wahrheitsanspruch stellen und man somit zugeben müsste, dass sie irgendwo falsch liegen. Das ist ein Problem, das man dadurch löst, das alles, was im Widerspruch zum heutigen Wissen steht, nicht wörtlich genommen werden darf. Ein super Trick, den man theologische Deutung nennt, wodurch man jegliche Angriffsfläche für alle Zeiten beseitigt.
Anstatt eine Idee sterben zu lassen, wird sie einfach immer weiter angepasst.